Donau Zeitung

So viel Strom braucht Ihr Heimatort

Energie Wir zeigen, wo die großen Verbrauche­r sitzen – und wo die Quellen für den Ökostrom

- VON KATHARINA INDRICH

Landkreis Jetzt, kurz nach Weihnachte­n, leuchtet es fast überall im Landkreis. An den Fenstern blinken bunte Sterne, um die Tanne im Vorgarten wurde in mühevoller Kleinarbei­t eine Lichterket­te gewunden, in den Innenstädt­en sorgt die Weihnachts­beleuchtun­g für Winterstim­mung. Für das Weihnachts­flair braucht es vor allem eines – Strom. Doch wie viel Strom wird im Landkreis überhaupt pro Jahr verbraucht? Und wie viel produziert? Dieser Frage sind wir mithilfe der Daten der DSDL, der LEW und von EnBW, die den Landkreis mit Energie versorgen, auf den Grund gegangen und haben uns für das Jahr 2015 den Stromverbr­auch, aber auch die EEG-Einspeisun­g für die einzelnen Kommunen näher angesehen.

Dabei zeigt sich: Auch im Landkreis Dillingen wird in vielen ländlichen Gegenden oft mehr Strom erzeugt, als momentan lokal benötigt wird. Anders sieht es meist in Kommunen aus, in denen große Betriebe ansässig sind. Die Großverbra­ucher – wenig überrasche­nd – die Städte und Gemeinden mit viel Industrie und Arbeitsplä­tzen. Dabei ragt ein Ort heraus: Gundelfing­en. 163 Millionen Kilowattst­unden Strom wurden dort im Jahr 2015 verbraucht. Damit liegt der Verbrauch in der Gärtnersta­dt mit ihren 7800 Einwohnern höher als in der Großen Kreisstadt Dillingen und mehr als drei Mal so hoch wie in der Nachbarsta­dt Lauingen.

Einen großen Anteil am hohen Stromverbr­auch in Gundelfing­en hat dabei die Luftzerleg­ungsanlage der Firma Air Liquide, die seit 2012 im Industrieg­ebiet der Gärtnersta­dt Luft in ihre Einzelteil­e zerlegt. Wie hoch der Stromverbr­auch dabei genau ist, wollte das Unternehme­n auf Anfrage unserer Zeitung nicht sagen. Ein Indiz für den hohen Stromverbr­auch ist aber, dass für die Anlage ein eigenes Umspannwer­k gebaut wurde, mit dem Air Liquide an das 110-kV-Netz angeschlos­sen wurde. Außerdem ist die Luftzerleg­ungsanlage von der EEG-Abgabe befreit. Energieint­ensiv ist daneben auch der Betrieb der Firmen Gart- und Gartner Extrusion. Sie beziehen nach Angaben des Unternehme­ns pro Jahr etwa zehn Millionen Kilowattst­unden aus dem Netz. Die gleiche Menge kommt aus der eigenen Erzeugung mit einem Blockheizk­raftwerk noch einmal dazu.

Während Gundelfing­en 2015, bedingt durch den hohen Verbrauch der Industrie, rechnerisc­h nur zwölf Prozent seines Stromverbr­auchs durch Ökostrom-Einspeisun­g decken konnte, gibt es einige Gemeinden, die mehr einspeiste­n, als sie selbst verbrauche­n. Dazu gehörten Blindheim, Buttenwies­en, Glött, Höchstädt, Holzheim, Laugna, Lutzingen, Finningen, Schwenning­en, Villenbach, Wertingen, Zusamalthe­im, Bächingen, Haunsheim, Mödingen, Medlingen und Ziertheim. Eine Kommune sticht unter ihnen besonders heraus: Villenbach. Dort wird 5,5-mal mehr Strom erzeugt als verbraucht.

Eine Zahl, die den Villenbach­er Bürgermeis­ter Werner Filbrich stolz macht. Drei Wasserstro­mkraftwerk­e an der Zusam, drei Biogasanla­gen, ein großer Fotovoltai­ksind park und Fotovoltai­kanlagen auf 166 Dächern seien für eine Einspeisun­g von mehr als 13 Millionen Kilowattst­unden Ökostrom verantwort­lich. Vor allem aber seien es die Bürger im einzigen Bioenergie­dorf im Landkreis Dillingen. Sie hätten es sich nicht nur zum Ziel gemacht, viel Strom zu erzeugen, sondern auf der anderen Seite auch Strom einzuspare­n. Um einen zusätzlich­en Anreiz zu bieten, gibt es seit einigen Jahren einen Energiespa­rwettbewer­b im Ort. Unter allen Teilnehmer­n werden da 1500 Euro aufgeteilt. Und so haben viele Villenbach­er, um beim Wettbewerb gut abzuschnei­den, mittlerwei­le ihre Beleuchtun­g auf LED umgestellt oder trocknen ihre Wäsche jetzt häufiger an der frischen Luft, wie der Bürgermeis­ter verrät. Auch die Gemeinde hat mittlerwei­le begonnen, die Straßenbel­euchtung auf LED umzustelle­n.

Und was ist mit Zöschingen? Immerhin acht Windräder drehen sich nahe der kleinsten Landkreisg­emeinde seit Jahren. Trotzdem ergibt sich in der Bilanz nur ein regenerati­ner ver Stromantei­l von 37 Prozent. Das liegt allerdings lediglich daran, dass der Strom, den die Windkrafta­nlagen erzeugen, nicht auf Zöschinger Flur ins Netz eingespeis­t wird. Rechnet man die 32 Millionen Kilowattst­unden, die 2015 im Windpark erzeugt wurden, mit hinein, dann ist Zöschingen klar vorne. 1234 Prozent des Stroms, der dort verbraucht wird, wird in dem Ort erzeugt.

Und auch die Bilanz des kompletten Landkreise­s Dillingen für das Jahr 2015 kann sich in ihrer Gesamtheit sehen lassen. Rechnet man die fünf Wasserkraf­twerke an der Donau mit ihrem Regelarbei­tsvolumen von 264 Millionen Kilowattst­unden und den Ertrag aus dem Windpark Zöschingen mit ein, dann erzeugt der Kreis 123 Prozent seines Verbrauchs. Ohne die Wasserkraf­twerke an der Donau und die Zöschinger Windräder erzeugt der Kreis rechnerisc­h immerhin 75 Prozent seines Stroms selbst – mit 7491 ÖkostromAn­lagen (Fotovoltai­k, Biogas, kleine Wasserkraf­twerke und Windräder).

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 ??  ?? Die fünf Wasserkraf­twerke an der Donau, hier das bei Gundelfing­en, erzeugen pro Jahr 264 Millionen Kilowattst­unden. Sie werden nicht nach dem EEG gefördert.
Die fünf Wasserkraf­twerke an der Donau, hier das bei Gundelfing­en, erzeugen pro Jahr 264 Millionen Kilowattst­unden. Sie werden nicht nach dem EEG gefördert.
 ??  ?? 32 Millionen Kilowattst­unden Strom haben die Windräder in Zöschingen 2015 er zeugt.
32 Millionen Kilowattst­unden Strom haben die Windräder in Zöschingen 2015 er zeugt.
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Das Bioenergie­dorf Villenbach erzeugte 5,5 Mal mehr Strom, als es verbraucht.

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