Der Kampf mit den Lichtern
Das wahre Leben
Ich bin weder Actionheld noch Musikstar. Dennoch kam ich mir vor kurzem vor wie Arnold Schwarzenegger als Terminator oder Schlagersänger Heino. Denn beide tragen selbst bei Dunkelheit gern Sonnenbrille. Und genau das tat ich neulich auch – abends bei der Heimfahrt hinterm Steuer.
Was zugegebenermaßen skurril und gefährlich klingt, hatte einen einfachen Grund. Die Sonne war weg, dennoch herrschte auf der Straße keine Dunkelheit. Ständig kamen mir Scheinwerfer mit gleißend hellem Licht entgegen oder rasten von hinten auf mich zu. Die geballte Ladung Halogen, Xenon und Co. brach über mich herein. Es fühlte sich an wie im Film „Krieg der Sterne“. Dann gesellte sich noch ein SUV hinter meine Heckscheibe, der es locker mit einem Raumschiff aus dem Science-Fiction-Epos hätte aufnehmen können.
Gerüstet mit modernster Beleuchtungs-Technologie, schaffte es der Allradpanzer mühelos, das restliche Lichtgewitter der Autobahn zu überstrahlen. All meine Versuche, den blendenden Scheinwerfern zu entweichen, scheiterten. Dann kam mir die Idee mit der Sonnenbrille. Was soll ich sagen? Ich konnte damit jedenfalls besser sehen als ohne.
Ich habe keine Sehschwäche. Mit meinen 27 Jahren fiel mir Fahren bei Dunkelheit bisher nie schwer. „Sollte ich vielleicht zum Augenarzt?“, grübelte ich. Später kam mir ein Auto mit „normalem“Licht entgegen. Dann blendete der Fahrer ab – der sanfte Schein zuvor war tatsächlich Fernlicht. „Nein, mit meinen Augen ist alles in Ordnung“, war ich mir sicher. Und etwas anderes wurde mir klar: Um im Kampf der Lichter zu bestehen, brauche ich wohl oder übel selbst ein Auto mit abgedunkelten Scheiben, abblendenden Spiegeln und Flutlicht-Schweinwerfern. Bis es so weit ist, bleibt die Sonnenbrille jedenfalls im Handschuhfach.