Hoffnungslos in München
Tatort: Klingelingeling
ARD, Montag, 20.15 Uhr „Klingelingeling“heißt der neue Münchner „Tatort“. Was mit dem Eiermann, der kommt, nichts zu tun hat. Nicht einmal mit Weihnachtsglöckchen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag klingelt eher ein Trauerglöckchen. Weil ein neugeborenes Baby tot am Altar einer Kirche aufgefunden wird. Das krasse Gegenteil zur christlichen Überlieferung, wonach ein Kind geboren wurde, das für sinnstiftendes Leben steht.
Hier aber geht es um brutale Wirklichkeit: um die Bettlerszene in Großstädten, die von Gangs kontrolliert wird; um wie Ware importierte Menschen, die ihre Cents genauso abliefern müssen wie Prostituierte ihren Sexlohn. In „Klingelingeling“stehen zwei junge rumänische Bettlerinnen im Mittelpunkt. Tida, Mutter des Kindes, und ihre Schwester Anuscha fliehen vor einem Ausbeuter der mittleren MafiaEbene, der brutal mit den Hoffnungslosen umgeht. Eine Flucht, nicht nach Ägypten, sondern in eine bessere Zukunft.
Die Dramaturgie eines Fernsehspiels rund um die sozialen Widersprüche des Weihnachtsfests kann aber dem „Tatort“nicht genügen. Und da hat offenbar der renommierte Regisseur Markus Imboden seine Probleme. Die tragische Story bekommt er vor allem in den Anfangsszenen gut in den Griff, aber die Szenen zwischen den Hauptkommissaren Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) lösen sich mit ihren Kumpelwitzen aus der Story. Der Batic, den kein Mensch einlädt, konstatiert: „Weihnachten wird eh überschätzt.“Derweil Leitmayr ständig jammert, dass er für seine Mutter und sich eine Gans besorgen muss. Am Ende findet das Weihnachten der beiden Kumpels ganz anders statt. So wie es eigentlich der Geist der Weihnacht will.
Deutlich wird aber auch, dass die Spezl-Zickereien Staub angesetzt haben. Ein erwartbarer Gag trifft auf den anderen. Zickereien funktionieren bei den Mann-Frau-Duos viel besser. Was ja logisch ist. Haben wir schon geschrieben. Und bleiben auch dabei.
Fazit: Kann man anschauen, ist aber kein Hit. Rupert Huber