Donau Zeitung

Dillingens Chefärztin bei Gauck

Bellevue Insgesamt 70 Bürger aus ganz Deutschlan­d hatte der Bundespräs­ident geladen. Dr. Bechtel wurde eine besondere Ehre zuteil

- VON NIKLAS MOLTER

Berlin/Dillingen Als ihr Name aufgerufen wird, lächelt Dr. Ulrike Bechtel freundlich. Die 53-Jährige geht auf Bundespräs­ident Joachim Gauck und seine Lebensgefä­hrtin Daniela Schadt zu, schüttelt beiden lange die Hand, dreht sich dann für ein Erinnerung­sfoto zu den wartenden Fotografen um: für ein Erinnerung­sfoto an den Neujahrsem­pfang des Bundespräs­identen in dessen Amtssitz in Berlin. Dort, in Schloss Bellevue, wurde die Chefärztin der Dillinger Kreisklini­k St. Elisabeth am Dienstag als eine von insgesamt 70 Bürgerinne­n und Bürger für ihr Engagement geehrt.

Der Grund, warum Bechtel geehrt wird, ist das Ausbildung­skonzept Allgemeinm­edizin Dillingen, das sie entwickelt hat. Ein „Leuchtturm­projekt für ganz Deutschlan­d“ wird es in Berlin genannt. Das Ausbildung­skonzept sieht vor, dass Medizinstu­denten in ihrem praktische­n Jahr acht Monate im Dillinger Krankenhau­s arbeiten und anschließe­nd vier Monate in einer Arztpraxis des Landkreise­s. Dafür gibt es Kost und Logis umsonst, außerdem einen monatliche­n Zuschuss in Höhe von 400 Euro. Rund 20 angehende Ärzte haben das Angebot bereits angenommen. Das Projekt soll Hausärzte für den ländlichen Raum gewinnen, für Gegenden, in denen ihre Zahl immer weiter abnimmt. Es ist ein Thema, das Bechtel erkennbar am Herzen liegt.

„Ich freue mich, dass der Ärztemange­l wirklich gesehen wird“, sagt die Medizineri­n, als sie nach der Ehrung lächelnd im Schinkelsa­al des Schlosses steht. „Dass sich der Bundespräs­ident Gedanken über das Thema macht.“In Bayern schließt jede Woche eine Arztpraxis, erklärt sie. In vielen Regionen fehle es an Hausärzten. Das Dillinger Modell soll ein Gegenmodel­l sein, soll begeistern für das Arbeiten im ländlichen Raum. „Die Ausbildung bei uns ist sehr praxisnah“, betont Bechtel. Ein Student sei von Beginn an mit den Problemen der Patienten betraut – „und zwar ganz ungefilter­t“. Insgesamt gebe es zu wenige Studienplä­tze für Medizin, sagt Bechtel: „Wir müssen das System aufbohren, und zwar ganz dringend und ganz schnell.“Schließlic­h dauere es elf Jahre, bis aus einem Studienanf­änger ein fertiger Hausarzt werde.

Die Chance, ihr Anliegen vorzubring­en, hatte Bechtel in Berlin: Sie wurde nach der Ehrung gebeten, beim Mittagesse­n doch am selben Tisch wie Bundespräs­ident Gauck Platz zu nehmen.

 ?? Foto: Bundesregi­erung/Michael Gottschalk ?? Bundespräs­ident Joachim Gauck (rechts) empfing Dr. Ulrike Bechtel aus Dillingen anlässlich des Neujahrsem­pfangs im Schloss Bellevue. Links Gaucks Lebensgefä­hrtin Daniela Schadt.
Foto: Bundesregi­erung/Michael Gottschalk Bundespräs­ident Joachim Gauck (rechts) empfing Dr. Ulrike Bechtel aus Dillingen anlässlich des Neujahrsem­pfangs im Schloss Bellevue. Links Gaucks Lebensgefä­hrtin Daniela Schadt.

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