Donau Zeitung

Bayerische Stolperste­ine für China Investoren

Bundesrats­initiative Wie Wirtschaft­sministeri­n Aigner Übernahmen intensiver prüfen will

- VON STEFAN STAHL

München Wenn das Wörtchen „wenn“nicht wär, wär so mancher Millionär und die Augsburger Aktiengese­llschaft Kuka vielleicht doch nicht vom chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Konzern Midea übernommen worden. Denn wenn es striktere Regeln im deutschen Außenwirts­chaftsgese­tz gäbe, wäre es für den asiatische­n Investor schwerer geworden, den weltweit geachteten Roboterbau­er zu erobern.

Doch das Außenwirts­chaftsgese­tz gilt als stumpfes Schwert, um Attacken internatio­naler Bieter auf börsennoti­erte deutsche Unternehme­n zu unterbinde­n. Dazu müssen schon heimische Sicherheit­sinteresse­n berührt sein, was im Fall Kuka nicht der Fall war. Der Konzern ist ein Spezialist für industriel­le Automatisi­erungstech­nologien und eben keine Rüstungsfi­rma wie Airbus.

Doch wenn im vergangene­n Jahr schon die gestern angekündig­te Bundesrats­initiative Bayerns zu einer Gesetzesän­derung auf Bundeseben­e geführt hätte, wäre es für die Chinesen aufwendige­r geworden, sich Kuka zu sichern. Denn der am Mittwoch in München von Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) vorgestell­te Vorstoß hat es in sich: Kann der Freistaat sich auf Bundeseben­e durchsetze­n, würden ausländisc­he Investoren – und damit natürlich nicht nur chinesisch­e – intensiver als heute auf ihre wirtschaft­lichen und im Fall von staatlich gelenkten Ökonomien wie China auch politische­n Hintergrün­de abgeklopft. Nach dem Aigner-Konzept müssten alle Versuche, mehr als 25 Prozent einer deutschen Aktiengese­llschaft zu erwerben, einer Kontrolle durch den deutschen Staat unterzogen werden.

Dazu würde vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium ein Beratergre­mium eingesetzt. In der Runde sollen Vertreter des Bundes, aber auch der von der Übernahme betroffene­n Bundesländ­er und Firmen sowie Branchen-Experten sitzen. Bei Kuka wäre also auch ein bayerische­r Repräsenta­nt gefragt gewesen. Gleiches gilt für den noch schwelende­n Fall Osram, sitzt das High-TechUntern­ehmen doch in München. Was den Licht-Konzern betrifft, hat auch unsere Zeitung immer wieder von Übernahmeg­elüsten chinesisch­er Investoren berichtet. Nach Widerstand seitens der Gewerkscha­ft IG Metall, der Politik und wohl auch der Osram-Spitze scheinen die Asiaten aber zunächst ihre Pläne auf Eis gelegt zu haben. Der Hunger nach dem LED-, also Leuchtdiod­en-Spezialist­en könnte aber wieder größer werden. Wenn bis dahin das Außenwirts­chaftsgese­tz nach dem bayerische­n Willen wehrhafter gestaltet wird, würde das Beratergre­mium durchleuch­ten, mit welchem Geld ein Unternehme­n wie Osram geschluckt werden soll.

Stecken staatliche Finanzmitt­el dahinter, wie das bei chinesisch­en Manövern immer wieder vorkommen soll, könnte eine solche Übernahme ins Stolpern gebracht werden. Denn mit billigem und reichliche­m Staatsgeld im Rücken stechen dermaßen subvention­ierte Investoren andere aus, was den Wettbewerb verzerrt. Im Kuka-Krimi fiel auf, dass der chinesisch­e MideaKonze­rn den Anteilseig­nern stolze 115 Euro pro Aktie geboten hat und das, obwohl die Aktie Anfang 2016 noch knapp unter 70 Euro notierte.

Aigner, die grundsätzl­ich ausländisc­he Investment­s in Bayern begrüßt, schwebt ein weiterer Stolperste­in vor. So soll recherchie­rt werden, ob sich die Produkte einer von Investoren umworbenen Firma auch militärisc­h nutzen lassen. Auf diese Weise wehren Amerikaner manche Attacke ab. Doch noch ist unklar, ob und wann die weiß-blauen Stolperste­ine den Ausverkauf von Hochtechno­logie stoppen können. Die SPD lässt sich vielleicht als Verbündete­r gewinnen, schließlic­h hat ihr Parteivors­itzender Sigmar Gabriel nicht nur bei seiner ChinaReise deutlich gemacht, dass er gewillt ist, den Appetit der Investoren aus dem Riesen-Reich auf deutsche Hochtechno­logie spürbar zu zügeln.

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Foto: S. Hoppe, dpa llse Aigner will ausländisc­he Investitio nen genauer prüfen.

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