Trauer um Ulrichspreisträger Roman Herzog
Ehrung Der Altbundespräsident wurde 1999 in Dillingen ausgezeichnet. Warum sein Auftritt noch vielen in Erinnerung ist
Dilingen Es war ein großer Tag für Dillingen, jener 16. Juli 1999. Schulkinder schwenkten vor dem Eintreffen des prominenten Gastes Fähnchen, die Steinheimer Musikanten spielten den Ruetz-Marsch, und die Sonne lachte vom Himmel. Es war ein triumphaler Empfang für den Altbundespräsidenten Roman Herzog, der damals in Dillingen als Vierter den Europäischen St.-Ulrichs-Preis erhalten hat. Jetzt ist Herzog im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er war von 1994 bis 1999 Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland.
Landrat Leo Schrell, der damals noch Bürgermeister in Buttenwiesen war, hat den Auftritt Herzogs in bester Erinnerung. „Die Preisverleihung war glanzvoll, und Roman Herzog war ein starker Ulrichspreisträger.“Die Ausstrahlung und das Charisma des Politikers und einstigen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts seien umwerfend gewesen. Herzog habe bei seinem Auftritt in Dillingen sehr souverän gewirkt. „Der Altbundespräsident hat mich sehr beeindruckt“, sagt Schrell.
Altoberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl erinnert sich ebenfalls gut an Herzog, der zuvor schon bei einer Diskussion zum Thema Gewalt in Dillingen gewesen war. Die Nachricht vom Tod des Altbundespräsidenten hat Weigl traurig gestimmt. „Er war für mich einer der leutseligsten Politiker, die ich kennengelernt habe“, sagt der frühere Dillinger Rathauschef. Herzog sei bei der Ulrichspreisverleihung sehr aufgeschlossen gewesen, er habe das Bad in der Menge genossen. Als die Union Herzog als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufgeboten hat, habe niemand etwas damit anfangen können, sagt der SPD-Politiker. Bundespräsident Herzog habe aber, wie Weigl betont, die Dinge beim Namen genannt, etwa als er in seiner berühmten „Ruck-Rede“1997 Reformen einforderte. „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, sagte Herzog. Nur so könne die Stagnation überwunden werden.
Der frühere Landrat Anton Dietrich hatte beim Festakt im Goldenen Saal begründet, warum der Ulrichspreis an Roman Herzog verliehen wurde. Der Altbundespräsident habe sich beispielhaft für die Einheit Europas im christlichen Geist eingesetzt. Kaum ein anderer Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik habe in so überzeugender Weise wie Herzog mit der deutschen zugleich auch die europäische Politik repräsentiert, sagte der Stiftungsvorsitzende Dietrich.
Die Laudatio auf den Ulrichspreisträger hielt Kardinal Karl Lehmann, der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er gab Herzogs Überzeugung wieder, „dass wir Europa brauchen, weil wir die großen Aufgaben, vor denen wir stehen, nur gemeinsam lösen können“.