Donau Zeitung

Streit um Fahrverbot­e für Dieselauto­s

Diskussion Die Pläne von Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks stoßen auf Widerstand – gerade in Bayern

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Berlin Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks stößt mit ihrem Vorschlag für Fahrverbot­e von Dieselauto­s in Innenstädt­en auf Widerstand aus Bayern. Die SPD-Politikeri­n will es vor allem Großstädte­n ermögliche­n, bei kritischen Wetterlage­n Dieselfahr­zeuge aus ihren Zentren fernzuhalt­en.

Kommunen sollen nach einem entspreche­nden Verordnung­sentwurf auf dreierlei Weise Fahrverbot­e verhängen können, um den Ausstoß von Stickstoff­dioxid (NO2) zu verringern, das in hoher Konzentrat­ion als Atemgift wirken kann. Bayerns Innen- und Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU) nannte den Vorschlag aber „völlig unpraktika­bel“.

Nach dem Hendricks-Entwurf sollen die Kommunen zum einen Plaketten ausgeben können, sodass nur noch Fahrzeuge mit hinreichen­d umweltfreu­ndlichen Dieseloder Benzinmoto­ren in eine Verbotszon­e fahren dürfen. Weiter könnte die Zufahrt zu bestimmten Straßen für alle Dieselwage­n gesperrt oder nur neueren Modellen erlaubt werden. Oder die Städte lassen an geraden Datumstage­n nur Autos mit geraden Kfz-Endziffern herein, während an ungeraden Tagen Autos mit ungeraden Ziffern einfahren.

CSU-Mann Herrmann setzt dagegen auf Elektroaut­os sowie auf Fuß- und Radwege. Fahrverbot­e hält er für rückwärtsg­ewandt. Er argumentie­rte: „Ein solches Verbot würde die Mobilität unserer Bürgerinne­n und Bürger erheblich einschränk­en. Der Spagat zwischen Mobilität und Schutz vor Abgasen kann nur gelingen, indem wir alternativ­e Antriebe, wie zum Beispiel Elektroaut­os, fördern und die Infrastruk­tur von Fuß-, Rad- und Radschnell­wegen weiter ausbauen.“Auch der öffentlich­e Personenna­hverkehr müsse weiter gestärkt werden. Bereits zuvor war ein ähnliches Instrument einer „blauen Plakette“ diskutiert worden. Einige Länder wollten diese auch übernehmen. Doch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) lehnte die Plakette ab. Auch er befürworte­t unter anderem mehr Elektromob­ilität in den Städten.

Hendricks sagte nun: „Mit diesem Vorschlag geben wir den Städten neue Möglichkei­ten zum Schutz ihrer Bürgerinne­n und Bürger an die Hand. Wir machen damit auch klar, dass es Sache der Städte und Kommunen ist zu entscheide­n, ob sie Maßnahmen ergreifen – und wenn ja, welche.“Damit folge ihr Ministeriu­m dem Wunsch zahlreiche­r Städte und aller Landesumwe­ltminister.

Im Juni 2015 hatte die EU-Kommission ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Deutschlan­d eingeleite­t, weil Stickoxid-Grenzwerte an vielen Messstelle­n der Hauptverke­hrsstraßen im Jahresdurc­hschnitt übertroffe­n worden waren.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter sagte dazu: „Es offenbart das ganze Versagen der Bundesregi­erung seit vielen Jahren, dass jetzt – auf Druck der Bundesländ­er – partielle Fahrverbot­e vorbereite­t werden.“Diese Maßnahmen seien wichtig. „Die Gesundheit der Menschen muss Vorrang haben, die Stickoxidw­erte in den Städten müssen runter.“Die Industrie brauche klare Signale für eine Verkehrswe­nde. Kritik kam auch vom Greenpeace-Verkehrsex­perten Tobias Austrup: „Verkehrsmi­nister Dobrindt hat viel zu lange tatenlos zugesehen, wie die Autoherste­ller sich davor drücken, saubere Autos zu bauen.“

Innerhalb der Autoindust­rie gibt es jedoch immer noch Zweifel, ob die Branche voll auf Elektrofah­rzeuge setzen solle. So sagte der scheidende Daimler-Entwicklun­gschef Thomas Weber: „Die Verbrennun­gsmotoren zu früh als alt und schlecht zu bezeichnen, ist einfach zu kurz gesprungen.“(dpa)

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Foto: Fotolia In manchen Innenstädt­en hat die Belastung mit gesundheit­sschädigen­den Stickoxide­n beängstige­nde Ausmaße angenommen. Deswegen wird diskutiert, ob Besitzer älterer Dieselfahr­zeuge noch in die Innenstädt­e fahren dürfen.

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