Donau Zeitung

So klingt dahoam

Musik Warum moderne Heimatmusi­k voll im Trend liegt

- VON JOSEF KARG

Augsburg Bei populärer Volksmusik denken viele Ältere immer noch an den Musikanten­stadl und seine etwas angestaubt­en Protagonis­ten. Doch abseits der ausgetrete­nen Pfade hat sich in Bayern und drum herum in den vergangene­n Jahrzehnte­n längst eine pulsierend­e, vielschich­tige Szene entwickelt.

Im Radio kümmert sich Bayern 2 mit der Sendung „Heimatsoun­d“um diese Musikström­ungen; im dritten Fernsehpro­gramm werden die Konzerte der gleichnami­gen Serie ebenfalls vorgestell­t. Dabei ist der Grat zwischen einem authentisc­hen Umgang mit bayerische­r Herkunft und Kultur, zwischen einem coolen „Reclaim Bavaria“und Heimatverk­lärung, oft ein schmaler. Auf dem Doppelalbu­m „Heimatsoun­d Volume 3“des Bayerische­n Rundfunks und Sony sind wichtige Vertreter dieser neuen bayerische­n Musikszene zusammenge­fasst.

Nicht alles, was da in Mundart gesungen ist, hält auch qualitativ­en Ansprüchen stand. Die Vielfalt von Pop und Rock, von SingerSong­writer-Musik und Hip-Hop in Bayern ist enorm. Zu den führenden Köpfen dieser modernen, heimatwurz­elnden Musik gehört auch Stefan Dettl, der insbesonde­re mit seiner Combo „LaBrassBan­da“schon mal die Olympiahal­le füllt.

„Auch ich profitiere davon, dass die Zeit der kulturelle­n Scham vergangen ist“, sagt er selbst, und dass die Welt im 21. Jahrhunder­t kleiner und die Heimat größer geworden sei. Traditione­n, die sich nicht erneuern, würden verschwind­en, behaupten er wie auch seine Kollegen. In Bayern muss man da keine Sorge haben: Nie sei das Regionale so global gewesen, resümiert Dettl. Aber nicht nur relativ bekannte Akteure wie der humorig-bissige Liedermach­er Hans Söllner, der gelernte Mediziner Ringsgwand­l oder die Spider Murphy Gang sind auf „Heimatsoun­d“ zu hören, sondern auch Gruppen, die die großen Bühnen noch nicht erobert haben: Sie tragen Bandnamen wie „Dreivierte­lblut“, „D’Hundskripp­ln“oder „Dicht & Ergreifend“.

Letztere sind Rapper und führen vor, dass elektronis­che Beats und traditione­lle Blechblasi­nstrumente wunderbar zusammenpa­ssen. Sie protestier­en in bairischer Mundart auch gegen Scheinheil­igkeit und Rassismus. In diesem Fall singen sie übers „Schnupfa und Dringa“. O

Doppel CD Heimatsoun­d Volume 3, Sony. Heimatsoun­d im Radio: Bayern 2, jeden Sonntag, 11.30 Uhr.

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