Jubel und Erleichterung
Heimsieg Augsburgs neuer Trainer Baum stellt seine Mannschaft offensiver auf als Vorgänger Schuster und wird dafür belohnt. Ob er damit schon einer Festanstellung nähergekommen ist?
Augsburg Es war ein Bild mit Symbolcharakter. Als Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) am Samstag in der WWK-Arena abpfiff und damit den 1:0 (0:0)-Sieg des FC Augsburg besiegelte, gehörten Manager Stefan Reuter und Chefscout Stefan Schwarz zu den Ersten, die Manuel Baum direkt an der Seitenlinie gratulierten. Erst danach holte sich Baum ein verdientes Küsschen bei Frau Miriam ab.
Erst am Mittwoch hatte der 37-Jährige die Nachfolge von Dirk Schuster angetreten. Nach nur 166 Tagen im Amt hatten die Verantwortlichen beim FCA erkannt, dass Schuster, zuvor für geschätzt eine Million Euro vom SV Darmstadt 98 freigekauft und mit einem Vertrag bis 2019 ausgestattet, doch nicht ihren Vorstellungen entsprach.
Intern muss es aber schon lange zwischen Schuster, Reuter und Schwarz, der maßgeblich an der sportlichen Philosophie des FCA mitarbeitet, rumort haben. Schuster war anscheinend nicht so empfänglich für Tipps wie sein Vorgänger Weinzierl oder jetzt auch Baum.
Reuter hatte am Samstag im Bauch der WWK-Arena mehr oder weniger bestätigt, dass die Kommunikation mit Schuster nicht so war, wie er sich das gewünscht hatte. „Da hatten wir in der einen oder anderen Situation unterschiedliche Auffassungen.“Der Trainer müsse nicht alles umsetzen, meinte Reuter, „aber man muss offen sein, sich Dinge anhören“. Das taten Baum, Reuter und Schwarz seit Mittwoch (Reuter: „Es war eine sehr intensive Woche“).
Ergebnis war eine auf vier Positionen veränderte Mannschaft gegenüber dem 0:1 in Hamburg. Jeffrey Gouweleeuw kehrte zweieinhalb Monate nach seinem Lungenkollaps auf das Spielfeld zurück. Takashi Usami gab sein Startelf-Debüt.
Der Japaner hatte dabei großes Glück, dass er nach gut einer Stunde nicht die Rote Karte sah, als er Christoph Kramer übermotiviert, im Kampf um den Ball, an der Mittellinie umgrätschte. Kramer erlitt einen Außenband- und Kapselriss.
Was aber noch wichtiger als die personellen Änderungen war: Der FCA spielte nicht mehr, wie unter Schuster, mit dem Hauptaugenmerk auf Risikominimierung, sondern mit etwas mehr Mut nach vorne. Schuster hatte seinem Team immer erst mal mit auf den Weg gegeben, nicht zu verlieren. Baum versuchte seinen Spielern zu vermitteln, das Spiel gewinnen zu wollen. Schusters Taktik war durchaus erfolgreich, aber eben nicht attraktiv.
Am Samstag hatte Baum das FCA-Spiel in der Theorie wieder an die Weinzierl-Ära angeglichen, in der Praxis blieb aber noch vieles Stückwerk. „Es war jetzt nicht alles Gold, was glänzt. Nach drei Tagen braucht man auch keine Wunderdinge zu erwarten oder dass wir die Sterne vom Himmel spielen“, sagte Daniel Baier.
Da auch die Gladbacher derzeit wie ein angeschlagener Boxer durch die Bundesliga wanken, waren die 90 Minuten nicht schön anzuschauen. Tormöglichkeiten gab es kaum. Doch den meisten FCA-Fans war es wichtig, dass ihre Mannschaft wieder mal etwas wagte, sich wenigstens bemühte, das Spiel selber zu diktieren. Und Baum versuchte seine Spieler mit viel Engagement in diesem Tun zu überzeugen. Er trieb seine Mannschaft wild gestikulierend nahezu permanent an der Außenlinie an. „Er hat 90 Minuten gepowert, ich bin gespannt, was seine Stimme morgen macht“, sagte Reuter. Er war mit dem Debüt seines Interimstrainers sehr zufrieden: „Es hatte jeder eine klare Vorgabe, es wusste jeder, was zu tun ist. Von daher ein glücklicher Sieg.“
Denn bis zur 75. Minute schien sich das Spiel ergebnismäßig in die sehr dürftige Heimbilanz des FCA im Jahr 2016 (bis Samstag nur drei Heimsiege) einzureihen. Doch dann kam Maskenmann Martin Hinteregger und köpfte mit seinem ersten Bundesligator den FCA zum Sieg. Ausgerechnet der Ex-Gladbacher Hinteregger.
Manuel Baum gelang damit etwas, was Jos Luhukay, Markus Weinzierl und Dirk Schuster verwehrt blieb. Er gewann sein erstes Bundesligaspiel als FCA-Trainer. Kein schlechtes Detail in seiner Bewerbung um eine längere Anstellung.
Darüber will man sich beim FCA aber erst nach dem Spiel bei Borussia Dortmund am Dienstag (20 Uhr) Gedanken machen. Baum selbst zeigt sich vor seinem vielleicht schon wieder letzten Spiel als Bundesliga-Trainer selbstbewusst: „Wenn man als Trainer mit einem Unentschieden zufrieden wäre, fände ich es nicht so toll.“Schuster hätte so etwas wohl nicht gesagt.
FC Augsburg Hitz – Verhaegh, Gouwelee uw, Hinteregger, Max (69. Stafylidis) – Usami (87. Günther Schmidt), Baier, Mora vek (72. Hal. Altintop), Schmid – Ji, Koo Borussia Mönchengladbach Sommer – Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt – Strobl, C. Kramer (59. J. Korb) – Hahn, Da houd (85. Jon. Hofmann), Hazard – Raffael (75. Drmic) Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) Zuschauer 28 653 Tore 1:0 Hinteregger (75.)