Donau Zeitung

Gutachter untersucht angeschoss­ene Polizistin

Justiz Die Beamtin Diana K. war dabei, als ihr Kollege Mathias Vieth getötet wurde. Jetzt will sie Geld von den verurteilt­en Polizisten­mördern. Doch der Prozess wird lange dauern

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Augsburg Der Schmerzens­geld-Prozess der angeschoss­enen Augsburger Polizeibea­mtin Diana K. gegen die Polizisten­mörder Rudolf Rebarczyk und Raimund Mayr wird sich noch lange hinziehen. Richter Rudolf Weigell gab am Mittwoch bekannt, dass nun erst einmal ein Gutachten über den psychische­n Zustand der Polizistin angefertig­t wird.

Beauftragt mit der Expertise ist der Psychiater Johannes WeissBrumm­er vom Bezirkskra­nkenhaus Augsburg. Bis das Gutachten fertig sein wird, dürften Monate vergehen. Danach haben beide Prozesspar­teien Gelegenhei­t, Stellung zu nehmen. Im nächsten halben Jahr ist also nicht mit einer Fortsetzun­g des Verfahrens zu rechnen. Wie es dann weitergeht – ob der Fall ganz neu aufgerollt wird, ob die Brüder als Zeugen aussagen müssen – ist ebenfalls völlig offen.

Der Mord im Augsburger Siebentisc­hwald liegt jetzt bereits mehr als fünf Jahre zurück. Am 28. Oktober 2011 war der Polizeibea­mte Mathias Vieth, 41, dort bei einer nächtliche­n Verfolgung­sjagd erschossen worden. Vieth und seine Streifenpa­rtnerin K. hatten die Täter wahrschein­lich bei der Vorbereitu­ng eines Raubüberfa­lls überrascht. Die Brüder Rudolf Rebarczyk, 61, und Raimund Mayr, 63, sind rechtskräf­tig als Mörder verurteilt und sitzen im Gefängnis.

Aber die beiden beschäftig­en immer noch die Justiz. Denn die Wunden bei den Opfern sind nicht verheilt. Diana K., 35, erlitt bei der Schießerei, bei der die Täter mit einer Kalaschnik­ow und einer Pistole gefeuert hatten, nur einen Streifschu­ss an der Hüfte. Doch sie musste mit ansehen, wie ihr Kollege starb. Und sie war damals im dunklen Wald ganz auf sich alleine gestellt.

Die psychische­n Folgen für die Beamtin sind gravierend. Deshalb fordert sie von den Brüdern 40 000 Euro Schmerzens­geld. In der Klage ist die Rede von einer Posttrauma­tischen Belastungs­störung und von Panikattac­ken, an denen die Frau seitdem leidet. Sie kann nur noch im Innendiens­t arbeiten. Einige Zeit musste sie in einer psychosoma­tischen Klinik behandelt werden. Wie der psychische Zustand der Beamtin genau ist, wird Gegenstand des psychiatri­schen Gutachtens sein.

Es wird nicht nur ein langwierig­es, sondern auch ein schwierige­s Verfahren. Die Brüder bestreiten den Mord bis heute. Das Schwurgeri­cht hatte sie aber aufgrund von Indizien wie DNA-Spuren und bei Razzien gefundenen Tatwaffen zu lebenslang­en Haftstrafe­n verurteilt. Ob Diana K. Chancen hat, jemals Geld von den Brüdern zu bekommen, ist eine andere Frage. Ihre Anwältin Marion Zech meint: Ja. Vom Verdienst eines arbeitende­n Häftlings kann ein Teil gepfändet werden. Und sollte einer der beiden seine Geschichte in den Medien vermarkten, müsste er Honorare an Diana K. abtreten.

In einem weiteren Zivilverfa­hren am Landgerich­t Augsburg hat eine Supermarkt­kette Rudolf Rebarczyk wegen eines Raubüberfa­lls im Jahr 2011 verklagt. Der Konzern will die gut 4000 Euro Beute zurück. Ende Januar soll Rebarczyk befragt werden. Solche Vernehmung­en sind für Polizei und Justiz eine große Belastung. Rebarczyk und Mayr gelten als extrem gefährlich. Daher werden sie bei den Transporte­n jeweils von etlichen Polizeibea­mten scharf bewacht.

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Foto: Ulrich Wagner Die Polizistin Diana K. (re.) mit ihrer An wältin Marion Zech.

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