Caesar und der 25. Dezember
Blick in die Geschichte
Caesar musste in Ägypten nach dem Rechten sehen und sah ganz nebenbei, dass die Ägypter hervorragende Astronomen und Kalenderkenner waren. Der römische Kalender mit seinen 355 Tagen war verbesserungswürdig. Man musste ständig Tage nachschieben, damit Sonne, Mond und Sterne nicht völlig aus dem Ruder liefen. Wieder in Rom und mit neuem Wissen ausgestattet, ließ Gaius Julius Caesar den heimischen Ka- lender zurechtrücken. Er verlängerte die Monate und kam so auf 365 Tage. Dieser julianische Kalender ist inzwischen 2061 Jahre alt. Er hat sich – zum gregorianischen Kalender renoviert – bis heute gehalten. Seither ist auch der 25. Dezember ein besonderer Tag.
Das liegt allerdings daran, dass Caesars Sterndeutern ein kleiner Berechnungsfehler unterlaufen ist. Sie legten die längste Nacht und den kürzesten Tag, also die Wintersonnenwende, um diesen 25. Dezember. Und dabei blieb es einige Jahrhunderte, bis die Sonnenwende nach etwas genauerer Betrachtung auf den 21. des gleichen Monats vorverlegt wurde. Der 25. Dezember aber behielt auf Dauer seine Bedeutung. Das hat viel mit Religion zu tun. Denn der Tag der vermeintlichen Sonnenwende gehörte einem der wichtigsten römischen Götter, dem Sonnengott. Um ihn bildete sich ein stetig wachsender Kult: der Kult vom unbesiegten Sonnengott, dem „sol invictus“. Diesen Sonnengott feierten die Römer jedes Jahr am 25. Dezember, auch wenn die tatsächliche Sonnenwende schon ein paar Tage zurücklag. Der Gottesverehrung tat die kleine Ungenauigkeit keinen Abbruch. Bald kam etwas sehr Praktisches hinzu: Der 25. blieb auch dann noch heilig, als sich die Christen im Römischen Reich ausbreiteten und einen anderen Gott um diese Zeit herum zu feiern begannen. Ihr Gott war – anders als Sol – nicht einer unter vielen, sondern einer allein. Aber das neue Fest der Geburt Christi am 25. Dezember konnte nahezu nahtlos die alte, populäre Sonnengottfeier ablösen, als Konstantin das Christentum zur führenden Religion in seinem Reich erhob. Allerdings feierten viele Römer am 25. Dezember noch lange ihren traditionellen Sonnengott. Und viele Christen warfen weiterhin ein ehrfürchtiges Auge auf die wieder erstarkende Sonne. Man berief sich auf die Bibel, in der es heißt: „Aufgehen wird euch die Sonne der Gerechtigkeit.“