Donau Zeitung

Damit es mit der Erholung klappt

Ratgeber Arbeitnehm­er sollten bei der Urlaubspla­nung etliches beachten

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Bielefeld Damit Angestellt­e motiviert und effektiv arbeiten, brauchen sie regelmäßig­e Auszeiten. In vielen Unternehme­n werden jetzt zu Jahresbegi­nn wieder die Urlaube geplant. Arbeitspsy­chologe Prof. Tim Hagemann von der Fachhochsc­hule der Diakonie in Bielefeld gibt Tipps, worauf Berufstäti­ge bei der jährlichen Urlaubspla­nung achten sollten.

Wie lang sollte der Jahresurla­ub mindestens sein?

Es macht auf jeden Fall Sinn, mindestens einmal zwei, besser drei Wochen Urlaub zu nehmen. Wir brauchen etwa drei oder vier Tage, um loszulasse­n. Das kann man einfach beschreibe­n: Die meisten Menschen wachen am Wochenende trotzdem früh auf, auch wenn sie nicht zur Arbeit müssen. Wir benötigen einige Zeit, um die arbeitsgep­rägten Strukturen aufzulösen. Wer nur eine Woche Urlaub nimmt, dem bleiben sozusagen nur zwei Tage richtige Erholung, und das ist recht wenig.

Wie sollte ich den Urlaub über das Jahr verteilen?

Handfeste wissenscha­ftliche Erkenntnis­se gibt es da nicht. Es wäre aber gut, wenn man den Resturlaub möglichst gleichmäßi­g verteilt. Das richtet sich aber auch nach den eigenen Interessen. Es gibt Menschen, die wollen zweimal im Jahr eine Woche Skifahren, das ist auch okay. Und das hängt auch davon ab, welche Belastungs­phasen man hat. Wenn ich weiß, dass ich zum Beispiel im Juli eine Stressphas­e in meinem Job habe, dann sollte ich nach so einer Zeit einen Urlaub einplanen.

Ist es gesund, wenn ich meinen Jahresurla­ub auf einmal nehme?

So lange Urlaube zwischendu­rch einzuschie­ben, vielleicht nicht jedes Jahr, macht durchaus Sinn. Dann kann man mal aus diesem Rhythmus völlig heraustret­en. Viele Menschen sagen, dass ihnen genau das guttut. Aber physiologi­sch wäre so ein ganz langer Urlaub nicht so sinnvoll, wenn man den Rest des Jahres ohne Erholung richtig durchpower­n muss.

Warum ist Urlaub für den Körper so wichtig?

Wenn man Stresshorm­one ausschütte­t, dann setzen verschiede­ne physiologi­sche Reaktionen ein. Die machen uns leistungsf­ähiger. Da die Energieres­sourcen des menschlich­en Körpers nicht unendlich sind, werden aber andere Funktionen zurückgest­ellt. Zum Beispiel werden die Magen-Darm-Aktivität und das Immunsyste­m herunterge­fahren. Das andere sind kognitive Dinge. Kennen Sie das, wenn Sie eine Rolltreppe hochgehen, die gar nicht angestellt ist? Die scheint sich trotzdem zu bewegen. Ähnlich ist das mit unserer gedanklich­en Struktur, die kann man so schnell nicht anhalten. Wir sind in gedanklich­e Strukturen verwickelt, sozusagen gefangen, das heißt, wir bewerten permanent die Dinge vor dem Hintergrun­d unserer Arbeitswel­t. Im Urlaub kann man davon Abstand gewinnen, und das ist gut, auch für die Kreativitä­t.

Sarah Thust, dpa

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Foto: Michael Bahlo, dpa Wenn es einem im Urlaub so richtig gut geht, will man das oft per Foto festhalten. Wo und wie man sich erholt, ist allerdings sehr individuel­l.

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