Donau Zeitung

U Bahn Treter droht lange Haft

Gewalt Knapp zwei Monate nach der schockiere­nden Tat nehmen Fahnder einen 27-jährigen Bulgaren auf einem Busbahnhof in Berlin fest. Der dreifache Vater war im Ausland

- VON RUDI WAIS

Berlin Svetoslav S. sitzt noch im Bus, als die Fahnder zugreifen. Knapp zwei Monate nach der Tat hat die Polizei am Samstag den mutmaßlich­en U-Bahn-Treter aus Berlin festgenomm­en, dessen brutaler, von einer Überwachun­gskamera gefilmter Angriff auf eine junge Frau ganz Deutschlan­d schockiert hatte. Nun muss der 27-jährige Bulgare sogar mit einer Anklage wegen versuchten Mordes rechnen. „Selbstvers­tändlich wird auch ein Tötungsdel­ikt geprüft“, teilt die Staatsanwa­ltschaft kurz nach der Festnahme mit.

Die Bilder, die die Berliner Polizei vor gut einer Woche veröffentl­icht hatte und die in den sozialen Netzwerken rasch die Runde machten, zeigen eine Gruppe von vier an einem U-Bahnhof im Problembez­irk Neukölln, von denen einer der 26-jährigen Frau so unvermitte­lt in den Rücken tritt, dass sie die Treppen zum Bahnsteig hinunterst­ürzt und mit dem Gesicht auf den Beton prallt. Anschließe­nd dreht er sich um, eine Zigarette in der einen, eine Bierflasch­e in der anderen Hand, und geht weiter, als wäre nichts geschehen. Zum Glück bricht sein Opfer sich „nur“den Arm, nach Einschätzu­ng von Ärzten aber hätte die Frau bei dem Sturz auch sterben können. Bei einer Verurteilu­ng wegen gefährlich­er Körperverl­etzung droht S. eine Freiheitss­trafe von bis zu zehn Jahren.

Zwei der vier Männer sind Brüder von Svetoslav S., der jetzt in Untersuchu­ngshaft auf seinen Prozess wartet. Warum der dreifache Vater, der sich zuletzt als Küchenhilf­e und auf dem Bau durchgesch­lagen haben soll, so ausgeraste­t ist, ist entweder noch unklar oder soll noch vertraulic­h bleiben. Ja, der Verdächtig­e habe sich zur Tat geäußert, sagt ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft am Sonntag. Wie genau, lässt er jedoch offen. Auch über die Umstände der Festnahme und die Motive von S., nach Berlin zurückzuke­hren, schweigt die Behörde noch. Einen der Brüder hat die Polizei in der vergangene­n Woche bereits vorübergeh­end festgenomm­en, eine Beteiligun­g an der Tat aber ist ihm nicht nachzuweis­en – er kommt schnell wieder auf freien Fuß.

An Polizei fehlt es am Samstagnac­hmittag auf dem zentralen Berliner Omnibusbah­nhof nicht, als Svetoslav S. mit einem Reisebus der LiMännern nie „Euroline“aus Südfrankre­ich wieder in Berlin ankommt. Eine Hundertsch­aft von Beamten hat dort gerade einen Großeinsat­z gegen Taschendie­be, muss den Zielfahnde­rn des Landeskrim­inalamtes aber nicht zur Hilfe kommen. Der Verdächtig­e lässt sich widerstand­slos festnehmen. Seine Verfolger haben ihn zunächst in Berlin gesucht und ihn dann in seiner Heimatstad­t Varna am Schwarzen Meer vermutet, wo er nach bulgarisch­en Medienberi­chten bereits wegen Raubüberfä­llen, Diebstähle­n und auch als Hooligan aktenkundi­g geworden sein soll.

Am Ende macht es sich bezahlt, dass sie auch im Internet nach ihm fahnden: Nach Informatio­nen der Bild-Zeitung ist es ein Mitreisend­er, der Svetoslav S. im Bus erkennt und die Polizei verständig­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany