So viel Strom braucht Ihr Heimatort
Energie Wir zeigen, wo die großen Verbraucher sitzen – und wo die Quellen für den Ökostrom
Landkreis Jetzt, kurz nach Weihnachten, leuchtet es fast überall im Landkreis. An den Fenstern blinken bunte Sterne, um die Tanne im Vorgarten wurde in mühevoller Kleinarbeit eine Lichterkette gewunden, in den Innenstädten sorgt die Weihnachtsbeleuchtung für Winterstimmung. Für das Weihnachtsflair braucht es vor allem eines – Strom. Doch wie viel Strom wird im Landkreis überhaupt pro Jahr verbraucht? Und wie viel produziert? Dieser Frage sind wir mithilfe der Daten der DSDL, der LEW und von EnBW, die den Landkreis mit Energie versorgen, auf den Grund gegangen und haben uns für das Jahr 2015 den Stromverbrauch, aber auch die EEG-Einspeisung für die einzelnen Kommunen näher angesehen.
Dabei zeigt sich: Auch im Landkreis Dillingen wird in vielen ländlichen Gegenden oft mehr Strom erzeugt, als momentan lokal benötigt wird. Anders sieht es meist in Kommunen aus, in denen große Betriebe ansässig sind. Die Großverbraucher – wenig überraschend – die Städte und Gemeinden mit viel Industrie und Arbeitsplätzen. Dabei ragt ein Ort heraus: Gundelfingen. 163 Millionen Kilowattstunden Strom wurden dort im Jahr 2015 verbraucht. Damit liegt der Verbrauch in der Gärtnerstadt mit ihren 7800 Einwohnern höher als in der Großen Kreisstadt Dillingen und mehr als drei Mal so hoch wie in der Nachbarstadt Lauingen.
Einen großen Anteil am hohen Stromverbrauch in Gundelfingen hat dabei die Luftzerlegungsanlage der Firma Air Liquide, die seit 2012 im Industriegebiet der Gärtnerstadt Luft in ihre Einzelteile zerlegt. Wie hoch der Stromverbrauch dabei genau ist, wollte das Unternehmen auf Anfrage unserer Zeitung nicht sagen. Ein Indiz für den hohen Stromverbrauch ist aber, dass für die Anlage ein eigenes Umspannwerk gebaut wurde, mit dem Air Liquide an das 110-kV-Netz angeschlossen wurde. Außerdem ist die Luftzerlegungsanlage von der EEG-Abgabe befreit. Energieintensiv ist daneben auch der Betrieb der Firmen Gart- und Gartner Extrusion. Sie beziehen nach Angaben des Unternehmens pro Jahr etwa zehn Millionen Kilowattstunden aus dem Netz. Die gleiche Menge kommt aus der eigenen Erzeugung mit einem Blockheizkraftwerk noch einmal dazu.
Während Gundelfingen 2015, bedingt durch den hohen Verbrauch der Industrie, rechnerisch nur zwölf Prozent seines Stromverbrauchs durch Ökostrom-Einspeisung decken konnte, gibt es einige Gemeinden, die mehr einspeisten, als sie selbst verbrauchen. Dazu gehörten Blindheim, Buttenwiesen, Glött, Höchstädt, Holzheim, Laugna, Lutzingen, Finningen, Schwenningen, Villenbach, Wertingen, Zusamaltheim, Bächingen, Haunsheim, Mödingen, Medlingen und Ziertheim. Eine Kommune sticht unter ihnen besonders heraus: Villenbach. Dort wird 5,5-mal mehr Strom erzeugt als verbraucht.
Eine Zahl, die den Villenbacher Bürgermeister Werner Filbrich stolz macht. Drei Wasserstromkraftwerke an der Zusam, drei Biogasanlagen, ein großer Fotovoltaiksind park und Fotovoltaikanlagen auf 166 Dächern seien für eine Einspeisung von mehr als 13 Millionen Kilowattstunden Ökostrom verantwortlich. Vor allem aber seien es die Bürger im einzigen Bioenergiedorf im Landkreis Dillingen. Sie hätten es sich nicht nur zum Ziel gemacht, viel Strom zu erzeugen, sondern auf der anderen Seite auch Strom einzusparen. Um einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, gibt es seit einigen Jahren einen Energiesparwettbewerb im Ort. Unter allen Teilnehmern werden da 1500 Euro aufgeteilt. Und so haben viele Villenbacher, um beim Wettbewerb gut abzuschneiden, mittlerweile ihre Beleuchtung auf LED umgestellt oder trocknen ihre Wäsche jetzt häufiger an der frischen Luft, wie der Bürgermeister verrät. Auch die Gemeinde hat mittlerweile begonnen, die Straßenbeleuchtung auf LED umzustellen.
Und was ist mit Zöschingen? Immerhin acht Windräder drehen sich nahe der kleinsten Landkreisgemeinde seit Jahren. Trotzdem ergibt sich in der Bilanz nur ein regeneratiner ver Stromanteil von 37 Prozent. Das liegt allerdings lediglich daran, dass der Strom, den die Windkraftanlagen erzeugen, nicht auf Zöschinger Flur ins Netz eingespeist wird. Rechnet man die 32 Millionen Kilowattstunden, die 2015 im Windpark erzeugt wurden, mit hinein, dann ist Zöschingen klar vorne. 1234 Prozent des Stroms, der dort verbraucht wird, wird in dem Ort erzeugt.
Und auch die Bilanz des kompletten Landkreises Dillingen für das Jahr 2015 kann sich in ihrer Gesamtheit sehen lassen. Rechnet man die fünf Wasserkraftwerke an der Donau mit ihrem Regelarbeitsvolumen von 264 Millionen Kilowattstunden und den Ertrag aus dem Windpark Zöschingen mit ein, dann erzeugt der Kreis 123 Prozent seines Verbrauchs. Ohne die Wasserkraftwerke an der Donau und die Zöschinger Windräder erzeugt der Kreis rechnerisch immerhin 75 Prozent seines Stroms selbst – mit 7491 ÖkostromAnlagen (Fotovoltaik, Biogas, kleine Wasserkraftwerke und Windräder).