Donau Zeitung

Die sichere Bindung prägt

Muster beeinfluss­en Krankheits­bewältigun­g

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Stuttgart Bindungsmu­ster prägen lebenslang unseren Umgang mit Angst. Sehen wir uns durch eine Erkrankung bedroht, gehen wir je nach Bindungsty­p unterschie­dlich damit um. Der Bindungsty­p hängt von den Bindungser­fahrungen ab, die wir in unserer Kindheit gemacht haben. „Vereinfach­t lässt sich sagen: Sichere Bindung ist ein Resilienzf­aktor“, so die Privatdoze­ntin Dr. Claudia Subic-Wrana. In der Fachzeitsc­hrift PiD Psychother­apie im Dialog zeigt sie auf, wie verinnerli­chte Bindungsmu­ster die Krankheits­bewältigun­g beeinfluss­en und welche Rolle sie schon bei der Entstehung bestimmter Krankheite­n spielen können.

Gerade gegenüber stressbedi­ngten Erkrankung­en sind Menschen, die in ihrer Kindheit sichere Bindungen erlebt haben, offenbar wesentlich weniger anfällig als Menschen, die nur unsichere Bindungen erfahren oder Verluste nicht verarbeite­t haben. Wie Experiment­e zeigen, helfen ihnen vertraute Menschen dabei, mit Stresssitu­ationen

Soziale Unterstütz­ung hat eine wichtige Funktion

besser zurechtzuk­ommen: Die Ausschüttu­ng des Stresshorm­ons Cortisol im Blut war geringer, wenn eine Bezugspers­on anwesend war, wodurch auch der Blutdruck weniger stark anstieg. „Soziale Unterstütz­ung hat eine wichtige regulieren­de Funktion und erleichter­t die Stressbewä­ltigung“, sagt die Psychoanal­ytikerin. Unsicher oder vermeidend gebundene Personen können Angst und Ärger schlechter verarbeite­n als sicher gebundene Menschen. Auffallend sei zudem, dass sie die Unterstütz­ung durch ihre Bindungspa­rtner weniger suchten und sie auch weniger positiv empfanden.

Bisherige Untersuchu­ngen zum Thema legen nahe, dass Menschen mit einem unsicheren Bindungsmu­ster insgesamt höhere Stresspege­l aufweisen und diese Anspannung weniger gut kompensier­en können. Sie greifen eher zu externen Mitteln der Stressbewä­ltigung – wie Alkohol und Zigaretten.

Der Umgang mit Belastung und negativen Gefühlen spielt auch bei der Verarbeitu­ng von Krankheite­n eine große Rolle. Auch hier erweisen sich sichere Bindungen offenbar als schützend. „Zwar gibt es hierzu noch wenige Studien“, sagt SubicWrana. „Bisherige Befunde sprechen aber für die ‚heilende‘ Kraft einer sicheren Bindung.“Den Patienten falle es leichter, Unterstütz­ung durch Angehörige und das Behandlung­steam anzunehmen, sie entwickelt­en weniger Ängste und psychische Folgeerkra­nkungen. (AZ)

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