Augen auf in Bad und Küche!
Randbemerkung
Zu den Orten, an denen man selten einen Fußball-Profi trifft, gehört der Baumarkt. Einerseits haben die Stars genug Geld, sich den Teppich von einem arbeitslosen Geisteswissenschaftler verlegen zu lassen. Andererseits sind sie ständig vom Umgang mit Messer, Schere und Gabel bedroht. Und wer nicht, wie der Engländer Darius Vassell, eine Blutblase mit der Bohrmaschine bearbeitet hat, was eine Blutvergiftung nach sich zog, stolpert über Autogrammjäger wie Frankfurts ehemaliger Torhüter Kevin Trapp und erleidet dabei eine Schultereckgelenksprengung. Dagegen kam Svein Grondalen noch gut davon. Als der frühere norwegische Nationalspieler beim Joggen mit einem Elch zusammenstieß, musste er lediglich für das nächste Länderspiel absagen. Viel gefährlicher als die freie Natur ist für Fußballer aber noch immer der eigene Haushalt.
Wer sich nicht scheut, auch dorthin zu gehen, wo es wehtut, kann in Küche und Bad einiges erleben. Von Dirk Schuster ist bekannt, dass er als Spieler keiner Gefahr aus dem Weg ging, was zu etlichen Blessuren führte. Die jüngste, ein blaues Auge, stammt nach Schusters Angaben von einem Sturz im Bad. Ein Malheur, vor dem niemand sicher ist. Wenn die Waschbeckenkante erst einmal mit 100 km/h auf den Augenbogen zurauscht, ist ein Hämatom sicher. Es hätte Schuster aber auch nicht gerettet, den Zusammenstoß zu vermeiden – die FCA-Führung wollte ihn so oder so loswerden. Aus sportlichen Gründen, wie es heißt, nicht aus optischen.
Es ist in diesen Bundesliga-Tagen nicht einfach, alle Personalrochaden zu verfolgen, ohne dass einem schwindelig wird. Die SchusterEntlassung war der sechste Rauswurf in nur 15 Spieltagen – LigaRekord. Die Management-Turbulenzen in Hamburg (Beiersdorfer) und Wolfsburg (Allofs) nicht mitgerechnet. Sportlich geht es schon lange drunter und rüber. Champions-League-Anwärter wie Mönchengladbach und Wolfsburg hängen am Tabellenende, oder, wie Dortmund, Leverkusen und Schalke, im Niemandsland. Die Schiedsrichter begleiten das Durcheinander mit einem ausgewachsenen Formtief, das auch an diesem Spieltag wieder zu krassen Fehlurteilen geführt hat.
So aufgewühlt steuert die Liga zur Wochenmitte einem Gipfel entgegen, wie ihn kein Spielplaner besser hinbekommen hätte. Bayern gegen Leipzig. Titelverteidiger gegen Herausforderer. Alt- gegen Neureich. Tradition gegen Moderne. Das Beste, was die Liga zu bieten hat, auf einer Spielfläche versammelt. O du fröhliche!
Danach allerdings beginnt für die Profis die gefährlichste Jahreszeit. Weihnachten. Wer nicht glaubt, was beim Öffnen der Päckchen alles passieren kann, sei an Leon Andreasen erinnert. Der Ex-Profi von Hannover 96 hat sich dabei den halben Daumen abgeschnitten.