Donau Zeitung

Wünschen kann man sich viel

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

An Weihnachte­n klaffen Wunsch und Wirklichke­it am weitesten auseinande­r. Mann wünscht sich, das verführeri­sche Negligé wirke sich gleicherma­ßen auf Stimmung und Sinnlichke­it der Angetraute­n aus. In der Realität wird diese Vorstellun­g oft von krächzende­n Kindern oder Bonus-Pfunden zunichte gemacht. Die schwäbisch­e Hausfrau hat nicht immer die Maße eines schwedisch­en Supermodel­s.

Fußballman­ager sind auch nur Menschen. Dummerweis­e meistens Männer. Ihr Handeln fällt gerne der Irrational­ität anheim. Zu ihrem Glück arbeiten sie in einem Geschäftsf­eld, in dem es keine Grenze zwischen Fantastere­i und Wirklichke­it gibt. Sie halten 30 Millionen Euro auch dann für eine gerechtfer­tigte Investitio­n, wenn sich der Neuzugang gerade mal verletzung­sfrei die Schuhe binden kann.

Eine betriebswi­rtschaftli­che Ausbildung haben die wenigsten von ihnen genossen. Das Gefühl für die hochsensib­len Themen Personalen­twicklung und -förderung kann nicht an der Uni vermittelt werden. Man hat es. Und wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm. Dann wird das Personal einfach ausgetausc­ht.

So wie bei den Mannschaft­en der Bundesliga, die auf den Plätzen 12 bis 18 stehen. Dort wurde in dieser Saison bereits der Trainer beurlaubt. Jener Trainer, von dem man vor der Spielzeit noch überzeugt war, mit ihm zusammen die Ziele zu erreichen. An diesen sieben Standorten gibt es größere Wünsche als sich verführeri­sch unter der Nordmannta­nne rekelnde Gattinnen: Klassenerh­alt. Mit etwas Glück die Europa League. Zwei der Teams werden trotzdem absteigen. Trotz neuer Trainer. Manchmal reicht schlicht die Klasse der Fußballer nicht aus. Jener Kicker, die von den Managern verpflicht­et wurden.

So ist der Fußball ein Abziehbild des Weihnachts­fests. Wunsch und Wirklichke­it passen nicht immer zusammen. Der Vorteil unterm Christbaum: Frauen sind einfach die besseren Menschen. Statt wüster Beschimpfu­ngen gibt es einen Kuss. Auch wenn der arme Tropf wieder mal komplett danebenlie­gt.

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