„Ich werde euch das Gehirn rauspusten“
Prozess Ein 19-Jähriger aus dem Kreis Dillingen drohte seine Berufsschule in Donauwörth in die Luft zu sprengen
Dillingen Mit einem amüsierten Grinsen nimmt der 19-Jährige auf der Anklagebank Platz. Doch wenn Thomas Spiegl, Schulleiter der Kolping-Berufsschule Donauwörth, daran denkt, was der junge Mann im September während des Unterrichts an der Schule äußerte, dann ist ihm ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Schon immer, sagt der Pädagoge, der die Klasse für Jugendliche ohne Ausbildung leitet, sei der 19-Jährige aus dem Landkreis Dillingen sehr unruhig gewesen, könne kaum still sitzen.
So auch an diesem Tage. Wie ein Tiger sei er im Klassenzimmer umhergelaufen. „Er redet dann dabei, ohne einen direkt anzuschauen, vor sich hin. Aber trotzdem klar verständlich.“Und das, was der Schüler diesmal von sich gab, veranlasste den Schulleiter dazu, das bei der Polizei zu melden. „Ich werde euch das Gehirn rauspusten. Und Sie bringe ich um. Sie werde ich foltern“, soll der junge Mann gesagt und auch damit gedroht haben, die Schule in die Luft zu sprengen.
Als Richterin Gabriele Held den jungen Mann, der ohne Verteidiger zur Verhandlung gekommen ist, dazu befragt, will er erst einmal gar nichts dazu sagen. Doch dann gibt er zu, dass die Drohungen so gefallen sind. „Ich habe es ja gar nicht zu ihm gesagt, sondern zu einem Kollegen. Und es war ein Witz, es war ja gar nicht ernst gemeint“, sagt der junge Mann. Warum er die Drohungen ausgesprochen hat, darauf hat der junge Mann, der immer wieder zu seiner Mutter im Zuschauerraum blickt, keine rechte Antwort. „Gute Frage, nächste Frage“, sagt er lapidar und erklärt dann noch, dass ihn der Lehrer einfach schon lange aufgeregt habe: „Ich habe das nicht vorgehabt. Aber ich kann den nicht ausstehen.“
Thomas Spiegl sagt, der Schüler habe den Unterricht als seine Bühne genutzt, um ihn grundlos zu beleidigen. Er habe die Drohungen ihm gegenüber nicht als massiv gefährlich eingeschätzt, sagt der Pädagoge. „Aber ich kann nicht einschätzen, was er unter den Umständen, in denen er sich befindet, bereit ist zu tun.“Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, den Vorfall aktenkundig zu machen. Auch, damit man der Schule, falls doch etwas passieren würde, keine Untätigkeit vorwerfen könne.
Als dann schließlich die Polizei in die Schule kam, um ihn zur Vernehmung mitzunehmen, musste der 19-Jährige, der sich weigerte so mitzukommen, in Handschellen abgeführt werden. Doch auch das machte offenbar keinen großen Eindruck auf ihn. Denn als er wieder in die Klasse zurückkam, habe er die Gelegenheit dazu genutzt, wieder zu drohen. „Ich komme wieder, mit 300 Personen“, habe er gesagt. „Wir haben versucht mit ihm zu reden. Auch wegen einer Heimunterbringung. Aber das hat nichts gebracht.“So wurde der junge Mann, der eine Ausbildung abgebrochen hatte, vier Wochen nach dem Vorfall schließlich der Schule verwiesen. „Ein weiterer Unterricht in der Form war nicht möglich.“
Zu Hause, sagt die Mutter, laufe es mittlerweile wieder besser. Doch in der Zeit, in der auch der Vorfall in der Schule war, da sei es so schlimm gewesen, dass sie ihn auf die Straße setzte. Für einige Wochen kam er bei der Oma unter. Mittlerweile ist er wieder bei seinen Eltern. Und lebt, wie er im Prozess sagt, nun auch wieder drogenfrei. Täglich habe er eine Zeit lang Kräuter konsumiert. Auch zu der Zeit, zu der er die Drohungen in der Schule aussprach.
Jugendrichterin Gabriele Held verwarnte den jungen Mann schließlich wegen Bedrohung. Er soll in einem zweiwöchigen Dauerarrest über die Sache nachdenken und auch über sein Leben und wie es weitergehen soll, so die Richterin. „Es ist höchstnotwendig, dass du merkst, dass so was nicht funktioniert. Es sind schon Vorfälle passiert, wo Schüler ausgetickt sind. Das geht nicht und das ist nicht mit einem Grinsen abzutun“, sagte Held. Und machte klar, dass beim nächsten Vorfall eine Jugendstrafe fällig ist.
„Ich habe das nicht vorgehabt. Aber ich kann den nicht ausstehen.“
Der Angeklagte