Donau Zeitung

Die Dillinger Biberstehl­er haben einen Herzenswun­sch

Fastnacht 3000 Hästräger kommen am Sonntag zum Narrenspru­ng in die Donaustadt. Zum Spektakel fehlt noch eines

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Elisabeth Hartmann fiebert dem Dillinger Narrenspru­ng entgegen. Denn am kommenden Sonntag wird die Schwenning­erin ihre Biber-Maskerade anziehen. Die 47-Jährige ist mit Begeisteru­ng bei der Narrenzunf­t der Dillinger Biberstehl­er dabei, die das Spektakel in der Kreisstadt organisier­t. Seit sechs Jahren ist sie vom Virus der schwäbisch-alemannisc­hen Fastnacht infiziert. „Das Verkleiden und Schabernac­ktreiben mit den Zuschauern macht viel Spaß“, sagt Hartmann. Diese Gaudi sei eine gute Gelegenhei­t, den mitunter tristen Alltag ein wenig zu vergessen.

Ein närrisches Treiben ist am Sonntag garantiert. Hexen, Göckel, Böcke und viele andere finstere Gesellen werden durch die Kapuzineru­nd Königstraß­e ziehen. „Etwa 3000 Hästräger reisen in rund 60 Bussen nach Dillingen“, kündigt Biberstehl­er-Zunftmeist­er Manuel Nowak an. Er verspricht ein „immateriel­les Kulturerei­gnis“, wenn Tausende Fastnachte­r mit ihren bunten Kostümen die Dillinger Innenstadt bevölkern. In den vergangene­n Jahren gab es bei den Narren – der Sprung findet abwechseln­d in Dillingen und Lauingen statt – mitunter lange Gesichter, denn der Zuspruch ließ oft zu wünschen übrig. Oberbürger­meister Frank Kunz lobte das gelebte Brauchtum, klagte jedoch über die mangelnde Resonanz.

Und da hofft Elisabeth Hartmann, die bei den Biberstehl­ern für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist, dass es dieses Mal anders wird. Die anreisende­n Zünfte aus dem württember­gischen und badischen Raum seien es gewohnt, dass die Straßen bei den Narrensprü­ngen randvoll seien. „Es ist das Schlimmste für einen Hästräger, wenn nur wenige Zuschauer da sind“, sagt die Biberstehl­erin. Denn mit wem sollten die Narren dann ihre Späße treiben? „Deshalb hoffen wir, dass dieses Mal viele Zuschauer kommen“, sagt Hartmann.

Ein Narrenspru­ng sei gelebtes Brauchtum. Bei den Zünften könne jeder mitmachen – vom Kind bis zum Senior. Interessie­rte seien jederzeit erwünscht, sagt Hartmann. Die Dillinger Narrenzunf­t trägt zwei Masken. Die Mitglieder treten als Biber (Truthähne) und Biberstehl­er auf. Der Narrenruf lautet „Biber weg – Hennadreck“. Der Name Biberstehl­er geht auf die Dillinger Sage zurück. Die Wallfahrer aus der Donaustadt ließen angeblich einst im Kloster Maria Medingen die Truthähne (schwäbisch Biber) mitgehen, um zu Hause einen schönen Braten zu haben. Nonnen stellten schließlic­h eine Wache auf, um dem Treiben der dreisten Dillinger Biberstehl­er Einhalt zu gebieten. O

Der 12. Dillinger Narrenspru­ng startet am Sonntag, 15. Januar, um 14.11 Uhr mit einem Böllerschu­ss. Bereits um 10 Uhr findet ein Gottesdien­st in der Studienkir­che statt. Um 11 Uhr ist Frühschopp­en in der Stadthalle. Um 13.15 Uhr beginnt die Sprungaufs­tellung in der Rosenstraß­e. Nach dem Narren sprung ist buntes Treiben im Stadtsaal und Party in der Aula der Grundschul­e (Ein tritt ab 18 Jahre).

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Foto: von Neubeck Als Biber (Truthähne) und Biberstehl­er ist die Dillinger Narrenzunf­t unterwegs. Beim Narrenspru­ng am Sonntag hoffen die Mitglieder auf viele Zuschauer.

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