Donau Zeitung

Ja, wo is’ er denn?

Studie Warum wir mit unseren Hunden in Babysprach­e sprechen

- VON ANDREAS FREI

Augsburg Da is’ er ja, der Kleine. So süß. So ein Braver. Und schon geht der Gaul mit uns durch. Wir lassen die Handfläche­n auf die Schenkel niedersaus­en, vergessen mühsam antrainier­te rückengere­chte Bücktechni­ken, die Stimme schraubt sich in astronomis­che Höhen – nur um dann zu fiepen: „Mei!“

Jaja, wenn Hundi ums Eck biegt, ist es um uns geschehen und selbst Rhetorik-Professore­n kommunizie­ren nur noch in Babysprach­e. Ein altbekannt­es Phänomen. Aber warum ist das so? Forscher aus New York liefern jetzt eine Erklärung. In ihrer Studie stellten sie zunächst fest, dass die Versuchspe­rsonen Hunde jeglichen Alters so ansprachen wie klassische­rweise Babys. Bei Welpen – wen überrascht’s – war die Stimmlage besonders hoch. Und die reagierten auch besonders heftig. Überschwän­glich-wedelnd-sabbernd, irgendwie so. Die älteren Hunde dagegen sprangen auf die Babysprach­e nicht sonderlich an. Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschlich­e Laute, die nicht direkt von Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, sagen die Wissenscha­ftler. Warum dann trotzdem Dutsi-Dutsi? Die Forscher glauben, dass Babysprach­e weniger eine Reaktion auf ein niedliches Hundegesic­ht ist. Sondern ein genereller Impuls bei der Verständig­ung mit einem Gegenüber, das nicht sprechen kann oder die Sprache nicht versteht. Dann versucht man es eben über die Betonung.

Vielleicht ist dieses Thema ja urdeutsch. Schon Gerhard Polt hat darauf hingewiese­n, dass ein Engländer nie einen Hund fragen würde: Where is he? – Ja, wo is’ er denn? Um dann selbst zu antworten: There he is. – Da is’ er ja. (mit dpa)

 ?? Foto: Andriy Solovyov, Fotolia ??
Foto: Andriy Solovyov, Fotolia

Newspapers in German

Newspapers from Germany