Donau Zeitung

Viele junge Leute ernähren sich ungesund

Studie Eine Untersuchu­ng zeigt Extreme im Essverhalt­en der Deutschen auf

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Bei rund jedem fünften jungen Deutschen zwischen 18 und 25 Jahren ersetzt eine Packung Chips schon mal das Abendessen. Das geht aus der aktuellen Ernährungs­studie der Techniker Krankenkas­se (TK) hervor. In dieser Altersgrup­pe ist das Interesse an gesunder Ernährung am geringsten, oft wird zu Fast Food und Fertiggeri­chten gegriffen.

Doch verallgeme­inern kann man das Ernährungs­prinzip der jungen Menschen nicht. Die Studie, die am Mittwoch vorgestell­t wurde, offenbart ein gespaltene­s Essverhalt­en einer ganzen Generation: Denn auch, wenn viele junge Leute oft und gerne zu Tiefkühlpi­zza oder Burger greifen, sind sie auch ganz vorne mit dabei, wenn es um den Kauf von Bioprodukt­en geht. Auch was den Fleischkon­sum angeht, zeigen sich zwei Extreme: Einerseits gibt es unter den 18- bis 39-Jährigen mit 83 Prozent einen hohen Anteil an Fleischess­ern, anderersei­ts ist in dieser Altersgrup­pe auch die Zahl der Vegetarier und Veganer am größten. Drei Prozent der Jüngeren ernähren sich vegetarisc­h, zwei Prozent sind Veganer – bundesweit indes liegt der Anteil bei nur zwei beziehungs­weise einem Prozent. Elf Prozent der jungen Menschen bezeichnen sich als Flexitarie­r, die sich möglichst vegetarisc­h ernähren und darauf achten, nur sehr selten Fleisch zu essen. Was den Konsum von Würsten, Schnitzel oder Steaks betrifft, werden die jüngeren Befragten nur von den 40- bis 59-Jährigen noch übertroffe­n. Der Anteil der Fleischess­er liegt in dieser Altersgrup­pe bei 90 Prozent.

Etwa 1000 Bundesbürg­er wurden von der Sozialfors­chungsgese­llschaft Forsa befragt. Bereits 2013 hatte es eine Ernährungs­studie der Techniker Krankenkas­se gegeben. Ein Unterschie­d zwischen den beiden Untersuchu­ngen wird besonders deutlich: In der Vorgängers­tudie stand für die meisten Befragten beim Thema Essen noch der Geschmack an erster Stelle. Nun haben sich die Prioritäte­n geändert. Der Gesundheit­saspekt steht mittlerwei­le ganz oben auf der Liste. 45 Prozent wollen sich vor allem gesund ernähren. Im Jahr 2013 sagten das nur 35 Prozent. Doch auch, wenn der Wunsch nach gesunder Ernährung groß ist, hapert es bei vielen Menschen an der Umsetzung: Jeder Fünfte gibt an, täglich Süßigkeite­n oder Salzgebäck zu essen. Knapp die Hälfte der Befragten stuft sich selbst als übergewich­tig ein. Acht Prozent bezeichnen sich sogar als stark übergewich­tig.

Zehn Prozent der täglichen Kalorienau­fnahme dürften Zucker sein, sagt Ernährungs­wissenscha­ftlerin Bettina Dörr. „Aber Zucker steckt eben nicht nur in Süßigkeite­n, sondern beispielsw­eise auch in Säften.“Ein Stückchen Schokolade pro Tag sei sicher nicht zu viel, sagt die Expertin. Eine ganze Tafel aber schon. Dörr glaubt nicht, dass die Deutschen in Ernährungs­fragen zu wenig aufgeklärt sind. „Die meisten wissen, was gesund ist und was nicht. Bei vielen ist es schlicht Bequemlich­keit, bei Jugendlich­en ist es oft eine Trotzreakt­ion.“

TK-Chef Jens Baas sieht das anders. Er fordert mehr unabhängig­e Informatio­nen über Lebensmitt­el und eine deutlicher­e Kennzeichn­ung auf den Verpackung­en: „Wenn ich für den Besuch im Supermarkt ein Biochemies­tudium benötige, um Zucker in der Zutatenlis­te identifizi­eren zu können, wenn ich Licht und Lupe brauche, um diese Liste überhaupt lesen zu können, läuft etwas falsch.“Dass es den Verbrauche­rn mitunter schwer gemacht wird, sich gesund zu ernähren, kritisiert auch Foodwatch. „Es ist schwer, im Supermarkt herauszufi­nden, welche Produkte gesund sind und welche nicht“, sagt ein Sprecher des Verbrauche­rschützerv­ereins. Eine Einordnung lesen Sie im Kommentar. (mit afp, dpa)

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