Wo Sterne geboren werden
Astronomie Der Astrophysiker Harald Lesch erklärt, was man zur Weihnachtszeit am Himmel alles sehen kann und was hinter dem Stern von Bethlehem steckt
München Wenn es im Winter in der Weihnachtszeit kälter wird und die Tage kürzer sind, kann man die Sterne am Himmel besonders gut sehen. Welche speziellen Sternenkonstellationen man in dieser Zeit beobachten kann und was es mit dem Stern von Bethlehem auf sich hat, kann der Astrophysiker Harald Lesch von der Sternenwarte der Ludwig-Maximilians-Universität in München erklären. Man lernt: Auch für Sterne gibt es eine Geburtsstätte.
Halten Sie an Weihnachten nach einer besonderen Sternenkonstellation Ausschau? Harald Lesch: Ja, es gibt eine Sternenkonstellation, die ich sehr schätze, einfach weil sie schön und leicht erkennbar ist. Das ist der Orion. Da sieht man die drei Gürtelsterne, dann gibt es oben links einen roten Stern, das ist die Beteigeuze, unten rechts gibt es einen Stern, das ist die Rigel. Das Interessante am Orion ist, dass es die Orionwolke gibt, und in der entstehen hunderte von Sternen. Das ist also eine Geburtsstätte von Sternen. Dieses Bild sieht man nur im Winter am Himmel. Das finde ich einfach schön und gucke immer gerne nach.
Was hat es denn aus Forschersicht mit dem Stern von Bethlehem auf sich? Lesch: Der Stern von Bethlehem ist ja eine Geschichte, die sich durch die Zeit gehalten hat. Also muss da etwas am Himmel gewesen sein. Es gab verschiedene Varianten, die sich durch die Geschichte gezogen haben. Zuerst hat man gedacht, dass wäre ein Komet gewesen. Später hat der Astronom Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts eine Konstellation der Planeten Saturn und Jupiter gefunden, die sehr nah beieinander stehen und die dann so erscheinen könnten wie ein Stern. Inzwischen konzentriert sich alles auf die Konjunktion dieser zwei Planeten, die als Gasplaneten sehr groß sind und das Licht der Sonne reflektieren. Wenn sie also nah am Himmel stehen, dann erscheinen sie wie ein Stern.
Was fasziniert Sie nach all der Zeit immer noch am Universum? Lesch: Die Sterne sind ja die Quelle der Energie, von der alle Lebewesen leben. Für uns gibt es eigentlich nur einen wichtigen Stern und das ist die Sonne. Da will man natürlich wissen, wie sie funktioniert. Das Faszinierende ist, dass im Inneren der Sonne etwas passiert. Das Licht, von dem wir jetzt gerade leben, ist vor mehreren Millionen Jahren entstanden. Es braucht ewig, um aus diesem Gasball herauszukommen. Wenn man sich anschaut, was alles aus dieser Sonnenenergie wird: Tiere, Pflanzen und Menschen. Die Sonne ist also der Lebensspender schlechthin. Da muss man sich einfach mit Sternen beschäftigen, weil sie die Quelle sind von allem, was auf dem Planeten möglich ist. (epd)