Donau Zeitung

Welche Geldanlage Experten empfehlen

Finanzen Viele Landkreisb­ürger setzen nach wie vor auf klassische Konten, stellt der Kreisverba­nd der Raiffeisen- und Volksbanke­n für 2016 fest. Warum Experten zu Alternativ­en raten

- VON KATRIN FISCHER

Landkreis Es gibt Menschen, die haben ihr Leben lang gearbeitet und gespart. Viele haben vor Jahren einen langfristi­gen Plan geschmiede­t: Wenn sie im Rentenalte­r rund 100000 Euro zusammen haben, bekommen sie dank Zinsen einen monatliche­n Betrag, eine Art zusätzlich­e Rente. Aus diesen Plänen wird aber nichts – in NullzinsZe­iten. Im März hat die Europäisch­e Zentralban­k den Leitzins auf null Prozent gesenkt. Das wirkt sich direkt auf den Zinssatz aus, den Sparer auf ihr Guthaben bekommen.

„Vor Kurzem war ein 70-Jähriger bei mir, der hat seine Lebensvers­icherung ausbezahlt bekommen. Er rechnete einmal mit 3000 Euro Zinsen monatlich. Jetzt bekommt er nichts oben drauf“, erzählt Alexander Lehmann. Die beiden Vorsitzend­en des Kreisverba­nds der Volksbanke­n Raiffeisen­banken im Landkreis Dillingen, Lehmann und Alexander Jall, haben in jüngster Zeit viele solcher Gespräche geführt.

Die Vorsitzend­en haben die Zahlen für das Jahr 2016 zusammenge­tragen. Ein Blick darauf zeigt: Die Landkreisb­ürger setzen trotz allem noch auf klassische Modelle, wie Girokonten oder Sparbücher. Die Summe der Kundeneinl­agen bei der Bank ist gestiegen, von 1229 Millionen Euro auf 1272 Millionen Euro. „Die Deutschen lieben das Sparbuch“, sagt Lehmann. Doch zurzeit lohne es sich nicht, sein Geld auf diese Weise anzulegen.

Die Vorsitzend­en raten stattdesse­n zu Fonds-Sparplänen. Dabei zahlen Kunden regelmäßig einen Geldbetrag ein und investiere­n damit zum Beispiel in ein Paket aus verschiede­nen Aktien. Durch die Bandbreite soll das Risiko gesenkt werden. Fonds sind dennoch risikoreic­her als ein Sparbuch, bieten aber auch mehr Chancen auf Gewinne. Was sich viele Menschen fragen: Was machen die Experten selbst mit ihrem Geld? „Ich habe zum Beispiel vor 17 Jahren angefangen, in einen Fonds einzuzahle­n“, erzählt Lehmann. Anfangs habe es nicht gut ausgesehen. „Ich war jahrelang im Minus.“Gegen 2008 hätten sich die Aktienkurs­e aber wieder erholt. Jetzt, 2017, strahle er übers ganze Gesicht, sagt er.

Eigene Erfahrunge­n hin oder her – der Leiter der Filiale in Bissingen hat die Erfahrung gemacht, dass Aktien und andere Alternativ­en den Kunden im Landkreis zu unsicher sind. Während die Einlagen bei den Banken selbst um 3,5 Prozent gestiegen sind, hat das Anlagevolu­men, das die Banken für Verbundpar­tner, wie zum Beispiel Union Investment, verwalten, nur um 1,8 Prozent zugenommen. Stattdesse­n hätten sich leider viele damit abgefunden, dass sie bei der Bank keine Zinsen für ihr Geld bekommen, sagt auch Jall. Nur die junge Generation sei Alternativ­en gegenüber aufgeschlo­ssener.

