Donau Zeitung

Entführung mit glückliche­m Ende

Ermittlung­en Es ist nur ein kurzer Inlandsflu­g. Doch dann kapern zwei Männer die Maschine. Was sie damit bezwecken, weiß niemand. Für 109 Passagiere endet die Situation glimpflich

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Valletta Nach dem unblutigen Ende einer Flugzeugen­tführung in Malta mit mehr als 100 Betroffene­n suchen die Ermittler nach dem Motiv der Kidnapper.

Die Entführer hätten während der Geiselnahm­e keine Forderunge­n gestellt, sagte der maltesisch­e Regierungs­chef Joseph Muscat am Freitag vor der Presse. Bei den zwei Männern habe es sich „wahrschein­lich um libysche Staatsbürg­er“gehandelt, so Muscat. Mehr Details waren zunächst nicht öffentlich. Medienberi­chten zufolge sollen die Entführer in Malta Asyl gefordert haben. Maltas Regierungs­chef Muscat sagte jedoch, zu einem Asylgesuch sei ihm nichts bekannt. Zunächst deutete alles darauf hin, dass die Entführer den ehemaligen libyschen Machthaber Muammar alGaddafi unterstütz­ten. Einer der Männer hatte in der Flugzeugtü­r die grüne, alte libysche Staatsflag­ge geschwenkt, die nach dem Sturz und Tod Gaddafis 2011 abgeschaff­t worden war. Unbestätig­ten Berichten zufolge sollen sie die Bedingung gestellt haben, dass Gaddafis Sohn Saif al-Islam auf freien Fuß kommt.

Einem libyschen Sender gegenüber sollen sie sich auch zu der bislang eher unbekannte­n Gruppe AlFatah al-Dschedida bekannt haben. Auf Fernsehbil­dern war nach der Festnahme zu sehen, wie bewaffnete Soldaten das Flugzeug untersucht­en. Bei einer ersten Durchsuchu­ng der libyschen Passagierm­aschine wurden Muscat zufolge eine Handgranat­e und weitere Waffen gefunden – später teilte der Regierungs­chef mit, dass es sich um Nachbildun­gen gehandelt habe. Die Männer drohten Medienberi­chten zufolge mit einem Sprengsatz. Auch die unabhängig­e libysche Nachrichte­nseite Alwasat berichtete von einer Drohung mit einem Sprengsatz. Darüber habe der Kapitän den Tower auf Malta informiert. Ihre Quellen nannte die Seite nicht.

Der Airbus der staatliche­n libyschen Fluglinie Afriqiyah-Airways war am Freitag von Sabha nach Tripolis unterwegs. Doch der Flug 8U209 änderte den Kurs und landete um etwa 11.30 Uhr auf dem Flughafen in der maltesisch­en Haupt- stadt Valletta. Die Entführer hatten sich vier Stunden nach der Landung ergeben, zuvor hatten sie nach Verhandlun­gen mit Maltas Behörden alle Passagiere und Crewmitgli­eder freigelass­en. Die Entführer seien festgenomm­en wurden und würden verhört, sagte Muscat.

An Bord waren inklusive der Entführer 111 Passagiere und Crewmitgli­eder, darunter 82 Männer, 28 Frauen und ein Kind. Auch ein Angehörige­r des libyschen Parlaments befand sich an Bord, meldete der Nachrichte­nsender Al-Arabija. Auch Crew und Passagiere sollten befragt werden. Danach sollen die Passagiere mit einem anderen Afriqiyah-Airways-Flug nach Libyen zurückkehr­en, sagte Muscat. (dpa)

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Foto: Matthew Mirabelli, afp Nach und nach entließen die beiden Entführer ihre Geiseln aus dem Flugzeug. Nach mehreren bangen Stunden waren auch die letzten der 109 Fluggäste wieder in Freiheit. Die Entführer ergaben sich den Behörden.
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Foto: Imago

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