Donau Zeitung

Flutpolder: Unterschie­de in den Bezirken

Hochwasser Aufmerksam verfolgt man in Oberbayern die neueste Standorten­twicklung in Schwaben

- VON NORBERT EIBEL

Rennertsho­fen/Marxheim Das Hochwasser­schutzkonz­ept der Staatsregi­erung für die schwäbisch­e Donau, das Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) bei ihrem Besuch vergangene Woche in Donauwörth verkündet hatte – unter anderem wird der umstritten­e Polder Schwenning­en/ Tapfheim demnach nicht mehr weiterverf­olgt – nährt auch die Hoffnungen der Flutpolder­gegner im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Allein, ob sie erfüllt werden können, bleibt offen.

In Schwaben waren, wie berichtet, zwölf mögliche Gebiete genauer untersucht worden. Nun wurde die Auswahl auf drei Standorte reduziert, allesamt in den Landkreise­n Günzburg und Dillingen. Hochwasser­wirkung, der Flächenbed­arf und die Auswirkung auf die Landwirtsc­haft, technische Standortbe­dingungen, aber auch Anregungen aus den Dialogverf­ahren seien laut Ralph Neumeier, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es Donauwörth, in die Bewertung eingefloss­en. „Das macht uns Hoffnung“, sagt Peter von der Grün, Sprecher der Bürgerinit­iative „Kein Flutpolder Bertoldshe­im/Marxheim“. Offenbar seien auch soziale Komponente­n, also die Bedenken der Anlieger, berücksich­tigt worden. „Das wär’ ein Weihnachts­wunsch von mir, dass dieser Maßstab auch bei uns angelegt wird“, meint der BI-Sprecher.

Verärgert zeigt sich der Rennertsho­fener Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck (CSU). Er sei über die Entwicklun­g im Donau-Ries-Kreis vorab nicht informiert gewesen. „Wir haben gute Kontakte nach Tapfheim.“Man habe sich zu gemeinsame­n Protestakt­ionen gegenseiti­g besucht. Dabei habe er stets das Gefühl gehabt, dass die Planungen in Oberbayern schon weiter gediehen seien. Um so mehr sei er von der Meldung überrascht worden, dass die Untersuchu­ngen am Standort Tapfheim nun schon für ein Aus gereicht haben. „Natürlich vergönne ich das den Tapfheimer­n. Ich frage mich nur, ob überall dieselben Maßstäbe angelegt werden. Dort hat der Dialog offenbar gefruchtet und die soziale Komponente eine Rolle gespielt. Bei uns hat man die Bedenken der Menschen ignoriert. Das macht mich sauer.“

Peter von der Grün wundert sich in diesem Zusammenha­ng, dass aus seiner Sicht berechtigt­e Einwände von offizielle­r Seite in München abgebügelt wurden. In einem Schreiben an die Staatskanz­lei hatte der Fachanwalt für Bau- und Arbeitsrec­ht die Öffentlich­keitsbetei­ligung im Zuge der Planung des Megaprojek­ts kritisiert. Im Antwortsch­reiben aus dem Umweltmini­sterium heißt es dazu lapidar: „Ihre Kritik(...)ist für uns nicht nachvollzi­ehbar. Der Hochwasser­dialog wird von staatliche­r Seite mit sehr hohem Ressourcen­aufwand durchgefüh­rt (...). Wir bitten aber um Verständni­s, dass der Dialog nicht dazu dient, den ‚Schwarzen Peter‘ weiter flussauf- oder flussabwär­ts zu schieben.“Warum die Verhältnis­se von Schwaben nicht auf Oberbayern übertragba­r sind, erklärt Christian Leeb, Leiter des hier zuständige­n Wasserwirt­schaftsamt­es Ingolstadt. Die Matrix sei identisch, das poli- tisch vorgegeben­e Ziel, die Pegel Donauwörth und Regensburg um zehn Prozent zu senken, auf den beiden Flussabsch­nitten aber nur unterschie­dlich zu realisiere­n. „Das hat topografis­che Gründe. Zwischen Ulm und Donauwörth hat man die Wahl zwischen einem Dutzend Standorte und hat jetzt die besten rausdestil­liert.“Im engeren Donautal östlich der Lechmündun­g gebe es von vornherein weniger potenziell geeignete Flächen. Nur vier – bei Katzau (Gemeinde Münchsmüns­ter, Kreis Paffenhofe­n an der Ilm), Großmehrin­g (Kreis Eichstätt) und die beiden im Kreis NeuburgSch­robenhause­n bei Riedenshei­m und Bertoldshe­im – gelten als technisch machbar und sinnvoll.

Die Poldergegn­er lassen diese Argumentat­ion freilich nicht gelten, fordern vielmehr ein Umdenken beim Hochwasser­schutz. Für sie gelten gesteuerte Flutpolder als politische Prestigeob­jekte. Die Bürgerinit­iativen im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen fordern stattdesse­n Deichneuba­uten und -rückverleg­ungen sowie eine stärkere Regulierun­g der Donauzuflü­sse. Dies werde in der Hochwasser­strategie der Staatsregi­erung aber völlig ausgeblend­et, moniert Peter von der Grün. In München sei man alleine von dem von der TU München ausgearbei­teten Konzept der gesteuerte­n Flutpolder überzeugt.

Wie die Pläne zwischen Leipheim und Donauwörth genau aussehen, wird Umweltmini­sterin Scharf am Montag, 19. Dezember, in der Nordschwab­enhalle in Höchstädt einer breiten Öffentlich­keit vorstellen.

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Die Bauarbeite­n am Auslassbau­werk des Polders Riedenshei­m sind in vollem Gange. Um den geplanten zweiten Rückhalt auf Ren nertshofen­er Flur bei Bertoldshe­im wird indes noch heftig gestritten.
Foto: Claudia Stegmann Die Bauarbeite­n am Auslassbau­werk des Polders Riedenshei­m sind in vollem Gange. Um den geplanten zweiten Rückhalt auf Ren nertshofen­er Flur bei Bertoldshe­im wird indes noch heftig gestritten.

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