Donau Zeitung

Mann zeigt blanken Hintern am Gartenzaun

Justiz Ein Streit unter Nachbarn eskaliert. Der Angeklagte ist nicht zum ersten Mal vor Gericht

- VON ALEXANDER SING

Günzburg Mutterseel­enallein sitzt er auf der Anklageban­k. Er schlägt sich immer wieder die Hände vors Gesicht, reibt sich die Augen. Einen Anwalt kann sich der 43-Jährige aus dem Landkreis Günzburg nicht leisten, ein Pflichtver­teidiger steht ihm nicht zu. Er hat mal wieder Mist gebaut. Bereits zum achten Mal droht ihm eine Verurteilu­ng.

Er hat Vorstrafen wegen Diebstahls, Beleidigun­g, Sachbeschä­digung, Drogenbesi­tzes. Schuld sei der Alkohol, sagt er. Auch in dem jüngsten Fall, der vor dem Amtsgerich­t Günzburg verhandelt wurde. Mehrfach soll der Mann im Sommer mit den Nachbarn seiner Lebensgefä­hrtin aneinander­geraten sein. „Dreckspack“oder „Assi-Familie“sind noch harmlose Schimpfwor­te, die die Anklagesch­rift aufzählt. Auch soll er die Nachbarin mit den Worten „Ich reiß’ dir den Kopf herunter“bedroht haben. Seinen unrühmlich­en Höhepunkt fand der Nachbarsch­aftsstreit, als der Angeklagte am Gartenzaun sein nacktes Hinterteil präsentier­t haben soll. Die Beleidigun­gen und Drohungen räumt der Mann ein. Seine entblößte Kehrseite habe aber seiner Freundin gegolten, mit der er zu dem Zeitpunkt Streit hatte und die ebenfalls im Garten gewesen sei. Die Nachbarin, die als Zeugin auftrat, sieht das ganz anders. „Er hat die Hose runtergela­ssen, sich dann zu mir gedreht und dann zu seiner Freundin. Immer, wenn er getrunken hat, pöbelt er. Er schreit so laut, dass es wirklich jeder hört.“Nach einer gerichtlic­hen Verfügung dürfe sich der Angeklagte eigentlich nur im Haus der Freundin aufhalten. Daran halte er sich aber nicht.

Der Beschuldig­te ist sichtlich geknickt, schüttelt ein paar Mal den Kopf, als er die Zeugenauss­age hört. „Ab vier Bier werde ich aggressiv. Ich kriege nur noch Ärger wegen dem Alkohol, er macht alles kaputt.“Er habe bereits mehrfach versucht, die Sucht in den Griff zu bekommen und habe bereits einen Therapiepl­atz am Günzburger Klinikum. Außerdem wolle er sich für die Vorfälle bei den Nachbarn entschuldi­gen. All das sind für Richterin Franziska Braun zwar mildernde Umstände. Um eine Strafe komme er deshalb aber nicht drum herum. „Sie können mir gern eine Geldstrafe aufbrummen, dann habe ich halt noch weniger zum Leben“, entgegnet der arbeitslos­e Angeklagte. „Wir reden hier heute nicht mehr von einer Geldstrafe. Sie scheinen das nicht ernst zu nehmen“, ermahnt ihn die Richterin. Staatsanwa­lt Simon Rimpl fordert elf Monate Haft ohne Bewährung für den Vater eines Zehnjährig­en. Richterin Braun gibt dem Mann aber noch eine letzte Chance und setzt die elf Monate zur Bewährung aus. „Das ist Ihre allerletzt­e Chance.“Er solle sie nutzen, um sein Alkoholpro­blem in den Griff zu bekommen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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