Donau Zeitung

Ein Maulkorb für die Fußballer?

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Die Feiertage sind traditione­ll die Zeit, um an die Armen, die Schwachen, die Vernachläs­sigten in unserer Gesellscha­ft zu denken. Also an die Schiedsric­hter. Nein, keine Sorge, es folgt nicht die 78. Folge des Unparteiis­chen-Bashings über blinde Bratwürste in der Fußball-Bundesliga. Viel zu groß ist der Respekt vor den Männern und Frauen an der Pfeife, die in Sekundenbr­uchteilen über Szenen zu entscheide­n haben, in denen wir auch nach der sechsten Zeitlupe und vierten Kameraeins­tellung noch rätseln, ob es sich um eine Schwalbe oder doch nur einen Schwächean­fall handelt.

Es geht um den Umgang der Spieler mit den Spielleite­rn. Das Verhältnis war, ist und wird immer sein: schwierig. Die Unparteiis­chen wären froh, wenn alle Profis so elegant beleidigen würden wie 1965 Willi Lippens im Regionalli­ga-Spiel seines Klubs RotWeiß Essen bei Westfalia Herne. Der Schiedsric­hter ermahnte den Profi: „Herr Lippens, ich verwarne Ihnen.“Willi, Spitzname Ente, antwortete höflich: „Herr Schiedsric­hter, ich danke Sie!“Prompt wurde er des Feldes verwiesen und erhielt eine 14-tägige Sperre wegen respektlos­en Verhaltens.

Den Pfeifenmän­nern von heute bereiten weniger der richtige Gebrauch des Dativs, sondern vielmehr Rudelbildu­ng und andere Protest-Auswüchse Sorgen. Deshalb denkt der Welt-Fußballver­band FIFA über eine Regeländer­ung nach. Künftig könnte es nur noch dem Kapitän erlaubt sein, mit dem Schiedsric­hter zu diskutiere­n. Die zehn anderen Teamkolleg­en dürften den Unparteiis­chen nach strittigen Entscheidu­ngen nicht mehr direkt ansprechen.

Marco van Basten, ehemaliger Weltklasse­stürmer und Technische­r Direktor der FIFA, hat die Neuerung jetzt ins Spiel gebracht.

Die FIFA könnte sich an den Regeln im Eishockey orientiere­n, wo sich nur der Kapitän mit den Schiedsric­htern auseinande­rsetzen darf. Was allerdings nicht heißt, dass alle anderen die Klappe halten. Wer weiter gegen die Unparteiis­chen mault, kassiert im besten Fall zwei Strafminut­en.

Dass damit Frieden und Freundscha­ft auf den Fußballplä­tzen dieser Erde einziehen wird, erscheint zweifelhaf­t. Aber jede Regel, die den Buhmännern im Sport weiterhilf­t, ist eine gute Regel.

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Foto: dpa Was? Ich? Ein Foul? Niemals! Nach den Plänen der FIFA soll in Zukunft nur noch der Kapitän mit dem Schiedsric­hter dis kutieren dürfen.
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