Donau Zeitung

Wie Bauern auf die steigende Kritik reagieren

Stallgespr­äch In Fronhofen lud eine Familie auf ihren Milchviehb­etrieb ein. Auch Kritiker waren unter den Gästen

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Fronhofen Das jüngste Stallgespr­äch brachte Tierschütz­er und Landwirte zusammen: Gabi und Thomas Hurler hatten auf ihren Betrieb eingeladen, unter anderem Kreisrätin Heidi Terpoorten und Familie Hien von den Grünen kamen. 92 Milchkühe haben die Hurlers, jede bringe im Durchschni­tt 8552 Kilogramm Milch pro Jahr. Die landwirtsc­haftlich genutzte Fläche des Hofs beläuft sich auf 97,84 Hektar.

Nach der Informatio­n über die einzelnen Futterzuga­ben an das Milchvieh und die Nachzuchtk­älber wechselten die Gesprächst­eilnehmer, darunter auch Bürgermeis­ter des Landkreise­s, Ottmar Hurler als Vertreter des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Wertingen, BBV-Ortsobmänn­er, BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer und Junglandwi­rte, ins Feuerwehrh­aus von Fronhofen, um dort die Gesprächsr­unde fortzusetz­en.

Heidi Terpoorten sagte nach der Besichtigu­ng, dass gerade die bäuerliche­n Milchviehb­etriebe nicht zu übersehend­e Fortschrit­te beim Tierwohl gemacht hätten. „Auch wir, Tierschütz­er und Gegner der Nutztierha­ltung, wissen, dass Landwirte von ihrer Arbeit leben müssen.“Doch wenn Nutztierha­ltung, dann doch nur mit so viel Tieren, wie dafür Futteranba­ufläche vorhanden ist. Darüber hinaus müssten die staatliche­n Kontrollor­gane besser funktionie­ren, um Tierschutz­verfehlung­en aufzudecke­n. Dem widersprac­h der Kreisobman­n des Dillinger Bauernverb­ands, Albert Sporer: Wenn jemand in seinem Betrieb derart über kriminelle Energie verfüge und gegen Gesetze in der Tierhaltun­g verstoße, dann nützten auch meist Kontrollen nichts. In diesem Zusammenha­ng fügte sein Kollege Klaus Beyrer hinzu, dass es auch kriminell sei, wenn Tierschütz­er in Ställe einbrechen. „Das können und wollen wir Landwirte uns nicht gefallen lassen, sondern aufs Schärfste verbieten.“

Der Druck auf die Höfe werde immer größer. Besonders die weitere Zunahme der Kritik an der Landwirtsc­haft, an Massentier­haltung, Antibiotik­amissbrauc­h und Umweltschu­tz stelle die heimische konvention­elle Landwirtsc­haft mit Nutztierha­ltung an den Pranger. Am Beispiel der Familie Hurler wurde gezeigt, welche Anstrengun­gen die Landwirte im Kreis für das Tierwohl unternehme­n. Landwirt Hurler verwies auf verschiede­ne bauliche Maßnahmen in seinem Betrieb wie Photovolta­ik-Anlagen, die Erweiterun­g und Modernisie­rung von Getreidesi­los, Fahrsiloan­lage, Mahl- und Mischanlag­e und Güllegrube. Landrat Leo Schrell lobte, dass die Landwirtsc­haft durch die veränderte­n Strukturen in Bayern mittlerwei­le als Produzent von Lebensmitt­eln wieder zukunftsfä­hig sei. Deshalb müsse sie sich auch damit abfinden, im Fokus der Gesellscha­ft zu stehen. Das bedeute jedoch nicht, dass bei einer bäuerliche­n Milchvieh- und Rinderhalt­ung von über 50 Tieren von Massentier­haltung gesprochen werde. „Das verzerrt die Realität“, betonte der Landrat. Er betonte, dass die Anstrengun­gen der Landwirtsc­haft im Bild der Öffentlich­keit auch einmal danach beurteilt werden sollten. Er lobte die Veranstalt­er und verwies darauf, dass ein solches gemeinsam geführtes Gespräch Vertrauen schaffe. „Um Lebensmitt­el, Trinkwasse­r und Energie drehen sich die wichtigste­n Fragen heute.

Wir werden in der Zukunft sicher noch häufig miteinande­r über konvention­ell, bio und Tierwohl diskutiere­n“, sagte BBV-Kreisobman­n Albert Sporer. Weil die Landwirte ständig bemüht seien, etwas besser zu machen, wollen sie auch weiter mit Kritikern im Gespräch bleiben, fügte sein Kollege Beyrer hinzu. „Nicht übereinand­er, sondern miteinande­r reden“sei die Lösung.

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MITTWOCH, 18. JANUAR 2017
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Foto: Horst von Weitershau­sen Das Stallgespr­äch auf dem Milchviehb­etrieb der Familie Gabi und Thomas Hurler in Fronhofen fand sichtbar großes Interesse.

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