Donau Zeitung

Aufatmen in Berlin

Reaktionen Anis Amri kann keinen Schaden mehr anrichten. Das sorgt für Entspannun­g

- VON MARTIN FERBER

Berlin Bundeskanz­lerin Angela Merkel erfuhr die Nachricht aus erster Hand. Der neue italienisc­he Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni, erst seit wenigen Tagen im Amt, rief seine deutsche Amtskolleg­in am Freitagmor­gen persönlich an, um ihr mitzuteile­n, dass der Attentäter von Berlin, der 24-jährige Tunesier Anis Amri, in der Nacht in Mailand erschossen und zweifelsfr­ei identifizi­ert wurde.

Entspreche­nd groß war die Erleichter­ung im Regierungs­viertel im Berliner Spreebogen wie im Roten Rathaus, dem Sitz des Regierende­n Bürgermeis­ters. Bundeskanz­lerin Angela Merkel, Innenminis­ter Thomas de Maizière (beide CDU) und Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) dankten den italienisc­hen Behörden für ihre Arbeit und die Zusammenar­beit, kündigten gleichzeit­ig aber auch an, Konsequenz­en aus der Tat zu ziehen. So forderte Merkel eine umfassende Analyse des Terroransc­hlags und forderte den Innen- und Justizmini­ster auf, „baldmöglic­hst“Ergebnisse vorzulegen. Die Regierung werde notwendige Maßnahmen „zügig verabreden und umsetzen“. Zudem verlangte sie mehr und schnellere Abschiebun­gen nach Tunesien. Dies sagte sie auch in einem Telefonat mit dem tunesische­n Präsidente­n Beji Caid Essebsi am Freitagnac­hmittag.

„Ich bin sehr erleichter­t, dass von diesem Attentäter keine Gefahr mehr ausgeht“, sagte de Maizière. Ein Team des Bundeskrim­inalamtes sei auf dem Weg nach Mailand, um sich dort an Ermittlung­sarbeiten zu beteiligen. Gleichwohl warnte er: „Mit dem Fahndungse­rfolg hat sich die terroristi­sche Bedrohungs­lage nicht geändert.“Er und sein SPDKollege Maas kündigten an, bereits im Januar die Frage zu klären, wie Ausreisepf­lichtige so schnell wie möglich abgeschobe­n werden können und wie Gefährder besser überwacht werden können.

Der BadenWürtt­emberger CDU-Bundestags­abgeordnet­e Christian von Stetten kritisiert­e die Behörden und sprach von einem „Staatsvers­agen“: „Wenn sich jemand mehrfach als Selbstmord­attentäter anbietet, dann darf der nicht mehr frei rumlaufen.“

Generalbun­desanwalt Peter Frank bekräftigt­e, dass die Ermittlung­en „mit hoher Intensität“weitergehe­n würden. Es müsse geklärt werden, wie Amri von Berlin nach Mailand gekommen sei, ob es in Deutschlan­d Helfer und ein Unterstütz­ernetzwerk gab und ob es sich bei der Waffe, mit der er einen Polizisten in Mailand angeschoss­en hatte, um die gleiche Waffe handle, mit der der polnische Fahrer des Tatfahrzeu­gs erschossen wurde.

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De Maizière

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