Mindestlohn für Fußballprofis muss her
Randbemerkung
Unbestritten haben Fußballprofis einen der härtesten Jobs der Welt. Erst Training, danach Massage und eine servierte SternekochMahlzeit im Kreise der Kollegen. Mit letzter Kraft entsteigt der Profi dem Lamborghini, ehe die ModelSpielerfrau den erschöpften Mann in der 2000-Quadratmeter-Villa empfängt und er an der Playstation Reha-Maßnahmen einleitet. Hüstelt der Profi, kümmert sich ein Spezialistenteam um den Privatpatienten. Weil all dies einer Quälerei und Zumutung gleichkommt, überweisen die Vereinsbosse dem Leidtragenden ein Millionengehalt.
Unmenschlich wird es im Winter. Wenn der Arbeitnehmer die vereiste Heimat verlässt, per FirstClass-Flug in südliche Gefilde reist, seinen Körper am Meer unter Palmen trimmt und im Luxusresort nächtigt. Höchste Zeit also, diese widrigen Arbeitsbedingungen zu ändern.
Im Ernst: Ende Januar will die deutsche Spielergewerkschaft (VdV) bei der Fußballliga (DFL) einen Vorstoß wagen: Sie fordert den Tarifvertrag für Fußballprofis. Unter anderem seien die Pflichten der Spieler mehr geworden, begründet ein VdV-Justiziar. Und das, Achtung, ohne die Rechte der Spieler zu stärken. Wirklich unerhört.
Daher: Willkommen im Arbeitskampf! Einige Szenarien scheinen denkbar, Streiks beispielsweise. Gewerkschaftsboss Boateng und seine Mitstreiter werden in ihren Designerklamotten auf die Straße gehen, werden goldgerahmte Plakate hochhalten und Ungerechtigkeiten anprangern: „Unsere Knochen sind mehr wert!“Oder: „Gegen Abzocke im Profi(t)sport!“
Man muss kein Prophet sein, die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern (Vereine) und Arbeitnehmern (Spieler) werden knallhart geführt werden, mit Schwalben, Blutgrätschen und hinterlistigen Tritten.
Zunächst wird ein Mindestlohn eingeführt: 8500 Euro pro Ballkontakt. Danach auf der Agenda: Arbeitszeiten. Für Abendspiele in der Champions League wird künftig ein satter Nachtzuschlag fällig, an Sonn- und Feiertagen gibt es ebenso eine Sondervergütung. Steuerfrei, versteht sich. Die Einführung einer 40-Stunden-Woche macht hingegen kaum Sinn. Denkbar sind 20.
Nachholbedarf besteht bei der Altersvorsorge. Mit den Millionen hauszuhalten, kann wahrlich niemand von den Kickern verlangen. Ebenso wenig, dass sie sich auf ihr Karriereende frühzeitig vorbereiten. Stattdessen ist Solidarität gefragt. Wie wäre es mit vermögenswirksamen Leistungen, einem Versorgungswerk und einem Renteneintrittsalter von 32 Jahren?
Der Tarifvertrag für Fußballprofis – absolut alternativlos.