Brüderpaar zeigt den Abgrund des syrischen Bürgerkrieges
Asyl Zwei Studenten aus Aleppo, die heute in Buttenwiesen leben, zeigen Bilder aus ihrer zerstörten Heimat. Die ist heute nur noch ein Trümmerhaufen
Buttenwiesen Ihre Heimat liegt längst in Schutt und Asche. Fünf Jahre dauert nun schon der Krieg in Aleppo an. Verfeindete Kleinstarmeen bekämpfen sich untereinander. Die Bevölkerung ist bedroht. So sei es, nach eigenen Angaben, auch Familie Ali ergangen. Die Familie habe sich geweigert, aufseiten der Islamisten zu kämpfen. Zur Strafe sei ein Cousin enthauptet worden.
Ein Sohn der Familie sei seit Jahren an einen unbekannten Ort verschleppt. Eine lebensnotwendige Krebsbehandlung habe der Vater nicht antreten können, da die Islamisten den Weg zur Behandlung versperrt hatten. An den Folgen sei der Vater gestorben, erzählt Bahaa Ali.
Die Gewalt der Islamisten habe die syrische Familie zur Flucht gezwungen. Die Familie sah sich gezwungen, ihr Leben ins Ausland zu retten. Deshalb habe sie Hab und Gut in Syrien verkauft. Den Erlös hätten sie an Schleuser gezahlt. Auf ihrer Flucht über die Türkei und Bulgarien gab es oft Schwierigkeiten.
Die Familie Ali lebt heute in Buttenwiesen und sei „dankbar, Zuflucht gefunden zu haben“, sagt der 22-jährige Sohn Bahaa. Leider sei der Aufenthaltsstatus der Familie bis heute schwierig, so die Brüder Bahaa und Nasr. In der Folge könnten die erwachsenen Söhne und die Tochter weder arbeiten noch ihr Studium fortsetzen. „Wir wollen uns eine eigenständige berufliche Zukunft aufbauen“, betonen die Brüder.
Bahaa habe in Aleppo ein Zahnmedizinstudium, sein Bruder Nasr ein Architekturstudium und die Schwester Maryam ein Jurastudium begonnen. Flucht und Vertreibung waren der Grund für den Abbruch der Studien. „Wir wollen uns nützlich machen und dürfen nicht“, so Bahaa. „Wir leiden unter dem Beschäftigungsverbot“, sagt er. „Immer nur zu Hause herumsitzen ist schlecht“, bedauert auch sein Bruder Nasr. Er habe deshalb begonnen, aufwendige Lampen zu konstruieren. Diese habe er zugunsten des Helferkreises Asyl auf dem Weihnachtsmarkt in Buttenwiesen verkauft.
„Den Erlös habe ich an den Helferkreis Asyl gespendet,“sagt er stolz. Stolz, einen Beitrag geleistet zu haben. „Der Helferkreis wird dann im Einzelfall entscheiden, welche Unterstützungsmaßnahme damit finanziert wird“, betont Martina Hahn, Buttenwiesen, für den Helferkreis.
Die Schwester Maryam würde bei Behördengängen dem Helferkreis mit Übersetzungen beistehen. Eine Bilderchronik des Lebens in Aleppo hat Bahaa zusammengestellt. Diese habe er zu Aufklärungszwecken bereits in einer Schule und während der Kulturwochen in der Riedblickhalle in Buttenwiesen vorgestellt. Er hoffe auf weitere Gelegenheiten, diese Bildergeschichte zeigen zu können, sagt er.
Man sieht in seinem Vortrag Bilder seines Studienortes Aleppo vor und während des Krieges. Stolz zeigt der junge Mann Bilder seiner ehemaligen Universität, seines ehemaligen Studentenwohnheims und seiner Mensa. „Dort habe ich immer zu Mittag gegessen“, sagt Bahaa. Zu sehen sind Bilder von Sehenswürdigkeiten wie die weltberühmte Burg von Aleppo. Es sind Bilder des Wohlstands und des gehobenen Lebens. Die vergleichenden Bilder der zerbombten Universität und der verwüsteten Gebäude dagegen bieten einen Blick in den Abgrund der Zerstörung.