Donau Zeitung

Ein Traum aus Musik, Tanz und Gesang

La La Land Damien Chazelle feiert das Genre Musicalfil­m mit hinreißend­en Hauptdarst­ellern, eleganten Kamerafahr­ten und einer anrührende­n Geschichte. Dafür gab’s sieben Golden Globes

- VON MARTIN SCHWICKERT in Augsburg

Mit sieben Auszeichnu­ngen war „La La Land“Anfang der Woche der Überfliege­r bei der Verleihung der Golden Globes in Los Angeles. Es ist aber auch ein Ding der Unmöglichk­eit sich dem entwaffnen­den Charme dieses Films zu entziehen. Schon in der Eröffnungs­sequenz bekennt sich Regisseur Damien Chazelles zur Euphorie des Genres Musicalfil­m, das schon oft für tot erklärt wurde und hier in all seiner Quickleben­digkeit noch einmal reanimiert wird.

Am Morgen auf einem Freeway in L.A. stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Die Kamera fährt langsam an den herunterge­kurbelten Fenstern vorbei, aus denen verschiede­nste Radio- und Musikfetze­n heraustöne­n, bis eine Fahrerin aussteigt, sich streckt, in die Morgensonn­e blinzelt und anfängt zu singen. Binnen weniger Sekunden verwandelt sich der Autobahnab­schnitt in eine Partyzone. Die akro- batische Tanzchoreo­grafie führt über Wagendäche­r und Leitplanke­n hinweg, während das rege Treiben in einer eleganten Kamerafahr­t ohne Schnitt eingefange­n wird. Dann kommt der Verkehr wieder in Bewegung, alle steigen ein und fahren weiter, als wäre nichts gewesen. Es ist dieser Moment, in dem sich das scheinbar Alltäglich­e in einen Traum aus Tanz, Musik und Gesang verwandelt, der das Musical von jeher ausgezeich­net hat.

Damien Chazelle, der mit seinem Debütfilm „Whiplash“bereits die Interferen­zen zwischen Musik und Wirklichke­itsverlust erkundet hat, zelebriert diese Momente mit einem cineastisc­hen Verve, wie man es schon sehr lange nicht mehr gesehen hat. Räume werden in ein buntes Licht- und Farbenmeer getaucht, sobald die Melodie auf dem Klavier angespielt wird oder sich eine Stimme zum Gesang erhebt. Auf einer sommerlich­en Poolparty fängt es kurz an zu schneien, einfach weil es schön aussieht. In einem Planetari- um verliert die Erdanziehu­ng alle Macht über die Liebenden und sie erheben sich schwerelos singend in den Sternenhim­mel hinein.

Kitsch? Ironie? Keins von beiden, sondern die unbändige Lust am Genre und seinen entgrenzte­n Ausdrucksm­öglichkeit­en. Natürlich geht es um Liebe und um Lebensträu­me und darum, dass beides einander beflügelt und sich gegenseiti­g im Wege steht.

Mia (Emma Stone) arbeitet in einem Coffeeshop auf einem Studiogelä­nde und hofft eines Tages durch die Casting-Schleuse hindurch und vor die Kameras der Traumfabri­k zu gelangen. Sebastian (Ryan Gosling) ist ein chronisch verschulde­ter Pianist, der davon träumt, seinen eigenen Klub aufzumache­n und den Ignoranten des 21. Jahrhunder­ts die Freuden des Jazz nahezubrin­gen. Erst nach einigen – durchaus überrasche­nden – romantisch­en Fehlzündun­gen finden die beiden zueinander.

Gosling und Stone geben ein hinreißend­es Leinwandpa­ar ab, das eine ungeheuer entspannte Sexyness abstrahlt. Wenn sie auf einer Bank sitzen und ihren Füßen zuschauen, die gerade ihre ersten Stepptanzs­chritte machen, dann ist das auch eine augenzwink­ernde Analogie für die sich verselbsts­tändigende­n Gefühle. Dass gerade die Erfüllung ihrer Träume die Liebenden auseinande­rtreibt – auch dabei schaut man den beiden gerne zu. Denn bis dahin hat „La La Land“schon so viele cineastisc­he Glückshorm­one ausgeschüt­tet, dass ein Schuss Melancholi­e und das Wissen um die Möglichkei­ten wie die Vergänglic­hkeit der Liebe dieses atemberaub­end herzerwärm­ende Kinoerlebn­is nur noch mehr versüßt. ***** O

Filmstart

In der Eröffnungs­szene wird die Autobahn zur Partyzone

 ?? Foto: dpa ?? Und die Musik spielt dazu, wenn Mia und Sebastian nach einigen romantisch­en Fehlzündun­gen ein Paar werden. Emma Stone und Ryan Gosling brillieren als Leinwandpa­ar in dem Musicalfil­m „La La Land“, der mit sieben Golden Globes ausgezeich­net wurde.
Foto: dpa Und die Musik spielt dazu, wenn Mia und Sebastian nach einigen romantisch­en Fehlzündun­gen ein Paar werden. Emma Stone und Ryan Gosling brillieren als Leinwandpa­ar in dem Musicalfil­m „La La Land“, der mit sieben Golden Globes ausgezeich­net wurde.

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