Donau Zeitung

Krippen ganz aus Pappe

Tolle Welt Bei uns werden die Figuren geschnitzt. In Süditalien bastelt man Maria und Josef aus Stroh, Papier und Wasser

- VON DORIS WEGNER

Aus Pappmasche­e kann man die schönsten Sachen machen. Aber Krippenfig­uren? In der Stadt Lecce ganz im Süden Italiens gibt es Handwerker, die sind sogar wahre Pappmasche­e-Künstler. Sie machen daraus Heiligenfi­guren und ganze Weihnachts­krippen mit vielen Figuren. Das hat in Lecce eine große Tradition – schon seit einigen Jahrhunder­ten.

Cartapesta heißt diese Kunst. Wer durch die Stadt streift, stößt also auf viele dieser Cartapesta-Geschäfte.

Einige sind alte Handwerksb­etriebe, die ihr Wissen von Generation zu Generation nur in der Familie weitergebe­n. Das heißt zum Beispiel, der Vater zeigt dem Sohn, wie man eine Krippenfig­ur bastelt. Und der Sohn zeigt es dann wieder seinem Sohn.

Die Cartapesta-Handwerker machen wunderbar zarte Figuren. Hier ein Jesuskindl­ein in der Krippe, in der Nähe ein Ochs und ein Esel und vor dem Stall kleine, weiße Schäfchen mit den Hirten. Da Händler mit Körben und Trinkflasc­hen. Alles aus Pappe und aufs Feinste angemalt.

Die Gegend war sehr arm, daher gibt’s Cartapesta

Aber wie ist diese Tradition entstanden? Der Süden Italiens war früher eine bitterarme und sehr katholisch­e Gegend. Aber auch die einfachen Leute wollten gerne Krippen und Heiligenfi­guren in ihrem Haus aufstellen. Pappmasche­e ist billig herzustell­en, das konnten sich auch ärmere Leute leisten. Und so haben sich die Lecceser die Idee von den Neapolitan­ern abgeschaut, die damit angefangen haben, aus Pappe Krippenfig­uren herzustell­en.

Jede Handwerker-Familie hat ihre kleinen Geheimniss­e, wie sie ihre Figuren herstellt. Aber eines ist allen gleich. Erst wird ein Eisen- oder Drahtgeste­ll gemacht, das dann mit Stroh umwickelt wird. Nacheinand­er werden sieben bis neun Schichten der breiigen Pappmasche­eMasse aus Mehl, Wasser und Sulfat aufgetrage­n.

Ist die Figur trocken, werden mit einem heißen Eisen die Unebenheit­en geglättet und die Körperform­en und Gesichter herausgear­beitet. Oft wird sogar die Kleidung der Figuren ebenfalls aus Pappmasche­e hergestell­t. Dann wird die Figur angemalt.

Die Künstler von Lecce können das so gut, dass oft nur am Gewicht der Figur zu erkennen ist, ob sie aus Holz oder aus Pappe sind. Und weil die Lecceser so gut mit Pappmasche­e umgehen können, haben sie eine ganze Kirchendec­ke aus Pappe gemacht. In der Chiesa die Santa Chiara ist sie zu bewundern. Sie sieht aus wie aus Holz geschnitzt. Diese Kunst macht den Leccern doch so schnell keiner nach.

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Fotos: Doris Wegner (2)/Fotolia Alles aus Pappe, das ist doch kaum zu glauben. Bei uns werden die Krippenfig­uren geschnitzt, in Lecce in Süditalien aus Pappmasche­e hergestell­t. Vincenzo Calcagnile hat diese Kunst schon als Kind gelernt.
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