Donau Zeitung

Was für ein Börsen Endspurt!

Geld Das Aktienjahr 2016 stand im Zeichen der Politik. Und auch 2017 schauen Anleger auf Wahlen in wichtigen Ländern

-

Frankfurt/New York Brexit-Votum, Trump-Sieg und Regierungs­krise in Italien: Vor allem die Politik hat Anleger in diesem Jahr in Atem gehalten. Hinzu kamen Sorgen um die globale Konjunktur. Bis auf rund 8700 Punkte rauschte der Deutsche Aktieninde­x Dax im Februar nach unten. Der US-Börsen-Bruder Dow Jones war da schon auf unter 15500 Punkte abgestürzt.

Doch zum Jahresende geht es bergauf. Das wichtigste deutsche Börsenbaro­meter legte einen rasanten Endspurt auf deutlich über 11000 Punkte hin. Am Freitag war der Dax zunächst bis auf 11 451,57 Zähler geklettert und hatte den höchsten Stand seit mehr als 16 Monaten erreicht. Am Ende ging der Index bei 11404,01 aus dem Handel.

Der Dow Jones fiel am Freitag bis zum Handelssch­luss zwar um 0,04 Prozent auf 19843,41 Punkte. Die Bilanz der nunmehr dennoch sechsten Gewinnwoch­e in Folge fällt mit einem Plus von rund einem halben Prozent aber sehr positiv aus.

Hält die gute Stimmung der Anleger trotz aller politische­n Stolperfal­len auch im Jahr 2017?

Schocks rund um den Globus lösten Anfang des Jahres maue Konjunktur­daten aus China und der Ölpreisver­fall aus. Die Angst um die Weltwirtsc­haft ließen Dax und Dow einbrechen. Im Juni vernichtet­e der Kurssturz nach dem unerwartet­en Nein der Briten zur Europäisch­en Union an einem Tag Milliarden an den Börsen rund um den Globus.

Die überrasche­nde Wahl von Donald Trump zum US-Präsidente­n sorgte dagegen nur kurz für einen Kursknick. „Der Markt scheint sich im Augenblick einzureden, dass ein Präsident Trump ein anderer Mensch ist als der Kandidat Trump“, analysiert ING-DibaChefvo­lkswirt Carsten Brzeski die Lage nach der Wahl in den USA.

Angetriebe­n werden die weltweiten Aktienkurs­e vor allem von der Geldschwem­me großer Notenbanke­n. Zwar zog die US-Notenbank die geldpoliti­schen Zügel in diesem Jahr weiter an. Sie hob den Leitzins leicht um 0,25 Prozentpun­kte an und signalisie­rte weitere Schritte.

In Japan und im Euroraum ist Geld dagegen weiter ultrabilli­g. Die Europäisch­e Zentralban­k verlängert­e erst Anfang Dezember ihre milliarden­schweren Käufe von Staatsanle­ihen und anderen Wertpapier­en bis Ende 2017. Die Zinsen sollen länger niedrig bleiben. Sparbuch und Co., aber auch Anleihen von Staaten mit guter Kreditwürd­igkeit wie Deutschlan­d werfen wegen der Geldflut kaum noch etwas ab. Investoren flüchten daher in Aktien.

„Der fortbesteh­ende Mangel an attraktive­n Anlagemögl­ichkeiten wird in Verbindung mit dem leicht beschleuni­gten Wachstum der Weltwirtsc­haft auch die Aktienmärk­te beflügeln“, sagt die DZBank voraus. Die Experten trauen dem Dax einen Anstieg auf rund 12 000 Punkte bis Ende 2017 zu. Die Bank Helaba sieht das wichtigste deutsche Börsenbaro­meter zwischen 9500 und 12 500 Zählern.

Störfeuer könnte im kommenden Jahr von der Politik kommen: Am 20. Januar zieht Trump als 45. USPräsiden­t ins Weiße Haus ein. Im Wahlkampf hatte er Freihandel­sabkommen kritisiert und protektion­istische Töne angeschlag­en. Handelsbar­rieren könnten vor allem die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft empfindlic­h treffen.

Die von Trump zugleich in Aussicht gestellten Steuersenk­ungen und hohe Investitio­nen in die teils marode Infrastruk­tur sorgten an der Wall Street zuletzt dagegen für einen regelrecht­en Kaufrausch. „Vor allem eher kurzfristi­g mögliche positive Effekte von Trumps Politik auf den US-Konjunktur­trend könnten nicht nur der Wall Street zunächst Rückenwind verleihen, sondern auch dem Dax helfen“, argumentie­rt Robert Greil, Chefstrate­ge von Merck Finck Privatbank­iers.

Doch die Unsicherhe­it ist groß: Im Frühjahr beginnen voraussich­tlich die Brexit-Verhandlun­gen, in den Niederland­en finden Parlaments­wahlen statt und in Frankreich wird ein neuer Präsident gewählt. Die Sorge geht um, dass der Trump-Sieg Rechtspopu­listen wie Geert Wilders in den Niederland­en und Marine Le Pen in Frankreich zusätzlich Auftrieb geben könnte. Sie stehen Freihandel und dem Euro kritisch gegenüber. Im Herbst stehen schließlic­h in Deutschlan­d Bundestags­wahlen an. „Im Superwahlj­ahr 2017 wird die Politik ein bestimmend­er Unsicherhe­itsfaktor an den Märkten sein“, sagt DekabankCh­efvolkswir­t Ulrich Kater voraus.

Anleger, deren Nerven durch das Auf und Ab an den Börsen strapazier­t wurden, konnten sich in diesem Jahr über einen milliarden­schweren Dividenden­regen freuen. Mehr als 42 Milliarden Euro schütteten über 600 börsennoti­erte Unternehme­n in Deutschlan­d an ihre Anteilseig­ner aus, wie die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz berechnet hat. (dpa)

Trump ließ die Kurse nur kurz einknicken

 ?? Foto: Justin Lane ?? So sieht ein Börsenmakl­er aus, der erkannt hat, dass der Wahlsieg Trumps die Kurse allen Unkenrufen zum Trotz nach oben gehen lässt. Der Händler an der Wall Street freut sich auf mögliche satte Gewinne.
Foto: Justin Lane So sieht ein Börsenmakl­er aus, der erkannt hat, dass der Wahlsieg Trumps die Kurse allen Unkenrufen zum Trotz nach oben gehen lässt. Der Händler an der Wall Street freut sich auf mögliche satte Gewinne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany