So bleiben die Feiertage unglücksfrei
Sicherheit Augenmaß ist im Haushalt das ganze Jahr über angesagt, an Weihnachten und Silvester ganz besonders. Was man beachten sollte
Für Ulrike Anwald-Deisenhofer ist Sicherheit im Haushalt ein großes Thema. Bevor sich ihre Schüler dem Küchenherd auch nur nähern oder sich übers Tischleindeck-dich Gedanken machen, heißt es für die Realschul-Fachlehrerin in Wertingen zunächst „Sicherheit geht vor“. Damit will die Fachfrau für Haushalt und Ernährung ihren elf bis zwölf Jahre alten Eleven aber keineswegs den Appetit auf Leckeres verderben, sondern vielmehr die wichtigen Regeln im Umgang mit Messer, Mixer, Pfanne oder Haushaltsleiter schmackhaft machen.
Was so simpel klingt, hat einen ernsthaften Hintergrund. Denn statt wohlklingender Rezepte zückt die umsichtige Pädagogin anfangs drastische Statistiken. Zumal die Spinnwebe an der Decke, das Staubsaugerkabel, die Teppichkante oder der am Boden abgelegte Besen, vermeintliche Kleinigkeiten in den eigenen vier Wänden, schlimme Folgen nach sich ziehen können. So kam es laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 2014 zu etwa drei Millionen Unfällen – zu Hause. Zum Vergleich: Auf der Straße hatte es im gleichen Zeitraum „nur“400 000 Unglücke gegeben. Noch dramatischer fällt eine Gegenüberstellung der Opfer aus: So starben an den Folgen von häuslichen Unfällen laut Statistischem Bundesamt über 9000 Menschen, im Verkehr waren es rund 3000.
Den Küchenstuhl statt die Leiter zu nehmen, mit dem Messer das im Toaster eingeklemmte Brot befreien, auf den Badewannenrand steigen, um die Fliesen zu reinigen? „Bei vielen Unfällen ist Leichtsinn im Spiel“, weiß Lehrerin AnwaldDeisenhofer und versucht mit dem wichtigen Schulfach ein Jahr lang ihre angehenden Haushaltsexperten für das umsichtige Verhalten in der Wohnung zu sensibilisieren. Denn nach Zahlen des Vereins „Aktion Das sichere Haus“(DSH) sind vier von fünf Ereignissen mit mehr oder weniger schmerzvollen Auswirkungen auf menschliches Versagen zurückzuführen. Weil die Wahrscheinlichkeit dafür besonders zwi- Advent und Drei Könige, der Zeit der längeren Aufenthalte daheim, sehr hoch ist, rät der DSH zu verstärkter Aufmerksamkeit.
Keine leichte Aufgabe in Zeiten von duftendem Weihnachtspunsch und kräftiger Feuerwerksknallerei. Ernüchternde Fakten steuert dabei Karl Aumiller, Versicherungsexperte in Dillingen, bei. Selbst ein Freund des gemütlichen Beisammenseins, schießt der Mann als passionierter Hobbyfotograf gerne Bilder von explodierenden Neujahrsraketen – aber: Wenn die Versicherungen für Silvesterschäden rund 37 Millionen Euro aufbringen müssten, dann seien das keine finanziellen Bagatellen. Daher rät der gebürtige Holzheimer: „Augenmaß beim Böllerspaß.“Sei es, dass man nur mit handelsüblichen Explosivstoffen nach draußen geht, die ein „CE“-Zeichen oder die Zulassungs- marke der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) tragen. Überhaupt sieht der Sprecher des Bezirksverbandes Augsburg im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute in deutschen Haushalten das ganze Jahr über ein gewisses Gefahrenpotenzial. Ein paar Tipps vom Fachmann, wie die Feiertage unglücksfrei über die Bühne gehen:
Adventskranz: Vorsicht ist geboten, da es laut Versicherungsmann Karl Aumiller in deutschen Wohnzimmern rund 11 000 Mal im Jahr brennt. Starkes Austrocknen der Zweige vermeiden, weil diese schnell Feuer fangen können. Auf feuerfeste und stabile Unterlagen aus Metall, Glas, Ton, Steingut oder Porzellan stellen.
Weihnachtsdekoration: In Kerzennähe sind Strohsterne, Tannenzapfen, Filzengel, Transparentpaschen pier und Pappfiguren besonders gefährdet. Deshalb lieber auf Materialien wie Porzellan, Glas, Metall und Tonerde zurückgreifen, was nicht weniger hübsch ausfallen muss. Lichterketten und Lichtschläuche sollten immer das GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit) oder die dreieckige VDE-Prüfplakette tragen.
Kerzen: Natürliche Leuchten sollte man stets im Blick behalten. Vor dem Verlassen des Raumes sollten sie gründlich ausgepustet werden. Die Lichter rechtzeitig austauschen, bevor sie ganz niedergebrannt sind. Eine Alternative stellen selbstlöschende Stumpenkerzen dar. Zünden Sie sie am Baum immer von oben nach unten und machen sie diese in umgekehrter Reihenfolge wieder aus. Auf ausreichenden Abstand zu Zweigen und Baumschmuck achten. Kleine Kinder und Haustiere dürfen nie allein im Raum mit echten Kerzen sein. Besser elektrische Systeme einsetzen.
Christbaum: Die Pflanze steht dort gut, wo sie nicht der Zugluft ausgesetzt ist. Wenn sie mit Wachsleuchtern ausgestattet ist, sollte ein ausreichender Abstand zu leicht brennbaren Gegenständen wie Möbeln oder Vorhängen eingehalten werden. Der Baum sollte frisch gekauft werden, weil Trockenes wie Zunder brennen und sogar explodieren kann. Empfehlenswert ist ein mit Wasser befüllbarer Ständer, der frisch hält und durch das zusätzliche Gewicht mehr Stabilität schafft. In der Nähe (nicht darunter oder dahinter) sollten stets ein Eimer Wasser und eine Decke griffbereit sein. Praktisch sind auch Feuerlöschdosen. Legen Sie Geschenke nicht direkt unter den Baum mit brennenden Kerzen. Die Sachen könnten schnell Feuer fangen.