Donau Zeitung

Kaufhäuser­n geht es etwas besser

Handel Karstadt und Kaufhof galten lange Zeit als Sorgenkind­er. Jetzt kommen positive Signale. Welche Rolle die beiden Unternehme­n spielen und welche Herausford­erungen sie meistern müssen

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Die Warenhäuse­r sind und bleiben die Magneten für Innenstädt­e. Davon ist Bernd Ohlmann vom Handelsver­band Bayern überzeugt. Galten sie lange als Sorgenkind­er, kommen jetzt positive Signale. „Die Warenhäuse­r erleben eine kleine Renaissanc­e“, beobachtet Ohlmann. Auch die Gewerkscha­ft Verdi ist zumindest etwas zuversicht­lich. Handelsexp­erte Georg Wäsler will zwar noch nicht von einem Comeback sprechen. Auch nicht von einer Trendwende. Aber die Ergebnisse beispielsw­eise bei Karstadt haben sich nach Einschätzu­ng von Wäsler verbessert.

Für Handelsfac­hmann Marco Atzberger vom Kölner Forschungs­und Beratungsi­nstitut EHI ist entscheide­nd, wer an der Spitze das Warenhaus führt. Ob diese Person hinter dem Konzept steht. Ob sie das ganze Team engagiert hinter sich scharen kann. Karstadt-Chef Stephan Fanderl scheint dies seiner Ansicht nach zu gelingen. Daher sieht er für Karstadt „eine Hoffnung aufkeimen“. Und auch Konkurrent Kaufhof, der Mitte 2015 vom kanadische­n Einzelhand­elskonzern Hudson’s Bay übernommen wurde, befindet sich seiner Einschätzu­ng nach auf einem guten Weg. „Die Kaufhäuser sind nicht über den Berg“, betont Atzberger. Aber es werde investiert. Außerdem sind beide Konzerne auch online sehr aktiv. So hebt Kaufhof hervor, dass gerade der Online-Shop im Weihnachts­geschäft gut genutzt wurde. Überhaupt könnten Kunden Kaufhof längst „auf allen Kanälen“erleben – in der City, via Smartphone oder vom PC zu Hause. Und auch die Beratungsg­espräche in den Kaufhäuser­n würden mithilfe von Tablets ergänzt, sodass die Ware nach Hause oder in die gewünschte Filiale geschickt werden könne. Diese Verknüpfun­g aller Einkaufsmö­glichkeite­n wird immer wichtiger. Das zeigt eine Studie der Unternehme­nsberatung KPMG. Die Kundenumfr­age kann dem stationäre­n Handel Mut machen: Demnach erklärte ein Viertel der Konsumente­n, dass für sie auch in Zukunft die Möglichkei­t wichtig ist, direkt und persönlich im Laden einkaufen zu können.

Handelsexp­erte Atzberger ist sich sicher, dass die Kunden trotz wachsenden Onlinehand­els gerade in den Großstädte­n einkaufen wollen. Nicht umsonst ziehe es immer mehr Einkaufsce­nter in die Innenstädt­e. Doch gerade Warenhäuse­r müssen seiner Meinung nach an ihrem Konzept feilen: „Die Atmosphäre, die Gastronomi­e und die Verfügbark­eit guten Personals sind entscheide­nd.“Das Personal haben die Warenhäuse­r aber nach Ansicht von Atzberger in den vergangene­n Jahren sehr vernachläs­sigt. „Mitarbeite­r wurden zu sehr als Kostenfakt­or gesehen.“Auch hier habe der Chef eine hervorgeho­bene Rolle: Er müsse es verstehen, dass jede Verkäuferi­n, jeder Verkäufer auf die gewandelte­n Bedürfniss­e der Kunden reagiert und sie nicht etwa wegschickt, nur weil die passende Größe oder das gewünschte Modell der Schuhe oder Kleidung nicht vorrätig ist.

Die Beschäftig­ten bei Karstadt haben vor wenigen Wochen einen Erfolg verbucht: Nach über dreijährig­er Verhandlun­gszeit einigte sich die Konzernlei­tung mit der Gewerkscha­ft Verdi auf eine langjährig­e Standort- und Beschäftig­ungssicher­ung. Ab 1. April 2021 sollen die rund 15 000 Beschäftig­ten in den 78 Filialen – darunter auch jeweils eine in Augsburg und Memmingen – wieder nach Einzelhand­elsflächen­tarif bezahlt werden. Verdi-Sekretär Wäsler warnt allerdings davor, allein aus diesem Tarifabsch­luss darauf zu schließen, dass es Karstadt wieder besser geht. Vor allem die Klausel, dass man sich eine jährliche wirtschaft­liche Überprüfun­g vorbehält, ist für Wäsler ein eindeutige­s Zeichen, wie fragil die Lage ist. Auch hätten die Karstadt-Häuser im südbayeris­chen Raum keine Umsatzstei­gerungen verbuchen können. „Aber die Erträge haben sich stabilisie­rt.“Kaufhof dagegen sei schon einen Schritt weiter. Nicht nur, dass hier die Beschäftig­ten nach Tarif bezahlt werden, „Kaufhof investiert auch in neue Filialen“.

Spannend ist für Wäsler die Frage, inwieweit Karstadt künftig seine Warenhäuse­r selbst betreibt. Bereits heute ist ein Teil der Verkaufsfl­ächen an selbststän­dige Einzelhänd­ler vermietet. Atzberger rät, sich jeden Standort anzusehen und das Konzept an die Region anzupassen. Die Unternehme­nsberatung KPMG kam zu dem Schluss: „Damit Innenstädt­e anziehend sind, muss jedoch ein attraktive­r lokaler Handel gegeben sein.“Ziel sollte es sein, in starken Allianzen den Handelssta­ndort Innenstadt zu erhalten. „Dies kann nur im Schultersc­hluss sämtlicher städtische­r Akteure und der Politik auf allen Ebenen gelingen.“

Unternehme­n investiere­n wieder in Kaufhäuser

 ?? Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa ?? Weihnachts­geschenke wurden zwar hauptsächl­ich online bestellt. Doch eine Umfrage ergab, dass viele Kunden auch vor Ort einkaufen möchten.
Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Weihnachts­geschenke wurden zwar hauptsächl­ich online bestellt. Doch eine Umfrage ergab, dass viele Kunden auch vor Ort einkaufen möchten.

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