Ja, wo is’ er denn?
Studie Warum wir mit unseren Hunden in Babysprache sprechen
Augsburg Da is’ er ja, der Kleine. So süß. So ein Braver. Und schon geht der Gaul mit uns durch. Wir lassen die Handflächen auf die Schenkel niedersausen, vergessen mühsam antrainierte rückengerechte Bücktechniken, die Stimme schraubt sich in astronomische Höhen – nur um dann zu fiepen: „Mei!“
Jaja, wenn Hundi ums Eck biegt, ist es um uns geschehen und selbst Rhetorik-Professoren kommunizieren nur noch in Babysprache. Ein altbekanntes Phänomen. Aber warum ist das so? Forscher aus New York liefern jetzt eine Erklärung. In ihrer Studie stellten sie zunächst fest, dass die Versuchspersonen Hunde jeglichen Alters so ansprachen wie klassischerweise Babys. Bei Welpen – wen überrascht’s – war die Stimmlage besonders hoch. Und die reagierten auch besonders heftig. Überschwänglich-wedelnd-sabbernd, irgendwie so. Die älteren Hunde dagegen sprangen auf die Babysprache nicht sonderlich an. Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschliche Laute, die nicht direkt von Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, sagen die Wissenschaftler. Warum dann trotzdem Dutsi-Dutsi? Die Forscher glauben, dass Babysprache weniger eine Reaktion auf ein niedliches Hundegesicht ist. Sondern ein genereller Impuls bei der Verständigung mit einem Gegenüber, das nicht sprechen kann oder die Sprache nicht versteht. Dann versucht man es eben über die Betonung.
Vielleicht ist dieses Thema ja urdeutsch. Schon Gerhard Polt hat darauf hingewiesen, dass ein Engländer nie einen Hund fragen würde: Where is he? – Ja, wo is’ er denn? Um dann selbst zu antworten: There he is. – Da is’ er ja. (mit dpa)