Deutsche Bank muss büßen
Skandal Das Finanzinstitut gehörte zu den Verursachern der Krise um Immobilienkredite in den USA. Dafür bekommt es eine Quittung, die nicht so exzessiv hoch wie befürchtet ausfällt
Frankfurt Die Deutsche Bank muss im Streit um dubiose Hypothekengeschäfte in den USA eine hohe Strafe zahlen. Die eigentliche Buße für Deutschlands größtes Geldhaus beträgt 3,1 Milliarden Dollar (2,96 Milliarden Euro). Hinzu kommen, über mehrere Jahre gestreckt, 4,1 Milliarden Dollar an finanziellen Erleichterungen für Kreditnehmer in den USA. Auf einen entsprechenden Vergleich mit der US-Justiz einigte sich jetzt das Institut nach monatelangen Verhandlungen. Die scheidende US-Regierung von Barack Obama hatte zuletzt auf das Tempo gedrückt in den Verhandlungen mit Banken, denn im Januar übernimmt Donald Trump das Präsidentenamt. Nur wenige Stunden nach der Einigung mit der Deutschen Bank verkündete auch der Schweizer Rivale Credit Suisse einen Vergleich wegen fragwürdiger Hypothekendeals, der mit 5,3 Milliarden Dollar Strafe und Ausgleich insgesamt ein Stück niedriger ausfällt als bei den Frankfurtern.
Für einen Teil der Summe hatte die Deutsche Bank bereits Geld zurückgelegt – allerdings nicht genug. Die Strafgeldzahlung werde das Er- gebnis im vierten Quartal mit etwa 1,17 Milliarden US-Dollar vor Steuern belasten, hieß es. Das ist finanziell noch zu verkraften: Die Frankfurter haben in den ersten neun Monaten des Jahres vor Steuern 1,6 Milliarden Euro verdient.
Die Anleger zeigten sich nach dem Vergleich erleichtert: Die Papiere der Deutschen Bank kletterten zeitweise um drei Prozent und erreichten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit März. Die Aktien entfernten sich weiter von ihrem Rekordtief von 9,898 Euro Ende September, als die Sorgen über eine sehr hohe Zahlung im Hypothekenstreit den Kurs belastet hatte. Ursprünglich hatte eine Strafe von 14 Milliarden Dollar gedroht. Mitte September hatte das US-Justizministerium mit dieser Forderung die Anleger der Deutschen Bank aufgeschreckt. Das Bekanntwerden ließ den Börsenwert einbrechen und löste Spekulationen über Staatshilfen aus. Der Konzern hatte 5,9 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückgelegt. Börsenbriefautor Hans Bernecker sieht mit dem Vergleich die „Kuh vom Eis“. Daniel Saurenz von Feingold Research hält das Ergebnis für gut verkraftbar, weil sich die Zahlungen an US-Konsumenten auf mehrere Jahre verteilen. In dem Streit ging es um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007. Dem Dax-Konzern wurde vorgeworfen, mit solchen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben.
Für die Deutsche Bank sind die Unsicherheiten über die Kosten für die Rechtsstreitigkeiten der größte Belastungsfaktor. Sie werfen den Konzern auf seinem Sanierungskurs zurück. In den vergangenen Jahren kosteten Strafen Deutschlands größtes Geldhaus bereits mehr als zwölf Milliarden Euro. (dpa)
Obama hatte zuletzt auf das Tempo gedrückt