Krippen ganz aus Pappe
Tolle Welt Bei uns werden die Figuren geschnitzt. In Süditalien bastelt man Maria und Josef aus Stroh, Papier und Wasser
Aus Pappmaschee kann man die schönsten Sachen machen. Aber Krippenfiguren? In der Stadt Lecce ganz im Süden Italiens gibt es Handwerker, die sind sogar wahre Pappmaschee-Künstler. Sie machen daraus Heiligenfiguren und ganze Weihnachtskrippen mit vielen Figuren. Das hat in Lecce eine große Tradition – schon seit einigen Jahrhunderten.
Cartapesta heißt diese Kunst. Wer durch die Stadt streift, stößt also auf viele dieser Cartapesta-Geschäfte.
Einige sind alte Handwerksbetriebe, die ihr Wissen von Generation zu Generation nur in der Familie weitergeben. Das heißt zum Beispiel, der Vater zeigt dem Sohn, wie man eine Krippenfigur bastelt. Und der Sohn zeigt es dann wieder seinem Sohn.
Die Cartapesta-Handwerker machen wunderbar zarte Figuren. Hier ein Jesuskindlein in der Krippe, in der Nähe ein Ochs und ein Esel und vor dem Stall kleine, weiße Schäfchen mit den Hirten. Da Händler mit Körben und Trinkflaschen. Alles aus Pappe und aufs Feinste angemalt.
Die Gegend war sehr arm, daher gibt’s Cartapesta
Aber wie ist diese Tradition entstanden? Der Süden Italiens war früher eine bitterarme und sehr katholische Gegend. Aber auch die einfachen Leute wollten gerne Krippen und Heiligenfiguren in ihrem Haus aufstellen. Pappmaschee ist billig herzustellen, das konnten sich auch ärmere Leute leisten. Und so haben sich die Lecceser die Idee von den Neapolitanern abgeschaut, die damit angefangen haben, aus Pappe Krippenfiguren herzustellen.
Jede Handwerker-Familie hat ihre kleinen Geheimnisse, wie sie ihre Figuren herstellt. Aber eines ist allen gleich. Erst wird ein Eisen- oder Drahtgestell gemacht, das dann mit Stroh umwickelt wird. Nacheinander werden sieben bis neun Schichten der breiigen PappmascheeMasse aus Mehl, Wasser und Sulfat aufgetragen.
Ist die Figur trocken, werden mit einem heißen Eisen die Unebenheiten geglättet und die Körperformen und Gesichter herausgearbeitet. Oft wird sogar die Kleidung der Figuren ebenfalls aus Pappmaschee hergestellt. Dann wird die Figur angemalt.
Die Künstler von Lecce können das so gut, dass oft nur am Gewicht der Figur zu erkennen ist, ob sie aus Holz oder aus Pappe sind. Und weil die Lecceser so gut mit Pappmaschee umgehen können, haben sie eine ganze Kirchendecke aus Pappe gemacht. In der Chiesa die Santa Chiara ist sie zu bewundern. Sie sieht aus wie aus Holz geschnitzt. Diese Kunst macht den Leccern doch so schnell keiner nach.