Donau Zeitung

Zurück bleibt ein großes Durcheinan­der

Kriminalit­ät Eine Familie in Immenstadt wird Opfer eines Einbruchs. Auch nachdem die Polizei die Spuren gesichert hat und alles aufgeräumt ist, geht der Ärger für den Hausbesitz­er weiter

- VON MARKUS BÄR

Keine Woche vergeht, ohne dass die Polizei in der Region Einbrüche vermeldet. Ziel der Langfinger sind meist Geld und Schmuck. Da viele Menschen heutzutage so etwas aber kaum noch im Haus haben, ziehen die Diebe oft ohne Beute wieder ab. Ein Einbruch muss zwar nicht sofort psychische Traumata zur Folge haben. Aber trotzdem sind die Konsequenz­en für die betroffene­n Hausbesitz­er und Wohnungsin­haber erheblich, wie der Fall einer Oberallgäu­er Familie zeigt. Sie ist jüngst Opfer einer Einbrecher­truppe geworden.

Die Familie wohnt seit 25 Jahren in einem Reihenmitt­elhaus in Immenstadt. Eine solide Wohnlage zwar, das große Geld würde man dort aber nicht vermuten. „Deshalb habe ich auch immer gedacht, dass wir nicht Ziel von Einbrecher­n werden“, sagt der 61-jährige Hausbesitz­er. Bis zu jenem Dienstagab­end Ende November. Die Familie hat mitsamt dem Sohn, der noch daheim wohnt, Freunde in München besucht. Sie ist am Nachmittag fortgefahr­en und kommt nach Mitternach­t zurück. Der Mann hat gerade den Wagen in die Garage gefahren, als die Ehefrau – sie ist schon vorher ausgestieg­en – aufgeregt ruft: „Sie haben bei uns eingebroch­en.“Die 54-Jährige geht sofort in die Wohnung, um sich ein Bild zu machen.

Ein Fehler, wie die Polizei später kritisiere­n wird. Es hätte ja sein können, dass die Einbrecher noch im Haus sind. Die überwiegen­d aus Osteuropa stammenden Einbrecher­banden wollen zwar im Regelfall keinerlei Begegnung mit ihren Opfern, sagt der Allgäuer Kripochef Michael Haber. „Aber wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen, kann es gefährlich werden.“

Der Hausbesitz­er stellt fest, dass die Täter die doppelten Küchenfens­terscheibe­n eingeschla­gen haben, um an den Fenstergri­ff zu kommen. Zuvor haben sie vergeblich versucht, das Fenster mit einem Brecheisen aufzuhebel­n. Über das Fenster steigen die Diebe dann ein. Um gleich im Erdgeschos­s und in der ersten Etage die Terrassen- und Balkontür aufzureiße­n. „Es war deshalb bitterkalt im ganzen Haus.“Die Einbrecher wollen sich so Fluchtwege sichern. Sie durchwühle­n alle Schränke, schaffen ein großes Durcheinan­der – finden aber letztlich nichts. „Sie haben nichts mitgenomme­n – aber uns einen unheimlich­en Ärger hinterlass­en“, schimpft der 61-Jährige. Später kommt dann die Polizei für die Spurensich­erung. Auch deshalb sollten Einbruchso­pfer erst einmal den Tatort nicht betreten. Vielleicht werden wichtige Spuren verwischt.

Dazu kommt die ganze Aufregung. Der Sohn kann die ganze Nacht nicht schlafen. Dann muss alles aufgeräumt werden. Noch heute sitzt der Familie der Schreck in den Knochen. Es gibt schließlic­h keine Garantie dafür, dass ein Haus oder eine Wohnung nicht zwei- oder mehrfach Ziel eines Einbruchs wird.

Der 61-Jährige ist froh, dass er zumindest eine Hausratsve­rsicherung hat, die auch Versicheru­ngsschutz für die Schäden bietet, die bei einem Einbruch entstehen. Doch auch bei diesem Thema gibt es Tücken. Das beschädigt­e Küchenfens­ter ist wegen einer Sondergröß­e eine Spezialanf­ertigung. Nicht nur, dass es schwierig ist, überhaupt einen Ersatz zu finden. Auch ist sich der Hausbesitz­er nicht sicher, was seine Versicheru­ngsgesells­chaft zahlt. Die Kosten für ein neues Fenster? Oder aber nur die Reparatur des alten Fensters, wobei man wohl auch künftig die Spuren des Einbruchs sehen könnte? Der Immenstädt­er befürchtet nun, ordentlich draufzahle­n zu müssen.

Die Familie hat sich darauf geeinigt, abschließb­are Griffe für Fenster, die Terrasse- und Balkontür einzubauen. Aber die Immenstädt­er wissen auch, dass es einen hundertpro­zentigen Schutz vor Einbrecher­n niemals geben wird. „Zudem nervt es mich, dass ich mich überhaupt mit diesem Thema befassen muss. Das ist so nötig wie ein Kropf. Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie das Haus besser zu sichern ist“, sagt der Mann. Und das dürfte nicht wenig Geld kosten.

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Foto: wnh Über das Küchenfens­ter sind die Täter in das Reihenmitt­elhaus in Immenstadt eingestieg­en. Wer zahlt den Schaden? Das sind Din ge, mit denen sich die Opfer im Nachhinein befassen müssen.

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