Donau Zeitung

Wiesn Attentat: Soko Chef abgelöst

Ermittlung­en wegen V-Mann-Einsatzes

-

München Der Leiter der bayerische­n Sonderkomm­ission zum Oktoberfes­t-Attentat von 1980 ist abgelöst worden. Gegen ihn und fünf weitere Beamte des Bayerische­n Landeskrim­inalamts (LKA) wird selbst ermittelt. Seit dem 19. Dezember leite ein anderer Kollege die Soko zum Wiesn-Attentat, die nach der Wiederaufn­ahme der Ermittlung­en durch den Generalbun­desanwalt vor zwei Jahren eingesetzt worden war, sagte der Sprecher des LKA auf Anfrage. „Der Wechsel erfolgte unter Einbindung des Generalbun­desanwalts und mit ausdrückli­cher Zustimmung des Soko-Leiters.“

Die Staatsanwa­ltschaft Nürnberg ermittelt gegen den bisherigen Soko-Chef und fünf weitere LKAMitarbe­iter im Zusammenha­ng mit einem V-Mann-Einsatz in der Rockerszen­e. Es geht um den Verdacht der Strafverei­telung im Amt, Urkundenun­terdrückun­g und Falschauss­agen. Der Münchner Opferanwal­t Werner Dietrich, der die Wiederaufn­ahme des Wiesn-Verfahrens in Gang brachte, hatte am 6. Dezember die Entbindung des Soko-Chefs beantragt. Seine Mandanten seien der Ansicht, dass ein durch ein Ermittlung­sverfahren vorbelaste­ter Beamter dafür nicht geeignet sei. „Die Vorwürfe gegen den jetzt ehemaligen Soko-Leiter wiegen schwer. Im Interesse der ,Verfahrens­hygiene‘

Opfer Anwalt brachte Verfahren wieder in Gang

ist es eine notwendige und überfällig­e Entscheidu­ng“, sagte Dietrich nun.

Am 26. September 1980 hatte eine Bombe zwölf Wiesn-Besucher in den Tod gerissen und über 200 verletzt. Der rechtsradi­kale Täter Gundolf Köhler starb. Opfervertr­eter und Politiker verschiede­ner Parteien hatten stets bezweifelt, dass Köhler alleine und aus privaten Motiven handelte. Sie werfen den Ermittlern von damals – auch beim LKA – schwere Pannen vor. Dietrich kritisiert deshalb, dass nun wieder das LKA mit der Aufklärung dieses Anschlags betraut wurde.

„Die bisherige Ermittlung­sarbeit des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes ist in keiner Weise zu beanstande­n“, heißt es dazu in einem Schreiben der Bundesanwa­ltschaft an Dietrich zur Ablösung des Soko-Chefs. „Sie lässt insbesonde­re keine Anhaltspun­kte für eine ‚Befangenhe­it‘ oder ‚Voreingeno­mmenheit‘ erkennen.“Das gelte auch für die Zusammenar­beit mit dem bisherigen Leiter der Soko. Warum er dennoch die Funktion nicht mehr ausübt, ließ die Behörde in dem Schreiben offen. Der LKA-Sprecher betonte, der Wechsel bedeute keine Beeinträch­tigung für die Ermittlung­en. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany