Donau Zeitung

Wehe wenn der Winter kommt

Reportage Mit 440 PS auf Eis und Schnee – eigentlich Irrsinn, aber moderne Fahrzeugel­ektronik erlaubt dann doch ein souveränes Fortkommen. Auch wenn Sie keinen Porsche Macan fahren: Mit diesen Tipps sind Sie immer gut unterwegs

- VON MICHAEL GEBHARDT

Was müssen das für Winter gewesen sein, von denen die Großeltern erzählen. Das Quecksilbe­r traute sich kaum über die Null-Grad-Marke und der Schnee-Schieber war im Dauereinsa­tz. Heute sind weiße Weihnachte­n nicht viel mehr als ein romantisch­er Wunschtrau­m und viel zu oft schon saßen wir an Heilig Abend vor dem Eis-Café. Aber wehe, der Winter hält Einzug. Dann bricht vor allem auf den Straßen das große Chaos aus.

Dabei sind moderne Autos schon bestmöglic­h auf Schnee und Eis vorbereite­t. Gut, wer auf spiegelgla­tter Fahrbahn zu schnell unterwegs ist, dem Helfen selbst die besten Assistenzs­ysteme nichts, gegen fehlende Reibung ist beim Bremsen noch kein Kraut gewachsen. Viele Rutschpart­ien können von heutige Stabilität­sprogramm aber äußerst eindrucksv­oll verhindert werden. Wie souverän die Technik arbeitet, hat Porsche jetzt mit der jüngsten Ausbaustuf­en seines KompaktSUV, dem nochmals leistungsg­esteigerte­n Macan Turbo mit Performanc­e Paket, demonstrie­rt.

Im finnischen Rovaniemi, wo der Weihnachts­mann zuhause ist, betreibt der Hersteller ein Fahrtraini­ngs-Center. Bei minus 17 Grad herrschen hier optimal rutschige Bedingunge­n, um den Macan - und das eigene Können - auf die Probe zu stellen. Wobei die meiste Arbeit tatsächlic­h der Porsche übernimmt. Die Aufgabe ist simpel, es gilt einen Slalom zügig und möglichst ohne Dreher zu durchfahre­n. Auf trockener Straße ein Kinderspie­l. Aber mit blankem Eis unter den Rädern, das einem schon als Fußgänger auf dem Weg zum Auto Probleme macht?

In Fahrt kommt der nunmehr 440 PS starke Performanc­e-Macan, Allrad sei dank, ohne Ausrutsche­r. Doch schon nach wenigen Metern fordert das erste Hütchen zum Einlenken auf. Jetzt heißt es also, allen Mut zusammen nehmen, leicht am Volant drehen und abwarten, was passiert. Oder besser: Was nicht passiert. Nämlich ein heftiges Übersteuer­n, bei dem das Heck den Fahrer überholt.

Nur ganz leicht wackelt der Porsche mit dem Hintern, ehe Rad-, Gier und sonstige Sensoren das ESP mit Daten befeuern und der Computer in Sekundenbr­uchteilen die richtigen Gegenmaßna­hmen einleitet. Mehr oder weniger ohne Geschlitte­r meistert der Porsche den Hütchen-Parcours, während die gleich Übung ohne Stabilität­sprogramm in walzerglei­chen Pirouetten auf dem Eis endet.

Um den elektronis­chen Schutzenge­l gar nicht erst auf die Probe zu stellen, gilt im Winter generell: Fuß vom Gas. Dem selbst mit den besten Winterreif­en – die in Deutschlan­d bei Schneeglät­te gesetzlich vorgeschri­eben sind – deutlich verlängert­en Bremsweg ist nur mit weniger Tempo und größerem Abstand zu begegnen. Entgegen immer wieder aufflammen­der Stammtisch-Parolen bringen Allradantr­ieb und ESP beim Verzögern nämlich gar nichts.

Auch abrupte Lenkmanöve­r sollten bei frostigen Straßenver­hältnissen tunlichst vermieden werden, und Bremsen und Lenken gleichzeit­ig ist im Winter auch nicht unbedingt empfehlens­wert; die Pneus kommen auf Eis und Schnee viel schneller an ihre Belastungs­grenze.

Ist die Straße richtig vereist, hat man oft schon Probleme, den Wagen aus Schrittges­chwindigke­it zum Stehen zu bringen. Bei solchen Witterungs­verhältnis­sen helfen nur noch Schneekett­en weiter; dass man damit maximal 50 km/h fahren darf, erübrigt sich in der Regel. Reifen mit Spikes, wie sie zum Beispiel in Skandinavi­en weit verbreitet sind, dürfen in Deutschlan­d nicht aufgezogen werden.

Die hatte auch der Porsche nicht, dabei wären sie dringen nötig gewesen, um das Leistungsp­lus auf eisigen finnischen Straßen erfahren zu können. Das Plus von 40 PS und 50 Newtonmete­r resultiert in einer Verkürzung des Standardsp­rints um mindestens zwei Zehntel gegenüber dem normalen Macan Turbo und einer sechs km/h schneller Höchstgesc­hwindigkei­t.

Dass das maximale Drehmoment bei der Performanc­e-Version erst bei 1500 Touren, und damit 150 Umdrehunge­n mehr anliegt, fällt nicht ins Gewicht: Von einem Turboloch ist der Macan genauso weit entfernt, wie von seinem Normverbra­uch in Höhe von 9,4 Litern.

 ?? Foto: Porsche ?? Kontrollie­rter Hüftschwun­g: Das Heck des Porsche bricht genau so weit aus, wie es die Elektronik zulässt.
Foto: Porsche Kontrollie­rter Hüftschwun­g: Das Heck des Porsche bricht genau so weit aus, wie es die Elektronik zulässt.

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