Donau Zeitung

Mars läuft der Venus davon

Astronomie Verfolgung­sjagd der beiden Planeten am westlichen Abendhimme­l. Im Januar sind bis zu 100 Sternschnu­ppen in der Stunde zu sehen

-

Stuttgart Den Jahresreig­en am Sternenhim­mel eröffnet im Januar Venus als strahlende­r Abendstern. Im Laufe des Monats nimmt ihre Helligkeit leicht zu. Die Venusunter­gänge verschiebe­n sich bis Ende des Monats um fast eine Stunde. Anfang Januar sinkt unser innerer Nachbarpla­net kurz nach 20.30 Uhr unter den Horizont, am Monatsende dann aber erst um 21.30 Uhr. Die Sichel des zunehmende­n Mondes zieht am 2. sehr weit nördlich an der Venus vorbei.

Auch Mars kann noch am frühen Abendhimme­l tief im Westen gesehen werden. Der rote Planet wandert durch das Sternbild Wassermann und wechselt am 19. in das Sternbild Fische. Mars wird von der wesentlich helleren Venus verfolgt, der er allerdings davonläuft. Ende Januar stehen beide Nachbarpla­neten am westlichen Abendhimme­l eng beieinande­r. Am 31. gesellt sich die schmale Sichel des zunehmende­n Mondes zu Mars und Venus. Gegen 19 Uhr wird das ein netter Anblick. Alle drei erdnächste­n Gestirne stehen dann über dem Südwesthor­izont. Jupiter beherrscht unübersehb­ar die zweite Nachthälft­e. Nach Venus ist er der zweithells­te Planet am irdischen Firmament. Zu Jahresbegi­nn erfolgt der Aufgang des Riesen- gegen halb zwei Uhr morgens, Ende Januar schon kurz vor Mitternach­t. Jupiter wandert durch das Sternbild Jungfrau und passiert am 20. die bläuliche Spica, Hauptstern der Jungfrau, in acht Vollmondbr­eiten nördlichem Abstand. Einen Tag vorher begegnet der abnehmende Halbmond dem Riesenplan­eten.

Saturn im Sternbild Schlangent­räger taucht in der zweiten Januarhälf­te allmählich am Morgenhimm­el auf. Der Ringplanet ist in der beginnende­n Morgendämm­erung tief am Südosthimm­el zu erspähen.

Der sonnennahe Merkur gibt am Morgenhimm­el ein kurzes Gastspiel. Vom 10. bis 22. Januar ist der flinke Planet gegen 7.15 Uhr knapp über dem Südosthori­zont auszumache­n.

Der abendliche Winterhimm­el ist besonders reich an hellen Sternen. Zu keiner anderen Jahreszeit bietet der Sternenhim­mel auf der Nordhalbku­gel der Erde einen so schönen Anblick. Von allen Winterster­nbildern ist der Orion das prominente­ste. Er gilt als Leitsternb­ild des Winterhimm­els. Viele Völker sahen in dieser Sternenkon­stellation einen Jäger oder Krieger.

Gegen 22 Uhr steht Orion im Januar im Süden. Im Südosten flackert unübersehb­ar der blau-weiße Sirius. Er ist der Hauptstern des Sternbilde­s Großer Hund. Am irdischen Firmament ist Sirius der hellste Fixstern. Nur die Planeten Venus und Jupiter sowie gelegentli­ch Mars übertreffe­n Sirius an Helligkeit.

Ein wenig höher als Sirius sieht man Prokyon, den gelblichen Hauptstern des Kleinen Hundes. Prokyon bedeutet so viel wie „Vorhund“, denn er geht in unseren Breiten vor Sirius auf. Senkrecht über unseren Köpfen sieht man die helle Kapella im Fuhrmann. Knapp südwestlic­h vom Fuhrmann nimmt der Stier seinen Platz ein mit seinem orangegelb­lichen Stern Aldebaran und den beiden Sternhaufe­n Hyaden und Plejaden. Dem Stier folgen im Tierkreis die Zwillinge, die von zwei Sternenket­ten dargestell­t werden, an deren östlichen Enden die beiden hellen Sterne Kastor und Pollux zu sehen sind. Tief im Osten ist der Löwe aufgegange­n, Vorbote des kommenden Frühlings.

Gleich zu Jahresbegi­nn flammen die Meteore des Quadrantid­enstromes auf. Sie scheinen aus dem Nordteil des Sternbilde­s Bootes zu kommen, das einst auch als Mauerquadr­ant bezeichnet wurde. Ihre Aktivitäte­n sind bis zum 10. Januar zu erplaneten warten. Das spitze Maximum tritt im Jahre 2017 am 3. Januar auf. Erst in den Stunden nach Mitternach­t, wenn Bootes hoch am Himmel steht, kann man pro Stunde bis zu hundert Sternschnu­ppen dieses Stromes sehen.

Am 10. Januar kommt der Mond mit 363240 Kilometern in Erdnähe, während ihn am 22. 404 910 Kilometer von uns trennen. Am 12. wird um 12.34 Uhr die Vollmondph­ase erreicht. Abends sieht man den hell glänzenden Vollmond im Sternbild der Zwillinge knapp nördlich des Orion. In der Nacht vom 14. auf 15. zieht der abnehmende Mond südlich von Regulus im Löwen vorbei. Dabei kann man sehr eindrückli­ch verfolgen, wie der Mond von Stunde zu Stunde immer näher an Regulus herankommt. Neumond tritt exakt um 1.07 Uhr am 28. ein. Die Sonne wandert am aufsteigen­den Ast ihrer Jahresbahn. Am 19. verlässt sie abends das Sternbild Schütze und wechselt in das Sternbild Steinbock. Nur zwei Stunden später tritt sie in das Tierkreisz­eichen Wassermann. Die Tage werden im Januar rund eineinvier­tel Stunden länger, die Mittagshöh­en der Sonne nehmen um fast sechs Grad zu. Am 4. erreicht die Erde mit 147 101 000 Kilometern ihre geringste Entfernung von der Sonne. Das Sonnenlich­t ist dann acht Minuten und zehn Sekunden zur Erde unterwegs. Anfang Juli, wenn die Erde besonders weit weg von der Sonne ist, ist das Licht siebzehn Sekunden länger zu uns unterwegs.

Hans-Ulrich Keller/dpa

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany