EU stützt Italiens Bankenhilfe
Nicht nur Krisenhaus Monte ist in Gefahr
Rom/Brüssel Die italienische Regierung hat ein Rettungspaket für die angeschlagene Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena beschlossen. Das Kabinett erließ in der Nacht zu Freitag ein Notfall-Dekret, das die Bildung eines Fonds mit Mitteln in Höhe von 20 Milliarden Euro anordnet. Das Geld ist dazu gedacht, neben Monte dei Paschi auch andere Krisenbanken im Land zu stützen. Brüssel zeigte sich offen für die Rettungsversuche. Unter gewissen Auflagen sei eine „vorsorgliche Rekapitalisierung“möglich, erklärte ein Sprecher der EUKommission am Freitag.
Es gebe bereits „enge und konstruktive Kontakte“zur Ausarbeitung eines Sanierungsplans. Die Hilfen müssten von der EU-Kommission genehmigt werden. Das Ziel der Intervention des Staates sei es, die Ersparnisse von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu stärken, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni. Monte dei Paschi will die Hilfe in Anspruch nehmen und bat die Regierung um frisches Geld zur Stärkung der Kapitalbasis. „Wir müssen jetzt schauen, ob auch andere Banken um Hilfe bitten“, sagte Finanzminister Pier Carlo Padoan.
Eine Intervention des Staates bedeutet die faktische Verstaatlichung des Geldhauses, das, 1472 gegründet, als älteste Bank der Welt gilt. „Die drittgrößte Bank Italiens wird wieder vollständig die Kraft erlangen, um zu operieren“, sagte Padoan. Monte dei Paschi ächzt seit geraumer Zeit unter faulen Krediten. Wie berichtet, scheiterte eine geplante Kapitalerhöhung. Das Institut braucht bis Ende des Jahres fünf Milliarden Euro an frischem Kapital, um Verluste bei der Auslagerung fauler Kredite auszugleichen. Durch den parallel stattgefundenen Umtausch von Anleihen in Aktien kamen nur gut zwei Milliarden zusammen. Mit einer Verstaatlichung sollen nicht nur die Einlagen der Sparer geschützt werden, sondern auch die der Privatinvestoren. Viele Anleger in Italien haben ihre Altersvorsorge auf Bankanleihen aufgebaut. Am Freitag blieben Aktien und Anleihen vom Handel an der Mailänder Börse ausgesetzt. (dpa)