Im Moment zeigen viele Prognosen, dass sich die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k vorerst nicht ändern wird. Damit will die Europäisch­e Zentralban­k erreichen, dass die Banken Kredite bereitstel­len. Das Kreditvolu­men der Raiffeisen- und Volksbanke­n im Landkreis Dillingen ist im vergangene­n Jahr gestiegen – von 923 Millionen Euro auf 956 Millionen Euro. Darunter sind zum Beispiel auch viele Kredite für Menschen, die sich ein Haus bauen wollen. Die Begleiters­cheinung dieser EZB-Politik: Für das Geld, das die Banken horten, müssen sie selbst eine Art Strafe bezahlen. Das heißt: Für die 1272 Millionen Euro, die die Kunden im Landkreis derzeit bei den Filialen des Kreisverba­nds liegen haben, bezahlen die Banken Strafzinse­n. Die erste Bank, die diese Negativzin­sen an ihre Kunden weitergege­ben und diese für ihre Einlagen zur Kasse gebeten hat, war die Raiffeisen­bank Gmund am Tegernsee.

Bei den Raiffeisen­banken im Landkreis kommen die Kunden derzeit noch bei null raus. Doch Jall und Lehmann können nicht dauerhaft dafür garantiere­n, dass auf ihre Kunden keine Abzüge zukommen. „Bislang schlucken wir die Negativzin­sen“, sagt Jall auch mit Blick auf die gestiegene­n Kundeneinl­agen. „Aber wir wissen nicht, wie die Entwicklun­g weitergeht.“Derzeit müssen Privatkund­en noch nicht damit rechnen, dass die Kosten der Bank auf sie umgewälzt werden. Doch einige Großkunden werden bereits von den Filialen des Kreisverba­ndes zur Kasse gebeten, berichtet Jall.

Die Finanzwelt wird immer komplizier­ter, und es ist die Aufgabe der Bankberate­r, ihren Kunden die Auswirkung­en zu erklären. Parallel sind jedoch viele Banken dabei, ihr Filialnetz zu straffen. Auch der Kreisverba­nd Dillingen der Raiffeisen­banken Volksbanke­n hat im Jahr 2017 weniger Filialen als noch ein Jahr zuvor. Fünf Filialen im Landkreis Dillingen sind seit Kurzem geschlosse­n: Haunsheim, Syrgenstei­n, Bächingen, Blindheim und Lutzingen. „Die Filialen haben selbststän­dig beobachtet, wie viele Besucher sie noch haben. Darauf basierten diese Entscheidu­ngen“, sagt Jall. Die Zahl der Bankautoma­ten sank von 45 auf 37.

Diese Entwicklun­g soll aufgefange­n werden durch ein ausgebaute­s Online-Angebot der Raiffeisen­und Volksbanke­n. Kunden können bereits vieles mit Handy, Laptop oder Tablet erledigen: ihren Kontostand abrufen oder zum Beispiel Geld überweisen. Jall und Lehmann würden sich wünschen, dass ihre Kunden einmal alles auf einen Blick haben: Ihre Versicheru­ngen, ihre Sparkonten – einfach alle Verträge, die sie bei ihrer Bank abgeschlos­sen haben, sollen Kunden über einen Online-Kanal verwalten können. „Im Moment können wir dieses Omnikanalk­onzept noch nicht anbieten, doch wir sind auf dem Weg dahin“, sagt Jall. Das heiße aber nicht, dass die persönlich­e Beratung nicht nach wie vor einen wichtigen Stellenwer­t einnimmt. „Vor allem im ländlichen Bereich werden wir weiterhin gut aufgestell­t bleiben“, sagt Jall.

„Ich war mit meinem Aktienfond­s jahrelang im Minus. “

Alexander Lehmann

„Vor allem im ländlichen Bereich sind wir gut aufgestell­t.“

Alexander Jall

 ??  ??
 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Viele Kinder sind mit einem Sparschwei­n oder einem Sparbuch aufgewachs­en. Sein Geld auf die Seite zu legen war einmal selbstvers­tändlich. Doch inzwischen bekommen Sparer keine Zinsen mehr für ihr Geld. Auch Bürgern aus dem Landkreis Dillingen empfehlen...
Symbolfoto: Alexander Kaya Viele Kinder sind mit einem Sparschwei­n oder einem Sparbuch aufgewachs­en. Sein Geld auf die Seite zu legen war einmal selbstvers­tändlich. Doch inzwischen bekommen Sparer keine Zinsen mehr für ihr Geld. Auch Bürgern aus dem Landkreis Dillingen empfehlen...
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany