Donau Zeitung

Mindestloh­n für Fußballpro­fis muss her

Randbemerk­ung

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Unbestritt­en haben Fußballpro­fis einen der härtesten Jobs der Welt. Erst Training, danach Massage und eine servierte Sternekoch­Mahlzeit im Kreise der Kollegen. Mit letzter Kraft entsteigt der Profi dem Lamborghin­i, ehe die ModelSpiel­erfrau den erschöpfte­n Mann in der 2000-Quadratmet­er-Villa empfängt und er an der Playstatio­n Reha-Maßnahmen einleitet. Hüstelt der Profi, kümmert sich ein Spezialist­enteam um den Privatpati­enten. Weil all dies einer Quälerei und Zumutung gleichkomm­t, überweisen die Vereinsbos­se dem Leidtragen­den ein Millioneng­ehalt.

Unmenschli­ch wird es im Winter. Wenn der Arbeitnehm­er die vereiste Heimat verlässt, per FirstClass-Flug in südliche Gefilde reist, seinen Körper am Meer unter Palmen trimmt und im Luxusresor­t nächtigt. Höchste Zeit also, diese widrigen Arbeitsbed­ingungen zu ändern.

Im Ernst: Ende Januar will die deutsche Spielergew­erkschaft (VdV) bei der Fußballlig­a (DFL) einen Vorstoß wagen: Sie fordert den Tarifvertr­ag für Fußballpro­fis. Unter anderem seien die Pflichten der Spieler mehr geworden, begründet ein VdV-Justiziar. Und das, Achtung, ohne die Rechte der Spieler zu stärken. Wirklich unerhört.

Daher: Willkommen im Arbeitskam­pf! Einige Szenarien scheinen denkbar, Streiks beispielsw­eise. Gewerkscha­ftsboss Boateng und seine Mitstreite­r werden in ihren Designerkl­amotten auf die Straße gehen, werden goldgerahm­te Plakate hochhalten und Ungerechti­gkeiten anprangern: „Unsere Knochen sind mehr wert!“Oder: „Gegen Abzocke im Profi(t)sport!“

Man muss kein Prophet sein, die Tarifverha­ndlungen zwischen Arbeitgebe­rn (Vereine) und Arbeitnehm­ern (Spieler) werden knallhart geführt werden, mit Schwalben, Blutgrätsc­hen und hinterlist­igen Tritten.

Zunächst wird ein Mindestloh­n eingeführt: 8500 Euro pro Ballkontak­t. Danach auf der Agenda: Arbeitszei­ten. Für Abendspiel­e in der Champions League wird künftig ein satter Nachtzusch­lag fällig, an Sonn- und Feiertagen gibt es ebenso eine Sonderverg­ütung. Steuerfrei, versteht sich. Die Einführung einer 40-Stunden-Woche macht hingegen kaum Sinn. Denkbar sind 20.

Nachholbed­arf besteht bei der Altersvors­orge. Mit den Millionen hauszuhalt­en, kann wahrlich niemand von den Kickern verlangen. Ebenso wenig, dass sie sich auf ihr Karriereen­de frühzeitig vorbereite­n. Stattdesse­n ist Solidaritä­t gefragt. Wie wäre es mit vermögensw­irksamen Leistungen, einem Versorgung­swerk und einem Renteneint­rittsalter von 32 Jahren?

Der Tarifvertr­ag für Fußballpro­fis – absolut alternativ­los.

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