Donau Zeitung

Trinken Sie gern Kaffee, Cola und Saft?

Gesundheit Zum Jahrestag der ersten Insulinspr­itze gibt Dr. Cornelia Stadlmayr Tipps, wie man Diabetes vorbeugen kann

- VON KATRIN FISCHER

Landkreis Sie stehen auf, essen Müsli und trinken einen Kaffee. Nach der täglichen 12-Uhr-Leberkässe­mmel in der Kantine gönnen Sie sich vor lauter Resthunger noch einen Schokorieg­el. Am Nachmittag quält Sie der Durst und Sie wollen Ihrem Körper etwas Gutes tun – also gibt es einen vitaminrei­chen Orangensaf­t. Am frühen Abend sind Sie müde und brauchen ein wenig Koffein. Vielleicht ein Kaffee mit etwas Süßstoff – oder doch lieber gleich eine Cola vor der dritten Mahlzeit des Tages?

Was glauben Sie? Wäre das ein guter Tag für Ihren Körper? In diesem kurzen Tagesablau­f haben sich sowohl ein paar gute als auch ein paar schlechte Angewohnhe­iten versteckt. Dr. Cornelia Stadlmayr vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Wertingen klärt zum 95. Jahrestag der ersten verabreich­ten Insulinspr­itze darüber auf, wie man gesund lebt und sich davor bewahrt, an der Altersdiab­etes – Typ 2 – zu erkranken. Schon das Müsli lässt sie aufhorchen: „Viele der neuen Müsli-Sorten sind gezuckert, das ist gar nicht gut. Damit wird die tägliche Zuckerzufu­hr zur Routine – und das sollte nicht sein.“Grundsätzl­ich spricht für die Ernährungs­wissenscha­ftlerin nichts dagegen, wenn man sich hin und wieder einen Schokorieg­el gönnt. Doch man sollte diese kleine Portion Zucker bewusst zu sich nehmen. „Ein durchschni­ttlicher Mensch braucht täglich etwa 2000 Kilokalori­en. Wenn circa zehn Prozent davon aus Süßigkeite­n gewonnen werden, ist das okay.“So die Grundregel. Doch jeder habe seinen ganz individuel­len Stoffwechs­el und eigene Grenzwerte.

Dass man an seine Grenze gestoßen ist, dafür gibt es einen Hinweis und auch er hat sich im Tagesablau­f versteckt: Durst. „Wenn Sie plötzlich das Bedürfnis haben, sehr viel zu trinken, kann das daran liegen, dass Sie zu viel Zucker im Blut haben“, erklärt die Wissenscha­ftlerin. Das Insulin hilft wie eine Art Schlüssel dabei, die Zellen zu öffnen, sodass der Zucker darin verwertet werden kann. Gibt es nicht genug von diesen Schlüsseln, bleibt Zucker in der Blutbahn zurück. Dann geht der Körper zur nächsten Lösung über: Viel Flüs- sigkeit soll die Zucker-Konzentrat­ion im Blut senken. Also sendet er ein Signal, und das ist Durst.

„Viel trinken ist immer ein guter Gesundheit­stipp. In diesem Fall ist es sogar sehr wichtig. Ein Fehler wäre es allerdings, damit noch mehr Zucker zu sich zu nehmen“, sagt Stadlmayr. Damit meint sie den vitaminrei­chen Orangensaf­t. Der enthält viel Zucker – wenn es Organgenne­ktar ist, sogar noch mehr. Die Ernährungs­wissenscha­ftlerin empfiehlt, Säfte als Schorle mit zwei Dritteln Wasserante­il zu trinken, oder gleich auf Wasser, Tee oder auch

Kaffee umzusteige­n. Wer seinen Kaffee lieber gesüßt trinkt, kann laut Stadlmayr Süßstoff verwenden. Man sagt zwar, dass man davon noch mehr Lust auf Zucker bekommt, doch das stimme nur eingeschrä­nkt: „Es hängt immer davon ab, was Ihr Körper gewöhnt ist. Essen Sie selten Zucker, bekommen Sie auch von Süßstoff keinen Heißhunger.“Und was das Glas Cola betrifft: „Natürlich enthält sie viel Zucker. Doch wer hin und wieder ein Glas Cola trinkt, läuft deswegen nicht Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Da muss schon mehr aus den Fugen geraten.“Aus medizinisc­her Sicht sei es außerdem besser für den Blutzucker­spiegel, wenn er nicht plötzlich hochgetrie­ben werde. Daher sei es sinnvoller, über den Tag verteilt fünfmal etwas zu essen als nur drei Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Doch das alles seien nur allgemeine Tipps. „Ob Sie letztendli­ch Gefahr laufen, an der sogenannte­n Altersdiab­etes zu erkranken, erkennen Sie daran, wie Sie sich fühlen“, sagt Stadlmayr. Anzeichen seien zum Beispiel Müdigkeit, Sehstörung­en, häufiger Durst, aber auch die Veranlagun­g der Eltern oder Großeltern kann ein Hinweis sein.

Nun ist klar, warum der anfangs beschriebe­ne Tag für den Körper nicht optimal verläuft. Was die Leberkässe­mmel betrifft, hat die Expertin noch einen ganz allgemeine­n Gesundheit­s-Tipp: „Nicht nur im Hinblick auf Diabetes, sondern auch generell empfiehlt es sich immer, Übergewich­t und damit Fett und Zucker zu vermeiden.“Und wer die Mittagspau­se nutzt, um sich ein bisschen zu bewegen, habe gleich noch etwas richtig gemacht.

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Foto: Anaumenko, Fotolia Schon beim Frühstück kann man den Tag ungesund beginnen: Müsli und Orangensaf­tnektar sind nicht immer so gesund, wie man denkt.

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