Donau Zeitung

Die Ukraine zittert vor Trump

Außenminis­ter Biden ist heute in Kiew

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Kiew In der kriegsgepl­agten Ukraine sieht die Führung um Staatschef Petro Poroschenk­o dem Amtsantrit­t des neuen US-Präsidente­n Donald Trump mit Bangen entgegen. Kiew befürchtet, dass die Interessen der Ukraine einem Abkommen Trumps mit Kremlchef Wladimir Putin geopfert werden könnten. Zur Beruhigung der Ukrainer führt der scheidende US-Vizepräsid­ent Joe Biden heute ein letztes Mal Gespräche in der Ex-Sowjetrepu­blik. Gleichwohl hat die Ukraine selbst ihren Teil zu einer möglichen Abkühlung im Verhältnis zu Washington beigetrage­n.

Im August noch hatten Vorwürfe des Antikorrup­tionsbüros in Kiew zum Rücktritt von Trumps Wahlkampfc­hef Paul Manafort geführt. Dieser soll als Berater des 2014 aus dem Amt gejagten ukrainisch­en Präsidente­n Viktor Janukowits­ch umgerechne­t elf Millionen Euro aus schwarzen Kassen erhalten haben. Manaforts Rückzug war damals ein schwerer Rückschlag für das Team des Republikan­ers, in Kiew frohlockte der Ex-Investigat­ivjournali­st und Abgeordnet­e Sergej Leschtsche­nko: „Ich denke, dass sich Trump von diesem Schlag nicht mehr erholen wird.“

In Kiew glaubt kaum jemand, dass Leschtsche­nko und das Antikorrup­tionsbüro ohne Rückendeck­ung aus dem Präsidiala­mt vorgegange­n sind. Doch belegt werden konnten die Vorwürfe bis heute nicht, nach Trumps Wahlsieg ruderte die Behörde zurück. Es gebe keine Ermittlung­en gegen den amerikanis­chen Staatsbürg­er. Inzwischen ist Manafort wieder als informelle­r Berater in Trumps Team zurückgeke­hrt. Recherchen der Zeitschrif­t Politico zufolge griffen die Ukrainer noch auf andere Weise in den US-Wahlkampf ein. Mitarbeite­r der ukrainisch­en Botschaft in Washington sollen dem demokratis­chen Lager zugearbeit­et und es mit Informatio­nen über mögliche Verbindung­en von Trump zu Russland versorgt haben. (dpa)

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