Obdachloser angezündet
Gewalt Er schlief in einer U-Bahn-Station. Die Polizei sucht sieben junge Männer
Berlin An einer langen grünen Holzbank auf dem Berliner U-Bahnhof Schönleinstraße bleiben an den Weihnachtstagen die Blicke hängen. Hat hier in der Nacht nach Heiligabend der Obdachlose geschlafen, als Menschen versuchten, ihn anzuzünden? Wer macht so etwas? Und vor allen: warum?
Die Kriminalpolizei fahndet seit Montagnachmittag öffentlich nach sieben Jugendlichen und jungen Männern – wegen versuchten Mordes. Ihre Gesichter sind auf den Fotos und dem Videomaterial aus einer U-Bahn gut zu erkennen. Die Gruppe junger Leute war nach der Tat in eine Bahn gestiegen und davongefahren.
Für den Obdachlosen ging es gut aus. Er blieb unverletzt – auch dank der beherzten Hilfe von Passanten. Sie löschten die Flammen, die wohl bereits das Papier erfasst hatten, mit dem sich der 37-Jährige, offenbar alkoholisierte Mann zugedeckt hatte. Ein U-Bahn-Fahrer, der den Brand gesehen hatte, kam mit einem Feuerlöscher hinzu. Er sei kein Lebensretter, heißt es schnell. Er habe an Routine gedacht, einen brennenden Papierkorb.
Beim Stichwort U-Bahn kommt noch etwas in den Sinn: Das Video, mit dem die Berliner Polizei Mitte Dezember nach einem Mann suchte, der eine junge Frau die Treppe hinuntergetreten hatte. Sie brach sich einen Arm. Das Video wurde tausendfach im Netz geteilt, inzwischen ist der mutmaßliche Täter gefasst.
Nun ist es dieselbe U-Bahn-Linie, ebenfalls videoüberwacht und nur vier Stationen entfernt. Fallen etwa die Hemmschwellen bei Gewalttaten? „Solche Gewaltvorfälle häufen sich nicht“, betont Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die BVG habe 2011 einen Höhepunkt registriert – mit 880 Gewalttaten gegen Menschen. Seitdem seien die Zahlen stark zurückgegangen – 2015 seien es 484 Gewalttaten gewesen. „Es spricht sich herum, dass die Bahnhöfe videoüberwacht sind“, sagte Reetz. (dpa)