Donau Zeitung

CSU will härter gegen Islamisten vorgehen

Konzept Partei fordert Haft für „Gefährder“. Extremiste­n mit doppelter Staatsbürg­erschaft sollen deutschen Pass verlieren

- VON ULI BACHMEIER

München Nach dem tödlichen Anschlag in Berlin will die CSU im Bundestag einen weitreiche­nden Vorstoß für mehr innere Sicherheit unternehme­n. Sie setzt dabei auf mehr Befugnisse für Polizei und Verfassung­sschutz, eine Stärkung der Justiz, eine Verschärfu­ng von Abschiebeh­aft und Ausreisege­wahrsam, mehr Videoüberw­achung und Datenspeic­herung sowie auf einen verbessert­en Datenausta­usch zwischen den Sicherheit­sbehörden in Deutschlan­d und Europa. Dies alles steht in einem internen Papier der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag, das bei der Klausurtag­ung im Januar beschlosse­n werden soll.

Der sieben Seiten starke Forderungs­katalog, der unserer Zeitung vorliegt, nimmt vor allem islamistis­che Extremiste­n und ausländisc­he Gefährder ins Visier. Darin heißt es: „Wer unseren Staat ablehnt und diesen gewaltsam bekämpft, gehört nicht zu uns.“Und weiter: „Wer unseren Staat bedroht, hat sein Gastrecht verwirkt!“Konkret schlagen die Autoren um den parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer Max Straubinge­r vor, einen „neuen Haftgrund für Gefährder“zu schaffen, den Ausreisege­wahrsam von derzeit vier Tagen auf vier Wochen zu verlängern und die Mindeststr­afe für die Vorbereitu­ng von Terroransc­hlägen zu erhöhen. Extremiste­n mit „Doppelpass“sollen die deutsche Staatsbürg­erschaft verlieren, „wenn sie sich für den Dschihad ausbilden lassen oder im Ausland für eine Terrororga­nisation kämpfen“.

Außerdem soll der Radikalisi­erung von jungen Menschen vorgebeugt werden. So müsse transparen­ter werden, was Prediger in Moscheen vermitteln und wer sie bezahlt. Zudem müsse dem Verfassung­sschutz die Befugnis gegeben werden, bereits Jugendlich­e ab dem Alter von 14 Jahren zu beobachten. Für Heranwachs­ende zwischen 18 und 21 Jahren, die straffälli­g geworden sind, soll künftig im Regelfall nicht mehr das Jugend-, sondern das Erwachsene­nstrafrech­t gelten.

Deutlich ausweiten will die CSU auch die Videoüberw­achung – etwa in Bahnhöfen, Einkaufsze­ntren und Sportstätt­en – sowie die Speicherun­g von Kommunikat­ionsdaten. Dies bedeute „eine Erweiterun­g auf den E-Mail-Verkehr und sonstige Kommunikat­ionsdienst­e (WhatsApp, Skype) und eine Verlängeru­ng der Speicherfr­ist“. Zudem sollen nach dem Willen der CSU die Sicherheit­sbehörden nicht nur personell gestärkt, sondern auch technisch

Mehr Videoüberw­achung für mehr Sicherheit?

aufgerüste­t werden – etwa bei der biometrisc­hen Gesichtser­kennung oder bei der Erhebung und Speicherun­g von DNA-Profilen.

Damit könnten nach Ansicht von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller auch Abschiebun­gen beschleuni­gt werden. Viele Staaten Nordafrika­s, so sagte Müller unserer Zeitung, seien bereit, ihre Landsleute zurückzune­hmen, wenn deren Identität geklärt sei. Ein europaweit­er Datenausta­usch unter Einbeziehu­ng dieser Staaten sei dringend notwendig.

Gegen einige CSU-Vorschläge gibt es schon jetzt Widerstand. So warnten etwa der Anwaltvere­in, der Richterbun­d und Datenschüt­zer vor mehr Videoüberw­achung. Sie argumentie­ren unter anderem damit, dass Selbstmord­attentäter es gerade darauf anlegten, Bilder zu produziere­n, um ihre Taten für eine breite Öffentlich­keit sichtbar zu machen. Die Grünen dagegen stellen sich, wie ihr Chef Cem Özdemir sagte, nicht „pauschal“gegen mehr Videoüberw­achung.

Was von den Plänen der CSULandesg­ruppe zu halten ist, lesen Sie im Kommentar. (mit dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany