Heute startet die Capito Benimmschule
Neue Serie Die Augsburger Expertin Susanne Erdmann erklärt ab sofort donnerstags auf der Kinderseite, was sich gehört und was nicht. Zum Auftakt haben wir sie interviewt
„Das gehört sich nicht!“„Benimm dich gefälligst!“„Das ist unhöflich!“– Erwachsene sagen solche Sätze manchmal zu Kindern. Aber was meinen sie denn genau damit? Und warum soll man sich überhaupt benehmen? Wozu sind diese Regeln gut? Capito hat mit Susanne Erdmann aus Augsburg darüber gesprochen. Die Benimm-Trainerin erklärt ab sofort jeden Donnerstag auf Capito, was sich gehört und was nicht.
Warum sind Benimmregeln denn wichtig? Susanne Erdmann: Benimmregeln sind wichtig, damit unser Zusammenleben funktioniert. Das ist wie im Straßenverkehr. Wenn es keine Regeln gibt, gibt es mehr Unfälle. Mit Regeln aber verstehen wir alle uns besser. Auch in der Tierwelt gibt es gewisse Regeln. Hunde begrüßen sich zum Beispiel auch, indem sie sich ausführlich beschnuppern.
Wer erfindet die Regeln? Susanne Erdmann: Es gibt keinen direkten „Erfinder“. Manche Regeln sind sehr alt. Zum Beispiel kommen ein paar noch aus der Ritterzeit. Viele haben sich in der Gesellschaft entwickelt. Einer der ersten, der darüber geschrieben hat, war Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge. Er hat aufgeschrieben, wie man miteinander umgehen sollte. Sein Buch wurde sehr berühmt. Noch heute sprechen viele Leute davon. Manche nennen Benimmregeln deshalb auch den „Knigge“.
Knigge hat vor über 200 Jahren gelebt. Sind manche Regeln nicht veraltet? Susanne Erdmann: Nein, im Gegenteil. Höflichkeit, Toleranz, Respekt kommen nie aus der Mode. Manche Regeln werden mit der Zeit aber modernisiert und an die Zeit angepasst. Zum Beispiel haben Kinder früher ihre Eltern gesiezt. Heute ist das Du für Mama und Papa ja ganz normal und gilt nicht als respektlos. Und wer sagt dann, welche Regeln gelten und welche nicht? Susanne Erdmann: Dafür gibt es verschiedene Expertengruppen. Zum Beispiel die Deutsche Knigge Gesellschaft. Dort sitzen Benimmexperten beisammen, die alle Regeln kennen. Sie überlegen sich dann, ob die eine oder andere Regel noch zeitgemäß ist. Das Ergebnis erzählen sie dann weiter oder veröffentlichen es zum Beispiel im Internet.
Was ist denn das Wichtigste, Susanne Erd mann ist 44 Jahre alt und Mut ter von zwei Kin dern. Sie wurde im Allgäu geboren und lebt in Augsburg. was man beim guten Benehmen beachten sollte? Susanne Erdmann: Wichtig ist, dass man ehrlich und aufrichtig ist. Und man sollte sich immer so verhalten und benehmen, wie man es auch von anderen erwartet. Es geht also nicht darum, dass man alle Regeln auswendig lernt und alles ganz genau umsetzen kann. Wir sind ja keine Benimmroboter.
Gibt es ein Alter, ab dem Benimmregeln gelten? Susanne Erdmann: Nein, ein festes Alter gibt es nicht. Meine Großmutter hat immer gesagt, sobald ein Kind sprechen kann, kann es auch „Bitte“und „Danke“sagen. Dann lernt es Stück für Stück neue Regeln dazu. Eltern sollten dabei Vorbilder sein und den Kindern zeigen, wie das geht. Es ist einfacher, wenn man Benimmregeln schon als Kind lernt. Dann kann man sie automatisch anwenden. Erwachsene tun sich da oft schwerer.
Die Expertin
Muss man sich an Benimmregeln halten? Susanne Erdmann: Wenn man in der Familie, im Freundeskreis und in der Gesellschaft gut ankommen möchte und von anderen akzeptiert werden möchte, dann sollte man sich an die aktuellen Benimmregeln halten. Jemand, der nicht grüßt, herumschreit oder andere nicht beachtet, wird auch von niemandem gemocht. Es kann aber im Einzelfall auch einmal eine Situation geben, bei der eine Regel nicht hundertprozentig angewendet werden muss. Zum Beispiel kann man bei einem Kindergeburtstag die Wiener Würstchen auch ohne Messer und Gabel essen. Oder an einem heißen Tag im Freibad kann man einen Schluck direkt aus der Mineralwasserflasche nehmen, wenn man kein Glas oder Trinkbecher bei sich hat. O
Info Hast du Fragen zum Thema Benimm? Dann schick sie uns an capito@augsburger allgemeine.de. Wir leiten sie an Susanne Erdmann weiter.