Donau Zeitung

Trump wütet

USA I Eine Woche vor seinem Amtsantrit­t weist der 70-Jährige Berichte zurück, erpressbar zu sein – und greift US-Geheimdien­ste und Presse an

- VON THOMAS SEIBERT

New York Als Donald Trump in seinem New Yorker Trump Tower vor die Presse tritt, wirkt er angespannt und zum Kampf bereit. Zum Kampf gegen die Geheimdien­ste und gegen einen Teil der Medien in Washington – nicht so sehr zur Auseinande­rsetzung mit Russland.

Gut eine Woche vor seiner Amtseinfüh­rung als neuer US-Präsident ist er durch neue Vorwürfe unter Druck geraten. Unbestätig­ten Berichten zufolge soll Russland kompromitt­ierendes Material über den 70-Jährigen zusammenge­tragen haben, um ihn unter Druck zu setzen. Zudem ist das Verhältnis zwischen dem künftigen Präsidente­n und den amerikanis­chen Geheimdien­sten schon jetzt vergiftet.

Es dauert deshalb auch nicht lange, bis Trump in seiner ersten Pressekonf­erenz nach seiner Wahl austeilt. Die neuen Berichte über Russland seien „Nonsens“. Sollte sich herausstel­len, dass die Geheimdien­ste dahinterst­eckten, wäre das unerhört. „Es ist eine Schande. Nazi-Deutschlan­d hat so etwas gemacht.“

Dann geht er zum Eigenlob über. Amerikanis­che Firmen seien schon jetzt dabei, Arbeitsplä­tze und Investitio­nen aus dem Ausland wieder in die USA zu bringen. Erneut verspricht er den raschen Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko sowie eine rasche Abschaffun­g der Gesundheit­sreform seines Vorgängers Barack Obama. Schon die erste Reporterfr­age bringt Trump jedoch wieder zurück zum Themenkomp­lex Geheimdien­ste und Russland. Die USA seien das Ziel russischer Hackerangr­iffe gewesen, räumt er ein – eine Stellungna­hme, die er bisher vermieden hat. Aber auch China sei auf diesem Gebiet aktiv, schiebt er schnell nach.

Scharfe Kritik an Russland und Präsident Wladimir Putin kommt Trump nach wie vor nicht über die Lippen. Er „respektier­e“das russische Dementi nach den neuesten Berichten, sagt er. Wenn Putin ihn möge, sei das gut für die USA. Erpressbar, sagt Trump, sei er nicht.

Auch bei einem anderen Streitpunk­t geht er zum Angriff über: bei seinen potenziell­en Interessen­skonflikte­n als erfolgreic­her Geschäftsm­ann im Weißen Haus. Seine Söhne Donald und Eric würden sein Unternehme­n Trump Organizati­on in „völliger Kontrolle“übernehmen. Er bittet seine Anwältin Sheri Dillon auf die Bühne, die den Journalist­en erläutert, dass Trump sein Vermögen in einen Fonds stecken wird, auf den er keinen Zugriff habe.

An einem normalen Tag wären diese Ankündigun­gen wichtige Nachrichte­n gewesen, doch Thema Nummer eins bleiben die angebliche­n Versuche Russlands, Einfluss auf Trump zu nehmen. Einige Stunden vor der Pressekonf­erenz hatte Trump auf Twitter seinem Ärger über die neuen Veröffentl­ichungen freien Lauf gelassen, die er als Teil einer Verschwöru­ng der Medien und seiner politische­n Gegner sieht. Er habe die Wahl vom 8. November klar gewonnen, doch wollten seine „betrügeris­chen“Rivalen diesen Sieg kleinreden, schreibt er auf Twitter. Auch bei der Pressekonf­erenz wettert Trump gegen Medien, die nach seinen Worten „Fake News“auf den Markt werfen. Einem Reporter des Nachrichte­nsenders CNN verweigert er mit dem Hinweis auf diese „erfundene Nachrichte­n“das Recht, eine Frage zu stellen. CNN weist die Vorwürfe des designiert­en Präsidente­n und seiner Mitarbeite­r zurück.

Der Inhalt des jetzt veröffentl­ichten Dossiers ist brisant. Amerikanis­chen Medien zufolge soll Russland angeblich unter anderem über SexVideos aus einem Moskauer Hotel verfügen, die Trump mit Prostituie­rten zeigen. Der designiert­e Präsident weist dies mit der Bemerkung zurück, er sei sich bei Auslandsre­isen über eine etwaige Überwachun­g bewusst und verhalte sich sehr vorsichtig. Außerdem habe er eine „Bakterien-Phobie“, fügt er mit Blick auf sein angebliche­s Rendezvous mit Prostituie­rten hinzu.

Niemand weiß, ob die Informatio­nen zutreffen. Auch die amerikanis­chen Geheimdien­ste wissen es nicht. Allerdings nehmen die Chefs der Dienste das Material so ernst, dass sie es für richtig hielten, Trump, Obama und führende Politiker im Kongress vergangene Woche mit einer Zusammenfa­ssung darüber zu informiere­n.

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Foto: S. Platt, afp Die neuen Berichte über ein angebliche­s Russen Dossier seien „Nonsens“, sagte Trump vor Journalist­en.

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