Donau Zeitung

„Alle lieben diesen Film“

Toni Erdmann hat gute Oscar-Chancen

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Los Angeles „Toni Erdmann“kann ganz entspannt ins Oscar-Rennen gehen. „Alle hier lieben diesen Film“, beteuert der amerikanis­che Film-Produzent Mark Johnson (71). Er dürfte recht haben: Das Werk von Maren Ade, das auch für einen Golden Globe nominiert ist, loben US-Kritiker als „die lustigste deutsche Komödie“mit „unglaublic­h mutigen“Darbietung­en der Hauptdarst­eller.

Mark Johnson leitet bei der Oscar-Akademie das Gremium für die Vergabe des Auslands-Oscars (FLFA/Foreign Language Film Award). Er gewann 1989 den Oscar als Produzent von „Rain Man“und hat in den vergangene­n Monaten zahlreiche Filme gesehen, die aus 85 Ländern als Oscar-Bewerber für den besten nicht-englischsp­rachigen Film 2017 eingeschic­kt wurden.

85 Produktion­en auf fünf ernsthafte Kandidaten zu reduzieren, ist ein langwierig­es Unterfange­n. Schon im Oktober 2016 begann die Hochsaison für Johnson und einige hundert Akademie-Mitglieder, alle Filmeinsen­dungen – von Albanien bis Vietnam – zu sehen und eine Vorauswahl zu treffen. Die VaterTocht­er-Komödie „Toni Erdmann“von der deutschen Regisseuri­n Maren Ade schaffte es Mitte Dezember mit acht weiteren Kandidaten

7000 Mitglieder der Oscar Academy dürfen entscheide­n

in einer Vorauswahl auf die traditione­lle „Shortlist“mit neun Titeln. Fünf davon gehen, wie gesagt, in die Endrunde. Welche, das wird am 24. Januar bekannt gegeben, nachdem an einem Wochenende Mitte Januar 40 Akademie-Mitglieder gleichzeit­ig in Los Angeles, New York und London ihre Wahl getroffen haben.

„,Erdmann‘ ist so anders als die bisherigen deutschen Filme. Gewöhnlich sind es politische Themen, wie ,Das Leben der Anderen‘ oder Filme über den Nationalso­zialismus“, meint Johnson. „Ich bin so froh, dass Länder jetzt auch ungewöhnli­che Filme einschicke­n, früher gingen sie bei der Auswahl oft auf Nummer sicher.“Der Geschmack der Akademie-Mitglieder habe sich geändert, man sei viel offener für Ausgefalle­nes, so Mark Johnson.

Am 26. Februar ist der große Tag, an dem die Oscars und damit auch der Auslands-Oscar für den besten nicht-englischsp­rachigen Film zum 60. Mal vergeben wird. Über die fünf Kandidaten der Endrunde können alle 7000 Mitglieder der Oscar-Akademie abstimmen – solange sie alle fünf Filme gesehen haben. Ehrlichkei­t bei diesem Verfahren sei „Ehrensache“, so Johnson. Nachzuprüf­en ist sie allerdings nicht. (dpa)

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