Die Schöne und das Biest
Serie Die Turmuhren des Dillinger Stadt- und Hochstiftmuseums haben ihre Eigenheiten
In Museen des Landkreises Dillingen schlummern wahre Raritäten. Wir werden einige davon in den nächsten Monaten in einer losen Folge vorstellen. Dillingen Sie sind wirklich höchst verschieden, die beiden Turmuhren im Stadt- und Hochstiftmuseum Dillingen. Davon kann man sich am Sonntag, 15. Januar, überzeugen, wenn um 15 Uhr die beiden Uhren beim ersten „Museum spezial“von Peter König vorgestellt werden.
Die „Schöne“, um beim Märchentitel zu bleiben, ist die Turmuhr des ehemaligen Kapuzinerklosters. Sie wurde 1899 von der Firma Pechmann in Roggenburg gebaut und für 1025 Reichsmark an das Kloster geliefert. 1995 wurde sie von dieser Firma restauriert und bekam ihren Platz im Treppenhaus des Museums. Sie ist eine wahre Augenweide. Prächtig harmoniert das rot lackierte Gestell mit den vielen goldgelben Messingteilen und dem silbernen Stahlseil der drei Antriebswerke für die Zeiger, den Viertelstunden- und Stundenschlag. Und diese Uhr macht es dem Betrachter leicht, die technischen Abläufe zu erkennen.
Die andere Uhr, also „das Biest“, wurde 1854 von der königlich bayerischen Turmuhrenfabrik Johann Mannhardt in München gebaut und tat bis Dezember 1961 ihren Dienst im Mitteltorturm. In den Achtzigerjahren fand sie nach einer gründlichen Restaurierung ihren Platz im Museum. Diese Uhr ist schon wegen der dunklen Farben viel weniger ansehnlich gestaltet. Wenn man das Aufziehen der Gewichte versäumt, laufen Uhr- und Schlagwerk unterschiedlich ab. Dann wird die Uhr zum „Biest“, schlägt zum Beispiel um 10 Uhr halb sechs und lässt sich nur schwer auf Vordermann bringen. Auch rutscht gelegentlich beim unachtsamen Hochziehen der Gewichte das Hanfseil von der Trommel, das nimmt „das Biest“sehr übel. Allerdings wird im Märchen aus dem Biest ein Prinz. Und unsere Uhr? Die zeigt sich dem interessierten Betrachter schließlich als Meisterwerk mit vielen technischen Raffinessen. In dieses Biest kann man sich verlieben!