Donau Zeitung

Jubel und Erleichter­ung

Heimsieg Augsburgs neuer Trainer Baum stellt seine Mannschaft offensiver auf als Vorgänger Schuster und wird dafür belohnt. Ob er damit schon einer Festanstel­lung nähergekom­men ist?

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Es war ein Bild mit Symbolchar­akter. Als Schiedsric­hter Tobias Stieler (Hamburg) am Samstag in der WWK-Arena abpfiff und damit den 1:0 (0:0)-Sieg des FC Augsburg besiegelte, gehörten Manager Stefan Reuter und Chefscout Stefan Schwarz zu den Ersten, die Manuel Baum direkt an der Seitenlini­e gratuliert­en. Erst danach holte sich Baum ein verdientes Küsschen bei Frau Miriam ab.

Erst am Mittwoch hatte der 37-Jährige die Nachfolge von Dirk Schuster angetreten. Nach nur 166 Tagen im Amt hatten die Verantwort­lichen beim FCA erkannt, dass Schuster, zuvor für geschätzt eine Million Euro vom SV Darmstadt 98 freigekauf­t und mit einem Vertrag bis 2019 ausgestatt­et, doch nicht ihren Vorstellun­gen entsprach.

Intern muss es aber schon lange zwischen Schuster, Reuter und Schwarz, der maßgeblich an der sportliche­n Philosophi­e des FCA mitarbeite­t, rumort haben. Schuster war anscheinen­d nicht so empfänglic­h für Tipps wie sein Vorgänger Weinzierl oder jetzt auch Baum.

Reuter hatte am Samstag im Bauch der WWK-Arena mehr oder weniger bestätigt, dass die Kommunikat­ion mit Schuster nicht so war, wie er sich das gewünscht hatte. „Da hatten wir in der einen oder anderen Situation unterschie­dliche Auffassung­en.“Der Trainer müsse nicht alles umsetzen, meinte Reuter, „aber man muss offen sein, sich Dinge anhören“. Das taten Baum, Reuter und Schwarz seit Mittwoch (Reuter: „Es war eine sehr intensive Woche“).

Ergebnis war eine auf vier Positionen veränderte Mannschaft gegenüber dem 0:1 in Hamburg. Jeffrey Gouweleeuw kehrte zweieinhal­b Monate nach seinem Lungenkoll­aps auf das Spielfeld zurück. Takashi Usami gab sein Startelf-Debüt.

Der Japaner hatte dabei großes Glück, dass er nach gut einer Stunde nicht die Rote Karte sah, als er Christoph Kramer übermotivi­ert, im Kampf um den Ball, an der Mittellini­e umgrätscht­e. Kramer erlitt einen Außenband- und Kapselriss.

Was aber noch wichtiger als die personelle­n Änderungen war: Der FCA spielte nicht mehr, wie unter Schuster, mit dem Hauptaugen­merk auf Risikomini­mierung, sondern mit etwas mehr Mut nach vorne. Schuster hatte seinem Team immer erst mal mit auf den Weg gegeben, nicht zu verlieren. Baum versuchte seinen Spielern zu vermitteln, das Spiel gewinnen zu wollen. Schusters Taktik war durchaus erfolgreic­h, aber eben nicht attraktiv.

Am Samstag hatte Baum das FCA-Spiel in der Theorie wieder an die Weinzierl-Ära angegliche­n, in der Praxis blieb aber noch vieles Stückwerk. „Es war jetzt nicht alles Gold, was glänzt. Nach drei Tagen braucht man auch keine Wunderding­e zu erwarten oder dass wir die Sterne vom Himmel spielen“, sagte Daniel Baier.

Da auch die Gladbacher derzeit wie ein angeschlag­ener Boxer durch die Bundesliga wanken, waren die 90 Minuten nicht schön anzuschaue­n. Tormöglich­keiten gab es kaum. Doch den meisten FCA-Fans war es wichtig, dass ihre Mannschaft wieder mal etwas wagte, sich wenigstens bemühte, das Spiel selber zu diktieren. Und Baum versuchte seine Spieler mit viel Engagement in diesem Tun zu überzeugen. Er trieb seine Mannschaft wild gestikulie­rend nahezu permanent an der Außenlinie an. „Er hat 90 Minuten gepowert, ich bin gespannt, was seine Stimme morgen macht“, sagte Reuter. Er war mit dem Debüt seines Interimstr­ainers sehr zufrieden: „Es hatte jeder eine klare Vorgabe, es wusste jeder, was zu tun ist. Von daher ein glückliche­r Sieg.“

Denn bis zur 75. Minute schien sich das Spiel ergebnismä­ßig in die sehr dürftige Heimbilanz des FCA im Jahr 2016 (bis Samstag nur drei Heimsiege) einzureihe­n. Doch dann kam Maskenmann Martin Hinteregge­r und köpfte mit seinem ersten Bundesliga­tor den FCA zum Sieg. Ausgerechn­et der Ex-Gladbacher Hinteregge­r.

Manuel Baum gelang damit etwas, was Jos Luhukay, Markus Weinzierl und Dirk Schuster verwehrt blieb. Er gewann sein erstes Bundesliga­spiel als FCA-Trainer. Kein schlechtes Detail in seiner Bewerbung um eine längere Anstellung.

Darüber will man sich beim FCA aber erst nach dem Spiel bei Borussia Dortmund am Dienstag (20 Uhr) Gedanken machen. Baum selbst zeigt sich vor seinem vielleicht schon wieder letzten Spiel als Bundesliga-Trainer selbstbewu­sst: „Wenn man als Trainer mit einem Unentschie­den zufrieden wäre, fände ich es nicht so toll.“Schuster hätte so etwas wohl nicht gesagt.

FC Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouwelee uw, Hinteregge­r, Max (69. Stafylidis) – Usami (87. Günther Schmidt), Baier, Mora vek (72. Hal. Altintop), Schmid – Ji, Koo Borussia Mönchengla­dbach Sommer – Elvedi, Christense­n, Vestergaar­d, Wendt – Strobl, C. Kramer (59. J. Korb) – Hahn, Da houd (85. Jon. Hofmann), Hazard – Raffael (75. Drmic) Schiedsric­hter Tobias Stieler (Hamburg) Zuschauer 28 653 Tore 1:0 Hinteregge­r (75.)

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Der Moment des Schlusspfi­ffs: Stefan Reuter (li.) jubelt, Manuel Baum kann es kaum fassen. Er hat mit dem FCA sein erstes Spiel gewonnen.
Foto: Ulrich Wagner Der Moment des Schlusspfi­ffs: Stefan Reuter (li.) jubelt, Manuel Baum kann es kaum fassen. Er hat mit dem FCA sein erstes Spiel gewonnen.

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