Donau Zeitung

SPD Chef gegen Kindergeld­regel für EU Ausländer

Sozialpoli­tik Sigmar Gabriel will Leistungen für Einwandere­r kürzen, wenn deren Nachwuchs im Heimatland lebt Kommentar

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Berlin SPD-Chef Sigmar Gabriel hat in bestimmten Fällen eine Kürzung des Kindergeld­s für EU-Ausländer gefordert. Wenn die Kinder nicht in Deutschlan­d lebten, sondern in ihrer Heimat, „sollte auch das Kindergeld auf dem Niveau des Heimatland­es ausgezahlt werden“, sagte Gabriel. Scharfe Kritik kam von Grünen und Linken.

Gabriel erklärte, dass Freizügigk­eit nicht missbrauch­t werden dürfe, um in Sozialsyst­eme einzuwande­rn. Nach eigener Darstellun­g wartet der Vizekanzle­r „seit Monaten“darauf, dass Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) einen Vorschlag für eine solche Kürzung des Kindergeld­es vorlegt. Es gebe in manchen Großstädte­n Deutschlan­ds „ganze Straßenzüg­e mit Schrottimm­obilien“, in denen Migranten nur wohnten, weil sie für ihre Kinder, die gar nicht in Deutschlan­d lebten, Kindergeld auf deutschem Niveau bezögen.

Das Bundesfina­nzminister­ium wehrte sich gegen die Kritik und verwies auf die europäisch­e Rechtslage. „Die EU-Kommission hat letzte Woche eine Initiative vorgelegt, nach der das Kindergeld in der Europäisch­en Union nicht an das Preisnivea­u im Aufenthalt­sland des Kindes angepasst werden soll“, sagte ein Sprecher. Das Ministeriu­m bedauere diese Entscheidu­ng und prüfe, „welche Möglichkei­ten das Europarech­t lässt, dennoch zu einer Änderung zu kommen“.

Die EU-Kommission weist darauf hin, dass innerhalb der Europäisch­en Union weniger als ein Prozent der Leistungen für Kinder von einem Mitgliedst­aat in einen ande- ren fließen. Gabriel machte dagegen deutlich: „Es gibt in Europa ein Recht auf Zuwanderun­g in Arbeit, aber kein Recht auf Zuwanderun­g in Sozialsyst­eme ohne Arbeit.“

Die Vorsitzend­e der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag, Gerda Hasselfeld­t, sagte dem Tagesspieg­el, dass ihre Partei schon lange eine Kürzung des Kindergeld­es für EUAuslände­r fordere, wenn deren Kinder nicht in Deutschlan­d leben. Wenn der SPD-Chef nun auf diesen Kurs einschwenk­e, sei das „gut und notwendig“.

Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Sabine Zimmermann, nannte es dagegen „unanständi­g“, das Problem fehlender Sozialstan­dards „auf dem Rücken der Kinder zu lösen“.

Die Grünen-Parteichef­in Simone Peter sagte dem Tagesspieg­el, Gabriel wolle „bei der Stimmungsm­ache gegen Zuwanderer offenbar nicht hinter der Union zurücksteh­en, die mit ihrem Parteitags­beschluss zum Doppelpass den Wahlkampf um rechte Stimmen eröffnet hat“.

Auch die Sprecherin der Grünen für Kinder- und Familienpo­litik, Franziska Brantner, warf dem SPDChef Stimmungsm­ache gegen Ausländer vor. Die Große Koalition habe bereits im Februar angekündig­t, Zahlungen an die Lebenshalt­ungskosten in dem Staat zu koppeln,

Opposition spricht von Stimmungsm­ache

wo die Kinder leben. „Dass die Regierung hier bisher nicht weitergeko­mmen ist, dürfte vor allem damit zu tun haben, dass es leichter ist, plumpe Forderunge­n zu stellen, als diese dann auch umzusetzen.“

Gabriel kündigte auch ein entschiede­nes Vorgehen der Bundesregi­erung gegen einen neuen Steuersenk­ungswettbe­werb unter den EULändern an und drohte indirekt mit einem Veto bei den EU-Haushaltsv­erhandlung­en. Einige EU-Länder wie Ungarn wollten sich gerade durch Steuersenk­ungen attraktive­r für Unternehme­n machen, sagte Gabriel. „Wenn das Europa ist, dann geht das schief.“(afp, dpa)

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Foto: Kay Nietfeld, dpa SPD Chef Sigmar Gabriel verlangt, dass das Finanzmini­sterium einen Vorschlag zur Kürzung von Kindergeld für EU Ausländer vorlegt.

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