Wehe wenn der Winter kommt
Reportage Mit 440 PS auf Eis und Schnee – eigentlich Irrsinn, aber moderne Fahrzeugelektronik erlaubt dann doch ein souveränes Fortkommen. Auch wenn Sie keinen Porsche Macan fahren: Mit diesen Tipps sind Sie immer gut unterwegs
Was müssen das für Winter gewesen sein, von denen die Großeltern erzählen. Das Quecksilber traute sich kaum über die Null-Grad-Marke und der Schnee-Schieber war im Dauereinsatz. Heute sind weiße Weihnachten nicht viel mehr als ein romantischer Wunschtraum und viel zu oft schon saßen wir an Heilig Abend vor dem Eis-Café. Aber wehe, der Winter hält Einzug. Dann bricht vor allem auf den Straßen das große Chaos aus.
Dabei sind moderne Autos schon bestmöglich auf Schnee und Eis vorbereitet. Gut, wer auf spiegelglatter Fahrbahn zu schnell unterwegs ist, dem Helfen selbst die besten Assistenzsysteme nichts, gegen fehlende Reibung ist beim Bremsen noch kein Kraut gewachsen. Viele Rutschpartien können von heutige Stabilitätsprogramm aber äußerst eindrucksvoll verhindert werden. Wie souverän die Technik arbeitet, hat Porsche jetzt mit der jüngsten Ausbaustufen seines KompaktSUV, dem nochmals leistungsgesteigerten Macan Turbo mit Performance Paket, demonstriert.
Im finnischen Rovaniemi, wo der Weihnachtsmann zuhause ist, betreibt der Hersteller ein Fahrtrainings-Center. Bei minus 17 Grad herrschen hier optimal rutschige Bedingungen, um den Macan - und das eigene Können - auf die Probe zu stellen. Wobei die meiste Arbeit tatsächlich der Porsche übernimmt. Die Aufgabe ist simpel, es gilt einen Slalom zügig und möglichst ohne Dreher zu durchfahren. Auf trockener Straße ein Kinderspiel. Aber mit blankem Eis unter den Rädern, das einem schon als Fußgänger auf dem Weg zum Auto Probleme macht?
In Fahrt kommt der nunmehr 440 PS starke Performance-Macan, Allrad sei dank, ohne Ausrutscher. Doch schon nach wenigen Metern fordert das erste Hütchen zum Einlenken auf. Jetzt heißt es also, allen Mut zusammen nehmen, leicht am Volant drehen und abwarten, was passiert. Oder besser: Was nicht passiert. Nämlich ein heftiges Übersteuern, bei dem das Heck den Fahrer überholt.
Nur ganz leicht wackelt der Porsche mit dem Hintern, ehe Rad-, Gier und sonstige Sensoren das ESP mit Daten befeuern und der Computer in Sekundenbruchteilen die richtigen Gegenmaßnahmen einleitet. Mehr oder weniger ohne Geschlitter meistert der Porsche den Hütchen-Parcours, während die gleich Übung ohne Stabilitätsprogramm in walzergleichen Pirouetten auf dem Eis endet.
Um den elektronischen Schutzengel gar nicht erst auf die Probe zu stellen, gilt im Winter generell: Fuß vom Gas. Dem selbst mit den besten Winterreifen – die in Deutschland bei Schneeglätte gesetzlich vorgeschrieben sind – deutlich verlängerten Bremsweg ist nur mit weniger Tempo und größerem Abstand zu begegnen. Entgegen immer wieder aufflammender Stammtisch-Parolen bringen Allradantrieb und ESP beim Verzögern nämlich gar nichts.
Auch abrupte Lenkmanöver sollten bei frostigen Straßenverhältnissen tunlichst vermieden werden, und Bremsen und Lenken gleichzeitig ist im Winter auch nicht unbedingt empfehlenswert; die Pneus kommen auf Eis und Schnee viel schneller an ihre Belastungsgrenze.
Ist die Straße richtig vereist, hat man oft schon Probleme, den Wagen aus Schrittgeschwindigkeit zum Stehen zu bringen. Bei solchen Witterungsverhältnissen helfen nur noch Schneeketten weiter; dass man damit maximal 50 km/h fahren darf, erübrigt sich in der Regel. Reifen mit Spikes, wie sie zum Beispiel in Skandinavien weit verbreitet sind, dürfen in Deutschland nicht aufgezogen werden.
Die hatte auch der Porsche nicht, dabei wären sie dringen nötig gewesen, um das Leistungsplus auf eisigen finnischen Straßen erfahren zu können. Das Plus von 40 PS und 50 Newtonmeter resultiert in einer Verkürzung des Standardsprints um mindestens zwei Zehntel gegenüber dem normalen Macan Turbo und einer sechs km/h schneller Höchstgeschwindigkeit.
Dass das maximale Drehmoment bei der Performance-Version erst bei 1500 Touren, und damit 150 Umdrehungen mehr anliegt, fällt nicht ins Gewicht: Von einem Turboloch ist der Macan genauso weit entfernt, wie von seinem Normverbrauch in Höhe von 9,4 Litern.